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Workshop: Die Predigt als symbolische Form. Theologische, literaturwissenschaftliche und historische Perspektiven

George Fox preaching in Maryland

George Fox preaching in Maryland

George Fox preaching in Maryland

Termin: 31.03.-01.04.2021
Ort: Berlin
Organisation: Ruth Conrad (Berlin), Daniel Weidner (Halle)

Programm
Workshop Predigt als symbolische Form.pdf (6,3 MB)  vom 11.02.2022

Die Predigt, also die im Rahmen einer religiösen Kulthandlung institutionalisierte Rede, ist eine zentrale Kultur- und Ausdrucksform und bis weit in die Moderne ein wichtiges Massenmedium. Noch in postsäkularen Gesellschaften sind Predigten keineswegs obsolet, sondern bleiben in zahlreichen religiösen Gemeinschaften eine herausgehobene Praxis, in der gemeinsame wie auch höchste Werte ausgehandelt werden, eine Gemeinschaft sich ihres eigenen Selbstverständnisses versichert und den Einzelnen auf seinem Heilsweg begleitet, indem sie ihn zum Glauben und zur Zugehörigkeit zur Gemeinschaft einlädt, ihm religiöses Wissen vermittelt und seine Lebensführung orientiert und diszipliniert.

Kulturtheoretisch lassen sich Predigten als symbolische Handlungen beschreiben, die auf kulturelle Bedeutung zurückgreifen und diese zugleich erzeugen. Vorhaben des Workshops ist es, diese Handlungen über ihre Form zu analysieren und die Predigt als symbolische Form zu verstehen.

Der kulturtheoretische Grundbegriff der symbolischen Form beschreibt Zeichensysteme und -praktiken, welche kulturelle Sinnwelten konstituieren und sich durch eine Verweisungsstruktur auszeichnen, in der etwas aktuell Gegebenes für etwas nicht Gegebenes steht. Sie sind durch ein „Ineinander von Transzendenz und Immanenz“ (Ernst Cassirer) gekennzeichnet, das der Erfahrung Form gibt und sowohl als Vermittlung wie auch als Spannung beschrieben werden kann. Und sie werden als „Formen geistigen Produzierens“ gedacht, also nicht als fertig vorliegende Schemata, sondern eher als Potentialitäten, die Funktionen von Ausdruck, Darstellung, und Bedeutung miteinander verbinden.

Die Beschreibung der Predigt als symbolische Form könnte es – so die zu diskutierende These – erlauben, die Vielfalt der verschiedenen Formen und Funktionen von Predigten in verschiedenen historischen, literaturwissenschaftlichen und theologischen Kontexten zu erfassen. Bei aller Situationsgebundenheit zeichnen sich Predigten durch ein hohes Maß an Konstanz aus, das gerade durch ihre Form vermittelt wird. Man kann sogar vermuten, dass bestimmte formale Momente wie der komposite und serielle Charakter der Predigt gleichermaßen Varianz und Konstanz ermöglichen und hervorbringen. Die immer neue Aktualisierung kanonischer Texte verbindet Situationsvielfalt und Sinn- und Normeinheit und führt selbst zu immer neuen Formen, inklusive komplexer medialer Konfigurationen. Als serielle Handlung aktualisiert jede Predigt die Sinngesamtheit der religiösen Tradition neu, wird aber ihrerseits von der Serie der Predigten getragen. Verstanden als symbolische Form, lässt sie sich als Art und Weise der Erzeugung kultureller Bedeutung verstehen, die sich ihrerseits in ein Kontinuum von Formen auseinanderlegt.

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