Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Mittelhochdeutsche Grammatik

Arbeitsgruppe (nach dem Ende der DFG-Förderung, ab 2010)

Halle: Prof. Dr. Hans-Joachim Solms, Mitarbeiter
Bochum: Prof. Dr. Klaus-Peter Wegera, Mitarbeiter
(www.uni-bochum.de/wegera)
Bonn: Prof. Dr. Thomas Klein, Mitarbeiter
(www.mittelhochdeutsche-grammatik.de)

Vorhaben

Das zwischen 1997 und 2009 durch die DFG geförderte und seitdem am Lehrstuhl weiter fortgesetzte Projekt steht im Zusammenhang mit den seit spätestens Anfang der 90er Jahre artikulierten Überlegungen, eine neue, wissenschaftliche Grammatik des Mittelhochdeutschen zu erarbeiten. Schon seit dem Beginn einer Grammatikographie des Mittelhochdeutschen im 19. Jahrhundert ist die Kritik formuliert worden, die Grammatiken lieferten eine nur unvollständige oder gar mangelhafte Kenntnis der mittelhochdeutschen Sprache: Die Konzentration auf Texte der sog. ‘‘hochhöfischen Zeit’’ und das Konstrukt eines in den Textausgaben aufscheinenden ‘‘unwandelbaren Hochdeutschen’’ hat dazu geführt, die über die Grammatiken formulierte Sprache als ‘‘nurmehr einen schönen Schein’’, gar als ein ‘‘Esperantomittelhochdeutsch’’ zu qualifizieren.
Aus dieser Kritik folgten jedoch keine wirklichen Neuansätze, da insbesondere die theoretischen und methodologischen Probleme solcher Forschung ungelöst waren.  Erst in der sprachgeschichtlichen Forschung der letzten Jahrzehnte (zu nennen sind insbesondere die Forschungen zur ‘‘Grammatik des Frühneuhochdeutschen’’) wurden (korpus)theoretische, methodologische und insbesondere auch technische Möglichkeiten zur Erfassung und Beschreibung nicht-normalisierter Sprachstufen erprobt, so dass in diesem Projekt eine Lösung auch des ‘‘Mittelhochdeutsch-Problems’’ versucht wird.
Es hatte sich eine Arbeitsgruppe formiert, die bis jetzt an dem Ziel einer neuen, wissenschaftlichen Grammatik des Mittelhochdeutschen arbeitet, die dermaleinst das bisherige Standardwerk (Paul, Mittelhochdeutsche Grammatik, 25. Aufl. Tübingen 2007) ablösen wird. Als erster Band der neuen Grammatik ist bisher erschienen: Thomas Klein, Hans-Joachim Solms, Klaus-Peter Wegera. Mittelhochdeutsche Grammatik. Teil III: Wortbildung. Erarbeitet von Birgit Herbers, Thomas Klein, Aletta Leipold, Eckhard Meineke, Simone Schultz-Balluff, Heinz Sieburg, Hans-Joachim Solms, Sandra Waldenberger, Klaus-Peter Wegera. Tübingen: Niemeyer, 2009. Der nächste Band (Teil II: Flexionsmorphologie) erschien 2017.

Text-Korpus

In einer ersten Projektphase von 1997 bis 1999 wurden die Korpustexte (ausschließlich handschriftliche Quellen) an den drei Arbeitsstellen maschinell erfasst. Die Texteingabe erfolgte, von der authentischen Handschrift ausgehend, nach genau festgelegten Eingabekonventionen, sodass über ein einheitliches, in digitalisierter Form vorliegendes Textkorpus verfügt wurde, das die ideale Voraussetzung für die wissenschaftlich-grammatische Analyse darstellte. Diese Textgrundlage (sog. "Bochumer Mittelhochdeutsch Korpus" = BoMiKo) bietet einen umfassenden Ausschnitt der überlieferten Sprache des Mittelalters, da die vorhandenen Texte soweit möglich gleichmäßig nach bestimmten Zeiträumen, Sprachlandschaften und Textsorten ausgewählt und deren Besonderheiten in sprachlicher, dialektaler und graphischer Hinsicht berücksichtigt und erfasst wurden.

Struktur des "Bochumer Korpus"
Zeiträume:
I: 1070-1150
II: 1150-1200
III: 1200-1250
IV: 1250-1300
V: 1300-1350

Sprachräume:
1. Bairisch
2. Bairisch-alemannischer Übergangsraum/Schwäbisch
3. Alemannisch
4. Westmitteldeutsch
(4a. Mittelfränkisch und 4b. Rheinfränkisch-hessisch)
5. Ostmitteldeutsch/Hessisch-thüringisch
6. Ostfränkisch

Textsorten: Verstexte; Prosatexte; Urkunden.

Das maschinenlesbar aufbereitete Korpus umfasst 102 Texte
mit ca. 1 000 000 Wortformen.   (vgl. dazu: Klaus-Peter Wegera: Grundlagenprobleme einer mittelhochdeutschen Grammatik. In: Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. Band 2, 2. Aufl. Berlin/New York 2000)

Projektphasen

Projektphase zur Wortbildung (abgeschlossen)
In dieser Projektphase erfolgte die Erarbeitung der Wortbildung anhand des gespeicherten und teilweise durch grammatische Indizes erschlossenen Korpusmaterials. Das relativ große Feld der Wortbildung wurde auf die verschiedenen Arbeitsstellen, die methodologisch vergleichbar auf der gemeinsamen Basis des Korpusmaterials arbeiten, verteilt:
In Bochum wurde die Substantivwortbildung, in Bonn die Wortbildung der Adjektive erarbeitet. Die MitarbeiterInnen in Halle beschäftigten sich mit der gesamten Wortbildung des Verbs sowie mit der Adjektivkomposition.
Auf der Basis des Belegmaterials wurden das Inventar der Wortbildungsmittel, die semantisch-syntaktischen Bedingungen ihrer Verwendung sowie die genutzten Wortbildungsmuster und -regularitäten beschrieben. Die Vorgehensweise knüpft einerseits an die Arbeiten der Forschungsstelle Innsbruck des Instituts für Deutsche Sprache, andererseits an die DFG-geförderten Projekte zur Erschließung der frühneuhochdeutschen Wortbildung an (‘Wortbildung im Frühneuhochdeutschen’ in Bonn und Augsburg, ‘Wortbildung bei Dürer’ in Erlangen, ‘Wortbildung in wissensvermittelnden Texten des späten Mittelalters’ in Würzburg).

Projektphase zur Flexionsmorphologie/Lautlehre
In der aktuellen Projektphase werden anhand des „Bochumer Mittelhochdeutsch Korpus“ (= BoMiKo), dessen Texte mittlerweile vollständig elektronisch erfasst und lemmatisiert vorliegen, alle Bereiche der Flexionsmorphologie analysiert. Dabei sind die Verteilungen der Arbeitsgebiete auf die einzelnen Projektstellen analog zur Projektphase `Wortbildung` beibehalten worden.
In Bochum wird die Flexionsmorphologie der Substantive, in Bonn die der Adjektive erarbeitet. Die Mitarbeiter in Halle beschäftigen sich mit der Flexionsmorphologie der Verben. Zudem wird parallel die Lautlehre erarbeitet.

Projektphase zur Syntax
In der letzten Projektphase erfolgt die Erarbeitung der mittelhochdeutschen Syntax wiederum an allen drei Arbeitsstellen. Zusätzlich besteht hier Kooperation zu Prof. Dr. H.-P. Prell (Oslo).

Für die Analyse der Projektphasen `Wortbildung’ und `Flexionsmorphologie’ wird selbstentwickelte Software der Projektstelle Bonn verwendet. Zudem wurden in Halle zur Lösung spezifischer thematischer Analyseanforderungen und zur Ergebnisverwaltung in Zusammenarbeit mit einem Programmierer spezielle Datenbanken vorwiegend auf Basis von MySQL entwickelt. Diese Arbeitsmittel werden z.T. auch im universitären Unterricht eingesetzt und können von den Studierenden für ihre Forschungen im Rahmen der jeweiligen Seminare genutzt werden.

Kontakt

Bei inhaltlichen Fragen zum Projekt:
Prof. Dr. Hans-Joachim Solms:

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