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Lehrveranstaltungen

Aktuelle Lehrveranstaltungen

Seminar: Grundlagen der neueren deutschen Literaturwissenschaft: Literatur verstehen (di 8-10 Uhr / mi 8-10)

Was oder wer ist Odradek? Wer spricht, wenn ein Toter erzählt? Wo ist eigentlich Combray?
Antworten auf diese Fragen gibt die Literaturwissenschaft – und unser Seminar.
Wir lernen darin, was es bedeutet, Literatur zu verstehen. Diese  grundlegende Aufgabe steht am Anfang des Studiums der  Literaturwissenschaft und beschäftigt uns anhand von vielen Beispielen  in diesem Seminar. Wie und wozu lesen wir Literatur? Was macht und kann  Literaturwissenschaft als methoden- und regelgeleitete Disziplin im  Umgang mit Literatur? Welche Theorien und Methoden bietet die  Literaturwissenschaft, um konkrete Texte und Kontexte zu verstehen?  Anhand von theoretischen und literarischen Texten besprechen wir  grundlegende Konzepte wie Text, Sprache, Autor*in, Werk, Gattung,  Diskurs, Kanon und Gender. Mit Rückgriff auf Ihre eigenen  Leseerfahrungen und Literaturkenntnisse erarbeiten wir im Seminar  gemeinsam grundlegendes methodologisches Handwerkszeug für’s  Literaturwissenschaftsstudium.

Vorlesung: KI im philologischen Kontext: Grundlagen, Praktiken, Reflexion, Kritik (di 12-14 Uhr)

Large Language Models haben die tägliche Arbeit, in Forschung und Lehre,  in den Philologien fundamental verändert. Studierende und Lehrende,  Personen in Forschung und Forschungsinfrastruktur können sich von  verschiedenen Modellen helfen lassen, Texte zu schreiben, zu annotieren,  zu übersetzen, zu korrigieren. Gleichzeitig herrscht in den  geisteswissenschaftlichen Fächern oft wenig technisches und  theoretisches Wissen darüber, wie LLMs funktionieren, welche  statistischen Formeln, Grundlagen der Informatik und Linguistik ihnen  zugrunde liegen. Außerdem gibt es eine andauernde Debatte um die  epistemischen und ethischen Konsequenzen der Nutzung von LLMs für die  Forschung an Literatur und Sprache. Gleichzeitig entstehen in  Forschungsprojekten pragmatische und praktische Anwendungen, die die  Arbeit beschleunigen und verbessern.
In der Ringvorlesung erklären Expert:innen aus Informatik, Statistik,  Linguistik und Literaturwissenschaft wie auch aus der Bibliothek und  Forschungseinrichtungen, welchen Einfluss KI, besonders Large Language  Models, auf die Grundlagenforschung in den Philologien haben (können).  Dabei werden sowohl praktische Anwendungsmöglichkeiten in  Forschungsprojekten als auch kritische Reflexionen über Grenzen,  ethische Herausforderungen und methodologische Fragen behandelt.

Forschungskolloquium Literatur 19. Jhd. bis zur Gegenwart: Digitale Literaturwissenschaft (mi 10-12 Uhr)

Das Forschungskolloquium richtet sich an Masterstudierende in der  Endphase ihres Studiums sowie an alle Interessierten, die gemeinsam  eigene Forschungsprojekte und insbesondere Masterarbeiten diskutieren  möchten. Im Zentrum steht dabei die Anwendung digitaler Methoden in der  Literaturwissenschaft.
In diesem kollaborativen Format eignen wir uns bedarfsorientiert neue  methodische Ansätze an und besprechen Projekte in verschiedenen  Entwicklungsstadien. Der regelmäßige Austausch ermöglicht es, von den  Erfahrungen anderer zu lernen und die eigene Forschung durch  konstruktives Feedback weiterzuentwickeln.

Vorherige Semester:

Literarische Vergleiche digital modellieren

Der digitale Vergleich zwischen verschiedenen Autor*innen, Texten, Literaturen, Sprachen, Motiven, Konzepten usw. ist das Kerngeschäft der Vergleichenden Literaturwissenschaft. Wie dieser Vergleich dabei vonstattengeht, bleibt oft im Dunkeln - im Kopf der einzelnen Literaturwissenschaftlerin verborgen - sichtbar wird nur das Ergebnis der Analyse.

Digitale Methoden können Vergleiche von Texten und Korpora unterstützen und visualisieren. Dazu muss aber die Arbeit im Kopf - die Suche nach Kriterien und Kategorien, das Tertium Comparationis - explizit gemacht werden, damit sie in das Modell der digitalen Visualisierung aufgenommen werden kann. Aus diesen Schritten besteht die gemeinsame Arbeit im Seminar: Zunächst werden wir gemeinsam erarbeiten, was wir tun, wenn wir literarische Texte vergleichen. Ausgehend davon werden wir verschiedene Vergleichskategorien entwickeln, die wir mit digitalen Tools untersuchen können. Wir werden Einzeltexte und größere Textkorpora sowie andere Medien in Bezug auf verschiedene Kategorien wie Sprachgebrauch, Epochenzugehörigkeit, Themen und Gender vergleichen und diese Vergleiche digital modellieren (u.a. durch stilometrische Vergleiche, Topic Modeling und manuelle Textannotation). Als Fallbeispiele werden wir Werke der deutschen und englischen Literatur der Moderne verwenden, die komplexe Textvergleiche erlauben. Im Seminar erlernen wir den routinierten Umgang mit verschiedenen, anspruchsvollen digitalen Tools, Grundlagen und Theorie der vergleichenden Textanalyse und Visualisierung der Analyseergebnisse.

Vorkenntnisse: Es sind keine Vorkenntnisse zur Verwendung digitaler Methoden notwendig, eine generelle Bereitschaft zum Umgang mit digitalen Tools und Programmen wird vorausgesetzt, bitte bringen Sie einen Laptop mit und nehmen Sie regelmäßig und kontinuierlich an den Sitzungen teil (wenn Sie über kein passendes Gerät verfügen, wenden Sie sich bitte an mich).

Zum vorher Anklicken: Digitaler Textvergleich, ein Beispiel: Fortext: Konstellationen bei Goethe und Plenzdorf https://youtu.be/AZI87GOzNJQ    (zuletzt abgerufen am 23.02.2022).

Literatur: Sommers Weltliteratur to go: Orlando von Virginia Woolf: https://www.youtube.com/watch?v=GyQpjEifE_s    (zuletzt abgerufen am 23.02.2022).

Lektüre:  Primärliteratur (bitte bis zur 3. Einheit lesen): Virginia Woolf (1923). Orlando. A Biography, 1928: https://gutenberg.net.au/ebooks02/0200331.txt    (zuletzt abgerufen am 23.02.2022).

deutsche Übersetzung: Virginia Woolf: Orlando. Eine Biographie. Aus dem Englischen übertragen von Karl Lerbs, 1929: https://www.projekt-gutenberg.org/woolf/orlando/orlando.html    (zuletzt abgerufen am 23.02.2022).

Sekundärliteratur (Auswahl):

Erlin, Matt; Piper, Andrew; Knox, Douglas; Pentecost, Stephen; Drouillard, Michaela; Powell, Brian; Townson, Cienna (2021): Cultural Capitals: Modeling Minor European Literature. In: Journal of Cultural Analytics 6 (1), S. 40-73. DOI: 10.22148/001c.21182.

Presner, Todd (2011): Comparative Literature in the Age of Digital Humanities: On Possible Futures for a Discipline. In: Ali Behdad und Dominic Thomas (Hg.): A Companion to Comparative Literature. Hoboken: John Wiley, S. 193–207.

Schreiborte - Writing places

Das Seminar nimmt den Prozess und Ort des literarischen Schreibens in den Fokus: Wo entstanden und entstehen eigentlich literarische Texte? Wie beeinflusst die äußere Umgebung den Schreibprozess, die Schreibenden und die Werke: der Schreibtisch von Kafka, der Küchentisch von Agatha Christie, Marcel Prousts Bett, das Arbeitszimmer von Friederike Mayröcker, Goethes Gartenhaus, Thomas Manns Häuser in Werk und Leben, Berlin, Paris, London, oder Istanbul als Literatur- und Schreiborte. Schreiborte beginnen im privaten Umfeld des eigenen Zimmers, der Wohnung, im Haus und Garten und gehen über in öffentliche Räume des Alltags, im Café, auf der Straße, in der Stadt.

Wir besuchen Friederike Mayröcker in ihrer Wohnung, gehen mit Lenka Reinerová in das Traumcafé einer Pragerin , spazieren durch Johann Friedrich Reichardts Garten, die Herberge der Romantik, in Halle und erkunden verschiedene Städte als Schreiborte der Literatur(geschichte).

Dazu werden Sie verschiedene Theorien der Literaturgeographie und Literaturtopographie kennenlernen und verschiedene Methoden zur Darstellung und Analyse von Schreiborten wie Cartopology, narrative Mapping oder Stadterzählungen/Urbanarrative verwenden, um Texte der Autor*innen und Ortsbezüge zu analysieren. Diese Analysen werden wir in Blogeinträgen dokumentieren. Wir werden uns auch damit beschäftigen, wer zu welcher Zeit welche Räume zur Verfügung hatte und wie sich diese Beschränkungen auf die Literatur anzeigen.

Unser Material besteht aus Texten, Textauszügen, Fotografien der Schreibtische, Arbeitszimmer, Häuser, Karten der Schreiborte, der Städte und Landschaften, Filmen.

Das Seminarprogramm umfasst eine Miniexkursion in Reichardts Garten, der 'Herberge der Romantik' in Halle, der ua Teile der Sammlung Des Knaben Wunderhorn entstanden sind (voraussichtlich im Mai).

Zum Draufklicken:

Literaturatlas: Piatti, Barbara: Interaktive Visualisierungs- und Analyseinstrumente für die Geographie der Literatur. Onlinebarverfügbar unter http://www. Literaturatlas. ethz. ch/projekt/index. html    . (Video zur Projektdarstellung Atlas europäischer Literatur).

Methoden: Writingurbanplaces WG3: Repository of Methods. Online verfügbar unter https://padlet. com/repositoryofmethods/methods    , zuletzt geprüft am 07. 03. 2022.

Literatur:

Woolf, Virginia: Ein eigenes Zimmer. https://gutenberg. ca/ebooks/woolfv -aroomofonesown/woolfv -aroomofonesown- 00- h.html    (zuletzt aufgerufen am 7. 3.2022) (Bitte bis zur 3. Sitzung lesen)

Wintersemester 2021/22

SE: Romantik und Mehrsprachigkeit: Komparatistische Perspektiven

Die Romantik gilt als Zeit des Nationalismus in der Kultur, Literatur und Sprache. Einsprachigkeit als gemeinsame Klammer der Kulturnation, der deutschen Nationalliteratur und deutschen Nationalsprache ist der Standard. Im deutschsprachigen Raum und noch deutlicher in Europa wurde zwar dieses einsprachige Ideal angestrebt, allerdings sah der sprachliche und literarische Alltag vieler Autor*innen anders aus: Mehrsprachigkeit war häufig ein notwendiger und normaler Teil des täglichen Lebens und des literarischen Schaffensprozesses.

Die einzelphilologische Forschung in Germanistik, Romanistik oder Slawistik beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den einzelsprachlichen romantischen Strömungen. Ein komparatistischer Ansatz der Romantikforschung geht den mehrsprachigen Konstellationen innerhalb europäischen Romantiken nach. Diese mehrsprachige Perspektive auf die Romantik jenseits nationalphilologischer Zuschreibungen wollen wir im Seminar einnehmen.

Mehrsprachigkeit entstand durch unterschiedliche Sprachen in der Familie oder in der Umgebung (z.B. in mehrsprachigen Städten), Migration in einen anderen Sprachraum oder durch den bewussten Erwerb von Sprachkenntnissen. Diese elitäre Form der Mehrsprachigkeit mit den Bildungssprachen Latein, Griechisch, eventuell noch Französisch ist typisch für den Großteil romantischer Autoren. Im Seminar werden wir zunächst rekonstruieren, in welchen Zusammenhängen Mehrsprachigkeit in der Romantik vorhanden ist. Dabei werden wir uns anhand von Beispielen drei Formen von Mehrsprachigkeit ansehen: wir betrachten individuelle Fälle mehrsprachiger Autor*innen (z.B. Rahel Varnhagen mit Deutsch, Jiddisch, Hebräisch und Französisch), soziale Formen der Mehrsprachigkeit durch Migration (z.B. Heinrich Heine in Frankreich) und textuelle Formen der Mehrsprachigkeit (z.B. die Shakespeare-Übersetzungen von Ludwig Tieck, A.W. Schlegel, Dorothea Tieck und Wolf Heinrich von Baudissin).

SE: Methoden digitaler Literaturwissenschaft: Einführung und Experimente

Digitale Textbearbeitung, -erstellung und -analysen gehören zum (literatur-)wissenschaftlichen Alltag. Die digitalen Geisteswissenschaften beschäftigen sich mit allen Formen digitaler Forschung in unterschiedlichen geisteswissenschaftlichen Disziplinen wie Archäologie, Geschichtswissenschaften, Computerlinguistik oder Einzelphilologien. Auch die Literaturwissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten ihr Repertoire um digitale oder digital unterstützte Methoden erweitert.

In diesem Seminar werden wir uns zunächst ansehen, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten es zwischen digitalen und nicht-digitalen literaturwissenschaftlichen Methoden gibt. Wir beginnen mit Grundbegriffen der Literaturwissenschaft wie Text, Literatur, Edition und schauen uns an, wie sie sich in einem digitalen Kontext verändern. Fragen dazu sind: Wie unterscheiden sich digitale Texte von gedruckten Texten, welche zusätzlichen Informationen haben Texte in den verschiedenen Formaten, wie funktioniert die digitale Aufbereitung von Texten? Dabei werden wir uns auch einführend mit Dateiformaten und Mark-Up-Sprachen beschäftigen.

Im zweiten Teil analysieren wir gemeinsam literarische Texte mit digitalen Mitteln. Hier fragen wir uns, welchen Mehrwert die digitalen Methoden für literaturwissenschaftliche Fragestellungen haben können. Dazu lernen wir Werkzeuge zur digitalen Textanalyse kennen und experimentieren an unterschiedlichen Textgattungen (Roman, Drama, Erzählung). In diesen Experimenten probieren wir z.B. aus, wie wir die Erzählperspektiven und Figurenkonstellationen analysieren und visualisieren können (z.B. mit dem Programm CATMA oder atlas.ti). Wir erproben unterschiedliche digitale Werkzeuge, analysieren Texte mittels Annotation und vergleichen die Ergebnisse. Schließlich reflektieren wir gemeinsam über den Einsatz dieser Werkzeuge.

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