Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Weiteres

Login für Redakteure

Poetics from space. Erneuerbare Energien und Energiewende im Spiegel von Gegenwartsliteratur und -kunst

Die Energiewende ist ein technisches und politisches Projekt. Zugleich ist sie ein kultureller Wandlungsprozess und damit längst Gegenstand intensiver Bearbeitung und Reflexion in Literatur und Kunst. Bei der Dokumentation und Untersuchung dieser ästhetischen Energiewende setzt dieses Forschungsprojekt an.
Der erste Projektteil mit dem Titel „Energien erzählen“ wendet sich der Literaturgeschichte der erneuerbaren Energien und der deutschen Energiewende seit den 1980er Jahren zu. Im Zentrum der Untersuchung stehen deutschsprachige Autorinnen und Autoren (Monika Maron, Peter Härtling, Elfriede Jelinek, Juli Zeh), einflussreiche internationale Texte (z.B. von Jonathan Franzen, Ian McEwan, Nell Zink) sowie eine reichhaltige Krimiliteratur, die zwischen Alpen und Nordsee den Ausbau der erneuerbaren Energien begleitet. Hier wird einerseits die Entwicklung von literarischen Formen und Darstellungsweisen untersucht: Gibt es spezifische Textsorten, Gattungsmerkmale, Akteure und Räume, die den Umbruch zwischen den Energieregimen kennzeichnen? Andererseits soll die Frage beantwortet werden, unter welchen Fokussierungen das historische Ereignis Energiewende literarisch entfaltet wird: Wie findet die ökologische Sensibilisierung im Zusammenhang mit der Klimakrise in die Texte Eingang? Wie kommen technischer und sozialer Gestaltungswille, wie die neuen Partizipations- und Protestformen (Energiebürger- bzw. NIMBY-Phänomen) und der Strukturwandel des ländlichen Raumes zum Ausdruck? Wie erfasst die Literatur die vielfältigen damit verbunden Wert- und Gefühlsbesetzungen? Wie verhält sie sich zur Rhetorik der ‚nationalen Herausforderung Energiewende’?

Die Hypothese, dass die Energiewende auch Kulturwandel ist, gilt auch für den zweiten Projektteil, der allerdings auf einer anderen Quellenbasis aufbaut und die Ergebnisse in einem anderen Medium zur Verfügung stellt: Unter dem Titel Artwork Earth. The Atlas for Art on Ecology, Climate ans Ressources entsteht ein globales Onlinearchiv, das ortsbezogene künstlerische Arbeiten zu den Themen Klimawandel und Energie sammelt und auf einer Webpage frei zugänglich machen wird. Die Gegenwartskunst beschäftigt sich mit diesen Themen intensiv: Vor einem globalen Hintergrund wirft sie Schlaglichter auf lokale ökologische Situationen – z.B. auf den Ressourcenraub im Nigerianischen Lagos (George Osodi), das schwindende Grön- und Isländische Eis (David Buckland, Olafur Eliasson), die Verstrahlung im Ukrainischen Pripjat (Cornelia Hesse-Honegger), auf nachhaltig-begrünte Gebäudetechnik auf Dortmunder Dächern (Natalie Jereminenko) oder auf die Gefahr leerlaufender Diskussionen beim Bonner Klimagipfel (The Yes Men). Von den unterschiedlichsten Orten und Ansätzen aus wird damit das Profil der Lebenswirklichkeiten und -möglichkeiten im Anthropozän entworfen. Im Rahmen von artwork-earth.com werden die künstlerischen Positionen gesammelt, kartographisch verzeichnet und mit Stecknadeln markiert. Beim Klicken auf einen solchen Pin öffnet sich ein Fenster, das in deutscher und englischer Sprache zentrale Informationen über die künstlerische Arbeit, die Künstlerin/den Künstler sowie Abbildungen und Links enthält. Mit der Dokumentation dieser künstlerischen Ausdrucksformen soll ein bislang beispielloses, die Energiewende begleitendes Archiv mit globaler Erstreckung entstehen. Es verleiht ihren kulturellen und ökologischen Manifestationen ein neuartiges und originelles Format, das für weiterführende wissenschaftliche, pädagogische oder umweltpolitische Projekte bereitsteht. (Das Archiv soll im ersten Halbjahr 2019 online gehen.)

Zum Seitenanfang