Lehrveranstaltungen
Übersicht
WiSe 2021/2022
Identität im Gegenwartsroman
„Identitätskämpfe sind Kämpfe um Fiktionen in der Wirklichkeit“, bemerkt Mithu Sanyal im Nachwort ihres 2021 erschienenen Romandebüts Identitti und weist damit auf die regen gesellschaftlichen Debatten hin, die seit einiger Zeit um Fragen von Zugehörigkeit, Selbstbestimmung, (gesellschaftlicher) Inklusion und Exklusion und der sie strukturierenden Machtverhältnisse kreisen.
Im Seminar wollen wir uns diesen Fragen nähern, indem wir zeitgenössische fiktionale Texte dazu befragen, wie Identität in ihnen erzählt und imaginiert wird: Welche Narrative von Zugehörigkeit werden aufgerufen und in welcher Beziehung stehen sie zu Kategorien wie race/class/gender? Wie werden über literarische Figuren Identitäten entworfen und/oder in Frage gestellt? Und in welches Verhältnis lassen sich diese (Erzähl-)Figuren zu ihren Autor:innen setzen?
Ausgehend von Sanyals Identitti werden wir uns im Verlauf des Semesters mit drei bis vier weiteren Romanen beschäftigen, die in den letzten Jahren erschienen sind und sich explizit oder implizit mit den aufgeworfenen Fragen literarisch auseinandersetzen. In den ersten Sitzungen gilt es gemeinsam Perspektiven zu entwickeln, unter denen die einzelnen Romane diskutiert werden können. Die Auswahl der konkreten Titel, mit denen wir uns jeweils über mehrere Wochen auseinandersetzen werden, wird im Verlauf der nächsten Wochen bekannt gegeben. Die Bereitschaft zur gründlichen Lektüre der Romane sowie punktueller Sekundärtexte wird vorausgesetzt, ebenso wie die Bereitschaft, sich aktiv an den Seminardiskussionen zu beteiligen.
SoSe 2021
Utopische Szenen in Kinder- und Jugendliteratur
„Somit wäre die Geschichte zu Ende und dieses Ende ist gerecht, glücklich […] und wir können der Zukunft vertrauend sämtliche Personen getrost ihrem Schicksal überlassen“. Mit diesen Worten schließt Erich Kästner am Ende seiner Erzählung von Pünktchen und Anton. Nicht jedoch, ohne im Anschluss darauf hinzuweisen, dass es im echten Leben anders zugehe: „Es sollte so sein und alle verständigen Menschen geben sich Mühe, dass es so wird. Aber es ist nicht so. Es ist noch nicht so.“
Dieser Spur des Noch-Nicht soll ihm Rahmen des Seminars zu utopischen Szenen in Kinder- und Jugendliteratur nachgegangen werden. Ausgehend von der These, dass im Schreiben für Kinder und Jugendliche ein besonderer Freiraum für idealistisches Erzählen besteht, werden ausgewählte Bücher nach ihrem utopischen Potential befragt und ihre spezifischen Weltentwürfe nachvollzogen werden. Thematische Schwerpunkte wie Zugehörigkeit, kindliche Selbstbestimmung und Gerechtigkeit, aber auch Diversität und Inklusion helfen dabei, den Blick auf unterschiedliche Aspekte zu richten und die Geschichten auf einzelne utopische Narrative hin zu untersuchen.
Klassische Autor:innen wie Astrid Lindgren, Erich Kästner und Cornelia Funke werden dabei ebenso gelesen werden wie weniger bekannte Autor:innen der Jugendliteratur wie David Levithan u.a.