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Wintersemester 2025/26
Dramen um Revolte und Revolution
Montags, 14:00-16:00, SR 21
BA/LA Gym/MA
„Meine Stimme, die ich so oft für die Sache des Volkes ertönen ließ…“, beginnt Danton in Georg Büchners Revolutionsdrama "Dantons Tod" (1835) seine Verteidigungsrede vor dem Konvent, und spricht damit einen Position aus, die uns im Seminar beschäftigen wird: Danton behauptet sich als Stellvertreter für die „Sache des Volkes“, hier konkret: die Massenerhebung der Französischen Revolution. In ethischer und politischer Hinsicht ist dies zu hinterfragen, in dramentheoretischer dagegen eine Binse: Stehen Akte der Revolte oder gar Revolution im Zentrum eines Dramas, das nicht nur Lesedrama sein will, so stellt sich das Problem, wie ein von Menschenmassen getragenes Ereignis auf die Theaterbühne gebracht werden kann; die Standardantwort des zur Aufführung gebrachten Dramas liegt eben in der Stellvertretung: Rädels- und Anführer, Sprechrohre der Revolution bevölkern – in überschaubarer Zahl – die Bretter.
Im Seminar stellen wir uns zwei zentralen Fragekomplexen in systematischer und historischer Hinsicht. Erstens, textimmanent: Wie werden vom 17. bis zum 19. Jahrhundert Akte der Revolte und der Revolution im Drama zur Darstellung gebracht? Welche Techniken der Präsentation, etwa durch narrative Vermittlung (Botenbericht, Teichoskopie), kommen zum Einsatz, um die physische Beschränktheit der realen Bühne zu umgehen? Und wann betreten Massen als Akteure dann doch die Bühne? Zweitens, diskurshistorisch: Wie verhandeln Dramen die um Revolte und Revolution kreisenden politischen (und theologischen) Diskurse? Wie wird der Aufstand im Zusammenhang mit Fragen der Legalität und Legimität gewertet, welches politische Wissen wird in den Texten verarbeitet?
Gemeinsam lesen und diskutieren wir Dramen von Christian Weise (Masaniello), Johann Wolfgang Goethe (Der Bürgergeneral), Friedrich Schiller (Wallenstein), Georg Büchner (Dantons Tod) und Gerhart Hauptmann (Die Weber).