Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Weiteres

Login für Redakteure

Aktuelle Lehrveranstaltungen

Sprechstunden

Sprechzeiten nach Vereinbarung. Bitte schreiben Sie mir eine E-Mail.

Sommersemester 2024

(S) Theorie und Geschichte der phantastischen Literatur

Do, 16:00-18:00, SR 21 [LuWu 2]

Module:BA/LA: Literatur- und Gattungstheorie; Literaturgeschichte (17. Jh. bis Gegenwart)

Phantastische Literatur – alltagssprachlich verwendet: Literatur, die sich dem Unheimlichen, Wunderbaren, nicht lebensweltlich Anzutreffenden, imaginierten Welten widmet – trat im 20. Jahrhundert einen regelrechten Siegeszug in der Kulturlandschaft an. Spätestens mit den Filmadaptionen von J.R.R. Tolkiens The Lord of the Rings und Frank Herberts Dune sind die aus ihr erwachsenen Genres (Fantasy und Science Fiction) vollends im Mainstream angekommen. Die Anfänge des Genres gehen – in der deutschsprachigen Literatur – auf die Romantik und allen voran E.T.A. Hoffmanns Erzählungen zurück. Hoffmanns Nachtstücke und seine Fantasiestücke in Callots Manier widmen sich Phänomenen der Depersonalisierung, Zuständen an der Grenze zu Traum und Wahn, rational kaum erklärlichen Erscheinungen und Koinzidenzen. Sie bilden den Ausgang für die Gattungsbezeichnung selbst und einen zentralen intertextuellen Bezugspunkt für frühe Vertreter des Genres wie Edgar Allan Poe, Théophile Gautier oder H.P. Lovecraft – die wiederum die weitere Entwicklung und Ausdifferenzierung des (Meta-)Genres maßgeblich einläuteten.

Bei alledem bleibt zu fragen, was das ‚Phantastische‘ an der phantastischen Literatur ist. Ist jeder Text, der unglaubliche, versponnene oder wunderbare Elemente enthält, darum schon phantastische Literatur? Sind Märchen dasselbe wie Phantastik? Und stellt nicht jedes literarische Werk – selbst wenn Schauplätze und Protagonisten historisch verbürgt sind – Dinge dar, die nicht ‚sind‘? Wie also verhält sich das Phantastische zur Imagination überhaupt? Braucht es Vampire, Wiedergänger, Wundertaten? Kurz und gut: Was unterscheidet ‚realistische‘ Literatur von ‚phantastischer‘?
Im Seminar wollen wir uns diesen Fragen widmen. Gemeinsam lesen und diskutieren wir verschiedene Entwürfe zur Gattungstheorie der phantastischen Literatur sowie exemplarische literarische Texte, an denen diese Theorien entwickelt wurden bzw. geprüft werden können.
Das Seminar versteht sich somit als Auseinandersetzung mit einerseits der Theorie einer spezifischen Gattung und den grundlegenden literaturtheoretischen Begriffen (Imagination, Einbildungskraft, Realismus etc.), die diese Gattungsdiskussionen informieren. Andererseits stellt es eine Einführung in die Gattungsgeschichte der phantastischen Literatur an exemplarischen Stationen vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert dar.

(S) Schriftstellerinnen der Romantik

Blockseminar

Module: BA/LA: Themen, Stoffe und Motive; Literaturgeschichte (17. Jh. bis Gegenwart); LA Gr: Text: Produktion, Rezeption, Interpretation

Während die Autoren der deutschsprachigen Romantik wie E.T.A. Hoffmann, Ludwig Tieck oder Novalis weiterhin eine prominente Position im Kanon und der Literaturgeschichte einnehmen, gilt das für die Autorinnen der Epoche nicht – oder nur in Einschränkungen, wie etwa die Verfügbarkeit und (mangelnde) Vielfalt von Leseausgaben anzeigt. Das ist umso überraschender, als die Romantik eine große Zahl an schreibenden Frauen hervorgebracht hat, die zudem in der Epoche auch von der Kritik wahrgenommen wurden. Das Seminar will sich diesen im Kanon wenig präsenten Autorinnen in zwei Schritten widmen.
Erstens wollen wir uns den bekannteren – und gerade im Zuge der aktuellen Kanonrevision erhöhte Aufmerksamkeit erhaltenden – Autorinnen der Romantik widmen; Bettina von Arnim, Karoline von Günderrode, Sophie Mereau und Dorothea Schlegel sind Schriftstellerinnen, deren Werk seit den 1990ern (Arnim) bzw. in den letzten Jahren (Günderrode) vermehrt in den Fokus der Germanistik geraten ist und in Teilen in Leseausgaben (z.B. Dorothea Schlegels Florentin oder Sophie Mereaus Das Blütenalter der Empfindung) neu aufgelegt wurde.

Zweitens – und hierin liegt der Schwerpunkt des Seminars – wollen wir uns explorativ und exemplarisch zwei Autorinnen widmen, die bislang weniger Aufmerksamkeit erhalten haben: Sophie Tieck und Adelheid Reinbold. Beide hinterließen ein verschiedene Gattungen (Märchen, Novelle, Versepos, historischer Roman) bespielendes sowie verschiedene romantische Schreibpraktiken und Diskurse adaptierendes Werk, das der Wiederentdeckung harrt.

Das als Blockveranstaltung stattfindende Seminar ist gekoppelt an einen Workshop am IZEA Halle ((Un-)Sichtbarkeit? Schriftstellerinnen und Schreiberinnen im Tieck-Kreis, 30./31.05.2024), zu dem Forscher:innen, die zu Adelheid Reinbold und Sophie Tieck – sowie zur spätromantischen Dichterin Helene Branco – arbeiten, eingeladen sind. Der Workshop soll dazu dienen, die Seminarteilnehmer:innen mit den Forscher:innen ins Gespräch zu bringen, um gemeinsam nicht nur über das Werk der genannten Autorinnen, sondern auch – mit Blick auf schulische Kanonrevisionen – über didaktische Strategien der Vermittlung zu diskutieren.

Zum Seitenanfang