Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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WiSe 2023/24

Grundlagen der neueren deutschen Literaturwissenschaft: Ludwig und Sophie Tieck

Mo 14-16 Uhr

Mo 16-18 Uhr

Module: LAGr: Grundlagen der neueren deutschen Literaturwissenschaft

Die Berliner Wohngemeinschaft der Geschwister Ludwig und Sophie Tieck erwies sich als ein Laboratorium frühromantischen Schreibens. Die Tieckʼsche Textproduktion profitierte von Lektüreexzessen: Wäschekörbeweise brachte der Verleger französische Feenmärchen und andere Unterhaltungsliteratur vorbei und erhielt im Gegenzug Erzählungen, welche die Grenzen von Traum und Realität, Mann und Frau oder auch Tier und Mensch in Frage stellten. Im Zuge dieser unkonventionellen Arbeitssituation entstanden schließlich jene Texte, die bereits von den Zeitgenossen als Gründungsurkunden der Romantik gefeiert wurden.

Anhand einer Auswahl aus dem epischen und dramatischen Werk der Geschwister Tieck (Das Porträt, Der Fremde, Alcandor und Angelica, Der blonde Eckbert, Der gestiefelte Kater) werden folgende Aspekte behandelt und diskutiert: Funktion und Reichweite von Epochenbegriffen (Aufklärung und Romantik), gattungstheoretische Grundbegriffe (Volks- und Kunstmärchen), Themen, Stoffe und Motive (Trauma, Werther, Crossdressing) sowie literaturwissenschaftliche Methoden (hermeneutische und diskursanalytische Zugänge). Teilnahmevoraussetzungen sind Lektüresicherheit und die Übernahme eines Abstracts von einem Forschungstext (Studienleistung). Das Seminar wird mit einer Klausur abgeschlossen (Modulleistung).

Lektüregrundlage: Ludwig Tieck: Wilde Geschichten. Hg. v. J. Bong u. R. Borgards. Berlin 2023; Ders.: Der gestiefelte Kater (Reclam-Ausgabe); Sophie Tieck: Wunderbilder und Träume in elf Märchen. Hg. v. H. Scholz. Berlin 2000. Einführende Literatur: B. Jeßing u. R. Köhnen: Einführung  in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 4. überarb. u. aktual. Aufl. Stuttgart 2017; R. Klausnitzer: Literaturwissenschaft. Begriffe – Verfahren – Arbeitstechniken. 2. Aufl. 2012; Ludwig Tieck. Leben – Werk – Wirkung. Hg. v. C. Stockinger u. S. Scherer, Berlin 2011.

Erzählungen der Romantik

Di 14-16 Uhr

Module: B.A./LA: Literaturgeschichte, B.A./LA: Themen, Stoffe, Motive, LAGr/Fö: Text: Produktion, Rezeption, Interpretation

Erzählungen der Romantik werden nach wie vor auch außerhalb institutioneller Anbahnungen gelesen, wie zahlreiche neuere und neueste Anthologien dokumentieren. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass sowohl Erzählverfahren wie die fragmentarische und nicht-lineare Plotgestaltung oder die unzuverlässigen und polyperspektivischen Erzählinstanzen, aber auch Motive wie die romantische Fernliebe oder das unhintergehbare Trauma, aber auch moderne Debattenthemen wie Konsumkritik oder Ökologie immer noch bzw. immer wieder aktuell sind. Das Seminar versucht, die epochale Rahmung dieser Verfahren und Themenfelder nicht entlang der bereits kanonischen Texte zu bestätigen, etwa Tiecks Blondem Eckbert, Hoffmanns Sandmann oder Eichendorffs Marmorbild, sondern heute unbekanntere Texte daraufhin zu befragen. Ausgewählt sind zehn Erzählungen von Dorothea Schlegel, Sophie Tieck, Heinrich von Kleist, Rahel Varnhagen, Ludwig Tieck, Caroline de la Motte Fouqué, E. T. A. Hoffmann, Helmina von Chézy, Clemens Brentano und Bettina von Arnim.

Teilnahmevoraussetzungen sind Lektüresicherheit und die Übernahme eines Abstracts von einem Forschungstext (Studienleistung). Das Seminar kann je nach Modul mit einer mündlichen Prüfung oder einer Hausarbeit abgeschlossen werden. Da die Erzählungen nicht in Studienausgaben greifbar sind, werden sie digital bereitgestellt. Die verwendete einführende Forschungsliteratur ist digital in der ULB vorhanden: Monika Schmitz-Emans: Einführung in die Literatur der Romantik. 4. Aufl. Darmstadt 2016. Dirk von Petersdorff: Romantik. Eine Einführung. Frankfurt M. 2020.

Kann man Aufklärung ausstellen?

Blockseminar

Module: M.A. KdA: Praxismodul: Materielle Kultur der Aufklärung, B.A.: Angewandte Literaturwissenschaft, LAGr/Fö: Text: Produktion, Rezeption, Interpretation, IKEAS: Kulturwissenschaft Deutschland 1 - Kulturgeschichte

Eine kurze Vorbesprechung erfolgt am Freitag, den 13.10. um 15 Uhr (Online-Sitzung). Vier Exkursionen finden jeweils an Freitagen statt: am 20.10. (Christian-Wolff-Haus Halle), 10.11. (Luisium, Gartenreich Dessau-Wörlitz), 17.11 (Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Klassik Stiftung Weimar) und 08.12.2023 (Wunderkammer, Franckesche Stiftungen zu Halle) von 10 bis 17 Uhr (Hin- und Rückreise sind hinzuzurechnen, Mittags- und Kaffeepausen vor Ort sind eingeplant).

Die Aufklärung gilt vor allem als eine Epoche des Denkens, der Ideen und folglich der Texte, zugleich aber zeichnet sie sich durch eine spezifische materielle Kultur aus. So etablierte sich im langen 18. Jahrhundert eine Konsumgesellschaft, die durch verschiedene Debatten um neue Waren beobachtet und reflektiert wird. Zeitgleich formieren sich in der handgreiflichen Auseinandersetzung mit der Objektkultur neuartige Praktiken, etwa das erkenntnisgeleitete Sammeln oder die persönlichkeitsformende Raumeinrichtung, die nicht als bloße top-down-Effekte von Ideen erklärbar sind.

Besucht werden konkrete historische Raumeinrichtungen sowie aktuelle Ausstellungen zur Aufklärung, die mit den verantwortlichen KustodInnen und KuratorInnen vor Ort diskutiert werden. Programmatische Einrichtungen von Lern- und Bildungsräumen werden in der Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen zu Halle und im Luisium des Gartenreichs Dessau-Wörlitz besucht und besprochen. Eine andere Ausgangssituation besteht, wenn vorwiegend Textzeugnisse, konkret Streitschriften und Zeitschriften, überliefert sind. Wie lässt sich Aufklärung als historische Debattenkultur innerhalb aktueller Ausstellungen vermitteln? Diesen Fragen gehen wir in zwei Ausstellungen nach: zur Streitkultur im Christian-Wolff-Haus in Halle und zum Lifestyle-Journalismus in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar.

Ein elektronischer Reader mit Quellenauszügen und Forschungstexten zur Kultur- und Literaturgeschichte der Aufklärung im Allgemeinen sowie zu den einzelnen Ausstellungen im Besonderen wird bereitgestellt. Teilnahmebedingungen sind Textsicherheit, die Wahrnehmung aller vier Exkursionstermine sowie die Übernahme eines Abstracts zu einem Forschungstext (Studienleistung). Je nach Modul kann die Modulleistung in Form einer Hausarbeit oder eines Praktikumsberichts erbracht werden.

SoSe 2023

Das romantische Zimmer

Mo 14-16 Uhr

Module: B.A./LA: Literaturgeschichte 17. Jh. bis zur Gegenwart (10 LP), B.A./LA: Literaturgeschichte 17. Jh. bis zur Gegenwart (5 LP), B.A./LA: Themen, Stoffe, Motive

Das Zimmer ist ein beliebtes Motiv in der romantischen Erzählliteratur: Der Ort der heimlichen Liebe, des entgrenzenden Schreibens und Träumens, aber auch des Spuks. Dabei ist das Zimmer mehr als ein Schauplatz, sondern es strukturiert das Geschehen sowie das Erzählen. Das romantische Zimmer hat Laborcharakter hat für Versuchsanordnungen von Einsamkeit und Zweisamkeit, von Gewohntem und Unheimlichem, von Beschränkung und Exzentrik.

Auf der Grundlage raumtheoretischer Analysekategorien (z.B. Ort/Raum, Carte/Parcours) werden Texte von Ludwig und Sophie Tieck, Dorothea Schlegel, Jakob und Wilhelm Grimm, E. T. A. Hoffmann, Caroline de la Motte Fouqué, Bettina von Arnim und anderen vergleichend analysiert.

Teil des Seminars, somit teilnahmepflichtig, ist eine Exkursion am Freitag, den 23. Juni nach Weimar, wo ein goethezeitliches Interieur besichtigt sowie damit verbundene Debatten im „Journal des Luxus und der Moden“ diskutiert werden.

Modezeitschriften um 1800

Blockseminar (2 SWS): 14.04.: 10-12 Uhr; 21.04.: 10-17 Uhr; 28.04.: 10-17 Uhr; 12.05.: 10-17 Uhr; 17.06.:10-17 Uhr (Generalprobe); 23.06.: 18 Uhr (Präsentation der Ergebnisse in Weimar)

Module: B.A./LA: Angewandte Literaturwissenschaft, B.A./LA: Literaturgeschichte 17. Jh. bis zur Gegenwart (10 LP), B.A./LA: Literaturgeschichte 17. Jh. bis zur Gegenwart (5 LP), B.A./LA: Themen, Stoffe, Motive, B.A. IKEAS: Deutschland 1: Kulturgeschichte, M.A.: Themen, Stoffe, Motive, M.A. KdA: Literatur und Ästhetik II, M.A.: Kulturelle Diskurse, M.A. KdA: Materielle Kultur der Aufklärung

Die Epoche der Aufklärung lässt sich als die Etablierung einer Debattenkultur beschreiben. Alles andere als randständig war die Beobachtung und Analyse des Zeitphänomens Mode. Im „Journal des Luxus und der Moden“, das in Weimar verlegt und weit über die Landesgrenzen hinaus erfolgreich war, werden aktuelle Themen debattiert, z.B. wird im Artikel „Über den Luxus der Zimmergärten“ Pflanzenwissen der Zeit problematisiert (Fallbeispiele von Duftvergiftung), im „Schnürbrust-Tribunal“ geht es um politische Ikonographie (Korsett als Bastille), beim Bericht über das „JouJou de Normandie“ wird Schillers Spiel-Theorie mitverhandelt. Diskursgeschichtliche Analysen ausgewählter Artikel (Schnürbrust-Tribunal, Zimmergärten, Haustiere, Lesewuth, JouJou, Schriftstellerinnen, Wohn-Physiognomik) werden gattungspoetisch vertieft, indem nach den spezifischen Darstellungsstrategien und ihren Effekten gefragt wird (Reportage, Feuilleton, Essay).

Das Blockseminar wird in Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar realisiert. Die Studienleistung besteht in einem Textbeitrag (Gruppenarbeit) und einer Präsentation der Ergebnisse in der Ausstellung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek „Klassisch konsumieren. Bertuch und das Journal des Luxus und der Moden“. Teilnahmebedingung ist die Teilnahme an allen Blockveranstaltungen und der Ergebnispräsentation am 23. Juni.

Praxiskolloquium: Materielle Kultur der Aufklärung

Vorbereitungstreffen am 14.04.2023, 14 Uhr, Foyer im IZEA. Abschlusskolloquium erfolgt mit den TeilnehmerInnnen und deren BetreuerInnen am 31.05.2023.

Das Seminar begleitet die Praxisphase des Masterprogramms „Kulturen der Aufklärung" in den kooperierenden Kultureinrichtungen in Einzelbetreuung. Abschließend werden alle Projektergebnisse in einem öffentlichen Kolloquium im IZEA präsentiert und diskutiert. Die Modulleistung besteht aus einer 15-minütigen Präsentation sowie einem Projektbericht, der auf der Homepage des Studiengangs veröffentlicht wird (http://www.master-aufklaerung.uni-halle.de).

WiSe 2022/23

Kleist - romantisch? Lektüre ausstellen II

Blockseminar (2 SWS): 08.-11.10. und 02.-05.11.2022: Arbeitssitzungen mit abschließender Präsentation. Die Reise- und Übernachtungskosten werden durch das Kleist Museum in Frankfurt (Oder) finanziert.

max. 10 TeilnehmerInnen

Module: B.A.: Angewandte Literaturwissenschaft, B.A./LA: Literaturgeschichte, B.A.: Angewandte Literaturwissenschaft, B.A./LA.: Themen, Stoffe, Motive, M.A.: Themen, Stoffe, Motive, M.A. KdA: Wissen und Wissenstransfer seit dem 18. Jahrhundert, M.A.: Kulturelle Diskurse

!!! Teilnahmevoraussetzung ist die Teilnahme am ersten Teil der Blockveranstaltung im SoSe 2022 !!!

Das Seminar wird in Kooperation mit dem Kleist Museum in Frankfurt (Oder) gemeinsam mit der Kuratorin Dr. Barbara Gribnitz als doppeltes Blockseminar über zwei Semester realisiert (insg. 4 SWS). Es begleitet die gleichnamige Ausstellung „Kleist romantisch“ mit- und gegenlesend und präsentiert abschließend die Lektüreergebnisse in Form einer kuratorischen Intervention. Im ersten Block im Rahmen eines Gruppenstipendiums der Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf wurden im gemeinsamen close reading neue Zugänge zum romantischen Kleist erprobt und debattiert. Anschließend wurde eine Intervention in die Ausstellung konzipiert, die es nun in fünf Sektionen umzusetzen gilt:Über die allmähliche Verfertigung der Geräusche beim Lesen; Lied-Labor; Klangspuren für Cäcilie und Zulema; Wortgewalt im Romantikhotel; Ansichtskarte eines Ausstellungsbesuchs.
Teilnahmevoraussetzung sind das aktive Mitwirken an beiden Blockseminaren, die thesenorientierte Vorbereitung der gemeinsamen Lektüre sowie arbeitsteilig ausgewählter Forschungstexte, sowie das Mitwirken an den öffentlichen Präsentationen.

Das literarische Leben der Pflanzen zwischen Aufklärung und Romantik

Di 16-18 Uhr (2 SWS)

max. 25 TeilnehmerInnen

Module: B.A./LA: Literaturgeschichte 17. Jh. bis Gegenwart (10 LP), B.A./LA: Literaturgeschichte 17. Jh. bis Gegenwart (5 LP), B.A./LA: Themen, Stoffe, Motive, M.A.: Themen, Stoffe, Motive, IKEAS: Kulturwissenschaft Deutschland 1- Kulturgeschichte, M.A. KdA: Literatur und Ästhetik II, M.A. KdA: Wissen und Wissenstransfer seit dem 18. Jahrhundert, M.A.: Kulturelle Diskurse

Im langen 18. Jahrhundert wurde das Verhältnis zwischen Mensch und Pflanze überdacht und neu formuliert. Einbezogen wurden einerseits antike Vorstellungen der Pflanzenseele und andererseits naturwissenschaftliche Forschungen zu Sauerstoffproduktion, Empfindungsfähigkeit und Sexualität der Pflanzen. Die Literatur erprobte und befragte diese Debatten in fiktiven Konstellationen von menschlichen und vegetabilen Akteuren. Auffällig dabei ist, dass sowohl vormoderne Genres wie Fabel, Märchen oder Idylle als auch experimentelle Erzählformen wie It-narrative oder Écriture automatique wirksam wurden.
Das Seminar widmet sich in einem Close Reading einer Auswahl von Texten, in denen Pflanzen zur Sprache kommen, bzw. der Mensch als „animalische Pflanze" (Johann Gottfried Herder) in Erscheinung tritt. Dabei werden aktuelle Ansätze der Plant Studies diskutiert, welche die anthropozentrische Tradition der „Blumensprache" kritisieren, weil sie Pflanzen auf ihre Symbolfunktion reduziert. Die Plant Studies hingegen fragen – teilweise in produktiver Auseinandersetzung mit den Animal Studies – nach der Handlungs- und Wirkmacht der Pflanzen. Dass dieses Erkenntnisinteresse nicht zuletzt durch drängende klimapolitische Fragen motiviert ist, liegt auf der Hand.
Unter dieser gegenwartsbezogenen Perspektive sollen Texte der Aufklärung und Romantik einem literatur- und wissensgeschichtlich informierten Close Reading unterzogen werden. Dabei gilt es, verschiedene botanische, philosophische und literarische Konzepte des Vegetabilen mit Blick auf epochale Leitbilder zu differenzieren. In der Verortung der Pflanze zwischen Zeichen und Akteur werden Pflanzengedichte von Barthold Hinrich Brockes (z.B. „Die redende Bluhme"), Anna Louisa Karsch (z.B. „Vorbitte wegen eines Nußbaums“), Friedrich Gottlieb Klopstock (z.B. „Mein Wäldchen") und Baumfabeln von Gotthold Ephraim Lessing (z.B. „Der wilde Apfelbaum") sowie Idyllen von Salomon Gessner (z.B. „Lycas oder die  Erfindung der Gärten") besprochen. Mit Johann Wolfgang von Goethes Lehrgedicht „Metamorphose der Pflanzen" und Christian Hohnbaums Mythopoesie „Der Engel der Pflanzenwelt" werden Texte einbezogen, die sich in aktuelle biologische Debatten einmischen. Ein weiterer Block wird Erzähltexte diskutieren, die sich Lebensgemeinschaften von Menschen und Pflanzen widmen, so die Pappelbaumkorrespondenz von Bettina von Arnim („Die Günderode"), die Flachsbildungsgeschichte von Helmina von Chézy („Jugendschicksale, Leben und Ansichten eines papiernen Kragens"), die weiblichen Schicksale des Myrtenfräulein von Clemens Brentano („Das Märchen vom Myrtenfräulein") sowie der Blumenprinzessin von Georg Büchner („Leonce und Lena").

Teilnahmevoraussetzung ist die Erstellung eines Abstracts für einen Forschungsbeitrag (Aufsatz, Buchkapitel) sowie eines Thesenpapiers zu einem literarischen Pflanzen-Text (Studienleistung), eine Modulleistung kann je nach Modulbedingungen in Form einer Hausarbeit oder einer mündlichen Prüfung erbracht werden.

Die Primärtexte werden in elektronischer Form bereitgestellt, ebenso eine breite Auswahl von Forschungsliteratur. Zur Einführung (auf Dateiplattform hinterlegt): Jana Kittelmann: Apoll und Minerva. Botanisch-ästhetische Konstellationen in der Literatur des 18. Jahrhunderts. In: Dies. (Hg.), Botanik und Ästhetik, Göttingen 2018, S. 57–79; Joela Jacobs / Isabel Kranz: Einleitung: Das literarische Leben der Pflanzen: Poetiken des Botanischen. In: Literatur für Leser 40 (2017), S. 85–89; Werner Ingensiep: Der Mensch im Spiegel der Tier- und Pflanzenseele. Zur Anthropomorphologie der Naturwahrnehmung im 18. Jahrhundert. In: H.-J. Schings (Hg.), Der ganze Mensch, Stuttgart 1994, S. 54–79.

Grundlagen der neueren deutschen Literaturwissenschaft: Bettina von Arnim

Mo 12-14 Uhr (2 SWS)

Mo 16-18 Uhr (2 SWS)

Module: B.A./LA: Grundlagen der neueren deutschen Literaturwissenschaft, LAGr: Grundlagen der neueren deutschen Literaturwissenschaft, LAGr: Einführung in die Germanistische Literaturwissenschaft (alte Ordnung)

Bettina von Arnim (1785–1859) war eine literarische Ausnahmeerscheinung. Im Vergleich mit anderen Autorinnen der Romantik  hatte sie ungewöhnliche Startbedingungen. Als Enkelin von Sophie von La Roche, der ersten deutschsprachigen Berufsschriftstellerin, als  Schwester von Clemens Brentano, dem Sänger, Sammler und Dichter des romantischen Liedes, als Brieffreundin von Johann Wolfgang Goethe, dem tonangebenden Autor seiner Zeit, und als Ehefrau von Achim von Arnim, dem Autor experimenteller Klein- und Großprosa, war sie immer schon von Literatur umstellt. In diesem produktiven Umfeld entwickelte sie künstlerische Interventionen in der Rolle von „Kind", „Kobold", „Mignon" oder „Psyche", welche nicht zuletzt durch ihr konsequentes ‚undoing gender‘ provozierten und die sie in ihren autobiographischen Briefbüchern weiterbearbeitete. Auch Bettina von Arnims politische Schriften sind ein romantischer Sonderfall, da sie ihre privilegierte Umgebung verließ und die Form der Sozialreportage begründete.
Anhand einer Auswahl aus dem epischen und lyrischen Werk (Clemens Brentanoʼs Frühlingskranz, Das Armenbuch, Der Königssohn, Seelied, Eros, An Pamphilio) werden folgende Aspekte behandelt und diskutiert: Funktion und Reichweite von Epochenbegriffen (Romantik und Vormärz), gattungstheoretische Grundbegriffe (Brief, Märchen, Reportage), Themen, Stoffe und Motive (Armut, Mignon, Naturgeister) sowie literaturwissenschaftliche Methoden (hermeneutische und diskursanalytische Zugänge).

Teilnahmevoraussetzungen sind Lektüresicherheit und die Übernahme eines Beitrags zu einem Wiki (Studienleistung). Das Seminar wird je nach Studienprogramm mit einer Klausur oder mit einer Hausarbeit abgeschlossen (Modulleistung).

Lektüregrundlage, folglich anzuschaffen ist die Taschenbuchausgabe: Bettine von Arnim: Clemens Brentano‘s Frühlingskranz/Die Günderode. Frankfurt Main, Deutscher Klassiker Verlag 2006 (10 €). Alle weiteren Texte aus der DKV-Ausgabe werden als Scan bereitgestellt. Gearbeitet wird mit drei Grundlagenwerken, die online in der ULB verfügbar sind: B. Jeßing u. R. Köhnen: Einführung in die Neuere  deutsche Literaturwissenschaft. 4. überarb. u. aktual. Aufl. Stuttgart 2017; R. Klausnitzer: Literaturwissenschaft. Begriffe – Verfahren – Arbeitstechniken. 2. Aufl. 2012; Bettina von Arnim Handbuch. Hrsg. v. B. Becker-Cantarino. Berlin 2020.

SoSe 2022

Kleist - romantisch? Lektüre ausstellen I

Blockseminar (2 SWS): Vorbesprechung am Dienstag, 12. April 2022, 18 Uhr c.t., Germ. Inst.; Blockveranstaltung I: 18.-21. Mai 2022 in Schloss Wiepersdorf (Brandenburg); Blockveranstaltung II (ebenfalls 2 SWS) im WiSe 22/23: 02.-05. November 2022 in Frankfurt (Oder). Der erste Block wird als Gruppenstipendium von der Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf (Unterkunft und Verpflegung) gefördert, für den zweiten Block wird die Unterkunft durch das Kleist-Museum in Frankfurt (Oder) finanziert.

max. 12 TeilnehmerInnen

Module: B.A.: Angewandte Literaturwissenschaft, B.A./LA: Literaturgeschichte, B.A./LA/M.A.: Themen, Stoffe, Motive, IKEAS: Kulturgeschichte, LAGr: Text: Produktion, Rezeption, Interpretation, M.A.: Kulturelle Diskurse, M.A. KdA: Wissen und Wissenstransfer seit dem 18. Jahrhundert

Das Seminar wird in Kooperation mit dem Kleist-Museum in Frankfurt (Oder) gemeinsam mit der Kuratorin Dr. Barbara Gribnitz als doppeltes Blockseminar über zwei Semester realisiert (insges. 4 SWS). Es begleitet die gleichnamige Ausstellung „Kleist romantisch" mit- und gegenlesend und präsentiert abschließend die Lektüreergebnisse in Form einer kuratorischen Intervention. In Schloss Wiepersdorf, einem ebenso abgeschlossenen wie inspirierenden Ort, werden im gemeinsamen close reading neue Zugänge zum romantischen Kleist erprobt und debattiert. Dabei werden romantische Themen und Verfahren identifiziert und kontextualisiert. Die Textauswahl umfasst intensiv als auch kaum beforschte Texte, die in unterschiedlicher Hinsicht als romantisch angesprochen werden können: die Dramen „Das Käthchen von Heilbronn" und „Amphitryon", die Erzählungen und Anekdoten „Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik", „Das Bettelweib von Locarno" und „Der neuere (glückliche) Werther", die Gedichte „Der Schrecken im Bade", „Das letzte Lied“ und „Kriegslied der Deutschen" sowie die ästhetischen Schriften „Über die allmählige Verfertigung der Gedanken beim Reden", „Empfindungen vor Friedrichs Seelandschaft", „Betrachtungen über den Weltlauf" sowie die Kunst-Briefe und Fragmente.

Teilnahmevoraussetzung ist das aktive Mitwirken an beiden Blockseminaren, die thesenorientierte Vorbereitung der gemeinsamen Lektüre sowie arbeitsteilig ausgewählter Forschungstexte. Anzuschaffen sind die oben genannten Texte (vorzugsweise aus dem Reclam-Verlag, die kürzeren Texte werden in einem Reader zur Verfügung gestellt). Eine Auswahl an Forschungstexten wird ab Mitte März auf der Seminar-Plattform von Stud-IP bereitgestellt. Gearbeitet wird u.a. mit dem Kleist-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Hg. v. Ingo Breuer. Stuttgart 2013 (digitale Ausgabe in der ULB verfügbar).

Eine verbindliche Anmeldung ist ab sofort per Mail möglich, vorzugsweise mit einer Begründung der Lektüreinteressen:

Einführung in die Gedichtanalyse (Schwerpunkt: Lyrik von Frauen)

Mo 12-14 Uhr (13-14.30 Uhr) (2 SWS)

max. 25 TeilnehmerInnen

Modul: B.A./LA: Literatur und Gattungstheorie

In deutschsprachigen Literaturgeschichten und Lyrikanthologien sind Gedichte von Frauen deutlich unterrepräsentiert. Seit etwa vier Jahrzehnten gibt es Korrekturversuche in Form von Frauenliteraturgeschichten und Frauenlyrikanthologien, die wichtige Erschließungsarbeit geleistet haben und fortan leisten. Implizit wird dadurch jedoch die Geschlechtszugehörigkeit als sinnvolle Ordnungseinheit der Literatur bestätigt, was letztlich wenig zur Integration des weiblichen Beitrags in den weithin geltenden Kanon der deutschen Gedichte beigetragen hat. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Seminar einen kanonkritischen Ansatz und befragt Anthologien wie „Frauen dichten anders" (Marcel Reich-Ranicki, 1998) oder „Frauen | Lyrik"  (Anna Bers, 2020) auf ihre Konzepte von Lyrikgeschichte. In historischer Perspektive werden zudem die kulturellen Leitvorstellungen von der Beziehung zwischen Weiblichkeit und Sprache (z.B. Lyrik als Gattung des Gefühlsausdrucks) und die institutionellen, d.h. auch ökonomischen und rechtlichen Bedingungen weiblicher Autorschaft behandelt. Dabei wird eine literaturgeschichtliche Linie vom Barock bis zur Gegenwart, von Sibylla Schwarz über Anna Luisa Karsch und Annette von Droste-Hülshoff bis zu Ingeborg Bachmann und Marion Poschmann verfolgt. Vor dem Hintergrund der Leitfrage nach den historischen Lizenzen und Spielräumen weiblichen Dichtens werden basale Analysekategorien zu Bildlichkeit und Klangmustern sowie zu Vers- und Gedichtformen exemplarisch vermittelt.

Ein Reader mit einer Gedichtauswahl sowie ausgewählte Forschungsliteratur werden digital in Stud-IP zur Verfügung gestellt. Grundlage für die Analyse bildet: Dieter Burdorf, Einführung in die Gedichtanalyse, 3. Aufl. Stuttgart, Metzler 2015 (digitale Ausg. in der ULB verfügbar). Teilnahmebedingung ist die  thesenorientierte Anmoderation eines Gedichts sowie ein Beitrag im Online-Forum des Seminars. Eigene Vorschläge für Gedichte können bis zum 1. April 2022 gemailt werden.

Einführung in die Gedichtanalyse (Schwerpunkt: Goethe)

Mo 16-18 Uhr (15.30-17 Uhr) (2 SWS)

max. 25 TeilnehmerInnen

Modul: B.A./LA: Literatur und Gattungstheorie

Johann Wolfgang von Goethes Lyrik gilt nicht nur als repräsentativ für die gern auch mit „Goethezeit" bezeichnete Epochenkonstellation von der Aufklärung zur Romantik, sie steht bis heute für das kontrovers diskutierte Konzept der „Erlebnislyrik". Dabei hat Goethe in fast allen lyrischen Genres gearbeitet, vom anakreontischen Lied über die freirhythmische Hymne über das antikisierende Epigramm und die naturphilosophische Elegie bis zur romantischen Balladen. Die Themen und Tonlagen erschöpfen sich keineswegs in harmonischen, melancholischen oder erhabenen Liebes- und Naturgedichten, die für das oben genannte Konzept der Erlebnislyrik herangezogen werden, sondern vertreten sind auch rollenbewusste, mitunter kollaborative Schreibexperimente im Zeichen von destruktivem Spott, scharfer Analyse oder amtlicher Pflichterfüllung. Vor diesem Hintergrund lassen sich an Goethes lyrischem Werk ein enormes Spektrum von Gattungskonventionen und -inventionen sowie Modi des lyrischen Sprechens verfolgen. Dabei werden basale Analysekategorien zu Bildlichkeit und Klangmustern sowie zu Vers- und Gedichtformen exemplarisch besprochen.

Teilnahmebedingung ist die thesenorientierte Anmoderation eines Gedichts sowie ein Beitrag im Online-Forum des Seminars. Arbeitsgrundlage bildet die kommentierte Gedichtausgabe: Johann Wolfgang Goethe, Gedichte. Studienausgabe, Hg. v. Bernd Witte, Stuttgart, Reclam 2008; Grundlage für die Analyse bildet: Dieter Burdorf, Einführung in die Gedichtanalyse, 3. Aufl. Stuttgart, Metzler 2015 (digitale Ausg. in der ULB verfügbar).

WiSe 2021/22

Grundlagen der neueren deutschen Literaturwissenschaft: Heinrich von Kleist

Mo 13-14.30 Uhr (15.30-17 Uhr)

Module: B.A./LA: Grundlagen der neueren deutschen Literaturwissenschaft

„– handeln ist besser als wissen", so formuliert Heinrich von Kleist eine seiner vielzitierten Lebensmaximen. Auch in Kleists literarischem Werk wird wenig gegrübelt und viel agiert. Bis heute erhitzen die atemlosen Texte mit ihren geradezu monströsen Satzkonstruktionen nicht nur die Gemüter, sondern befeuern auch die literaturwissenschaftliche Neugier. Anhand einer Auswahl aus dem epischen und dramatischen Werk (die Erzähltexte „Das Erdbeben von Chili" und Anekdoten, die Dramen „Das Käthchen von Heilbronn" und „Penthesilea", ergänzt um Briefe und Essays) werden folgende Aspekte behandelt und diskutiert: Funktion und Reichweite von Epochenbegriffen (Kleists Werk zwischen Klassizismus und Romantik), gattungstheoretische Grundbegriffe (Novelle, Märchendrama, Zeitungsartikel), Themen, Stoffe und Motive (Zufall, Gender Trouble, Blutrache) sowie literaturwissenschaftliche Methoden (hermeneutische, semiotische und diskursanalytische Zugänge). Teilnahmevoraussetzungen sind Lektüresicherheit und die Übernahme eines Abstracts zu einem Forschungstext (Studienleistung). Das Seminar wird je nach Studienprogramm mit einer Klausur oder mit einer Hausarbeit abgeschlossen (Modulleistung).

Lektüregrundlage, folglich anzuschaffen sind die oben genannten Titel (vorzugsweise aus dem Reclam-Verlag, die kürzeren Texte werden in einem Reader zur Verfügung gestellt). Gearbeitet wird mit drei Grundlagenwerken, die online in der ULB  verfügbar sind: B. Jeßing u. R. Köhnen: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 4. überarb. u. aktual. Aufl. Stuttgart 2017; R. Klausnitzer: Literaturwissenschaft. Begriffe – Verfahren – Arbeitstechniken. 2. Aufl. 2012; Kleist-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Hg. v. Ingo Breuer. Stuttgart 2013.

Kann man Aufklärung ausstellen?

Module: Praxismodul M.A. KdA: Materielle Kultur der Aufklärung, M.A. DSL/DLK: Kulturelle Diskurse, B.A./LA: Angewandte Literaturwissenschaft, LAGr: Text: Produktion, Rezeption, Interpretation, IKEAS: Kulturwissenschaft Deutschland 1 – Kulturgeschichte

Die Vorbesprechung erfolgt am Freitag, den 15.10. um 10.30 Uhr im IZEA. Vier Exkursionen finden jeweils Freitag statt am 22.10. und 12.11. von 9 bis 16 Uhr, am 26.11. von 9 bis 19 Uhr (inklus. An- und Rückfahrt nach Halberstadt) und am 10.12.2021 von 10-17 Uhr. Mittags- und Kaffeepausen sind eingeplant.

Die Aufklärung gilt vor allem als eine Epoche des Denkens, der Ideen und folglich der Texte, zugleich aber zeichnet sie sich durch eine spezifische materielle Kultur aus. In der Aufklärung formieren sich neuartige Praktiken, etwa des erkenntnisgeleitete Sammeln oder die persönlichkeitsformende Geselligkeit, die nicht als bloße top-down-Effekte von Ideen erklärbar sind. Das lässt sich nachvollziehen, wenn sich Objekt-Ensembles in ihren historischen Präsentationsformen erhalten haben. Entsprechend aufschlussreiche Ensembles werden in der Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen zu Halle, in der Präparatesammlung der Medizinerdynastie Meckel der MLU, im Vorlesungssaal des Wolffhauses in Halle oder im Freundschaftstempel im Gleimhaus Halberstadt jeweils vor Ort besprochen. Einbezogen werden dabei literarische Texte der Aufklärung, welche solche Orte inszenieren.

Eine andere Ausgangssituation besteht, wenn allein Objekte, insbesondere Bücher und Handschriften, überliefert sind. Wie lässt sich Aufklärung als historische Praxis der Wissensvermittlung oder Geselligkeit innerhalb aktueller Ausstellungen vermitteln? Für diese Herausforderung bietet die literaturwissenschaftliche Grundsatzdebatte „Kann man Literatur zeigen?" viele Reflexions- und Gestaltungsimpulse. Entsprechende Ansätze diskutieren wir an verschiedenen Ausstellungen in den oben genannten Museen.

Ein elektronischer Reader mit zur Kultur- und Literaturgeschichte der Aufklärung, zu den einzelnen Ausstellungen, zur Ausstellungstheorie sowie mit literarischen Texten wird bereitgestellt. Teilnahmebedingungen sind Textsicherheit, der Besuch aller vier Exkursionstermine sowie die Übernahme eines Abstracts zu einem Forschungstext (Studienleistung). Je nach Modul kann die Modulleistung in Form einer Hausarbeit oder eines Praktikumsberichts erbracht werden.

Praxiskolloquium: Materielle Kultur der Aufklärung

Modul: Praxismodul M.A. KdA: Materielle Kultur der Aufklärung

Vorbereitungstreffen am 14.10.2021, 15 Uhr, Foyer im IZEA. Die Terminabsprache für das Abschlusskolloquium erfolgt mit den TeilnehmerInnnen und deren BetreuerInnen.

Das Seminar begleitet die Praxisphase des Masterprogramms „Kulturen der Aufklärung" in den kooperierenden Kultureinrichtungen in Einzelbetreuung. Abschließend werden alle Projektergebnisse in einem öffentlichen Kolloquium im IZEA präsentiert und diskutiert. Die Modulleistung besteht aus einer 15-minütigen Präsentation sowie einem Projektbericht, der auf der Homepage des Studiengangs veröffentlicht wird (http://www.master-aufklaerung.uni-halle.de).

SoSe 2021

Einführung in die Dramenanalyse (Georg Büchner)

1. Online-Seminar: Mo 13-14.30 Uhr

2. Online-Seminar: Mo 15.30-17 Uhr

Modul: B.A./LA: Literatur- und Gattungstheorie

„.. die Kunstsprache ist abscheulich, ich meine, für menschliche Dinge müsste man auch menschliche Ausdrücke finden" – dieser Einsicht folgte Georg Büchner in einer ebenso kompromisslosen wie kreativen Weise, indem er vermeintlich literaturfernes Sprachmaterial verarbeitet hat. Bis heute fasziniert das ebenso schmale wie folgenreiche dramatische Werk des mit 23 Jahre verstorbenen Autors durch moderne Darstellungsformen für komplexe politische, soziale wie psychische Vorgänge.
Anhand der gemeinsamen Erarbeitung der Geschichtsdramas „Danton’s Tod", des sozialen Dramas „Woyzeck" und der Komödie „Leonce und Lena" werden dramentheoretische Analysekategorien erprobt. Neben der aktiven Teilnahme an den 10 synchronen Online-Sitzungen sind zwei schriftliche Aufgaben im Ilias-Forum zu erbringen (Studienleistung): 1. Erstellung eines Abstracts zu einem Handbuchartikel zu zentralen Themen und Motiven (z.B. Revolution, Melancholie, Camouflage) und 2. eine anwendungsbezogene Diskussion einer Analysekategorie (z.B. Illusion, Katharsis, Botenbericht, Nebentext). Die Modulleistung kann in Form einer Klausur erbracht werden.
Grundlagenliteratur: Roland Borgards, Harald Neumeyer (Hg.): Büchner Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Stuttgart 2009 (online in ULB verfügbar). In Buchform zuzulegen sind: Benedikt Jeßing: Dramenanalyse. Eine Einführung. Berlin 2015 sowie die entsprechenden Reclam-Ausgaben der genannten Dramen.

Heimliche Beobachter: Ding-Erzählungen im langen 18. Jahrhundert

1. Online-Seminar: Di 13-14.30 Uhr

Das Seminar richtet sich insbesondere an Lehramtsstudierende und legt einen Schwerpunkt auf die Erziehungs- und Bildungskonzepte der Aufklärung.

Module: B.A./LA: Literaturgeschichte, B.A./LA: Themen, Stoffe, Motive, LAGr/Fö: Text: Produktion, Rezeption, Interpretation

2. Online-Seminar: Di 15.30-17 Uhr

Das Seminar richtet sich insbesondere an Masterstudierende und legt einen Schwerpunkt auf die kulturwissenschaftliche Kontextualisierung des Genres.

Module: M.A.: Kulturelle Diskurse, M.A.: Themen, Stoffe, Motive, M.A. KdA Vertiefungsmodul: Literaturgeschichte, M.A. KdA: Literatur und Ästhetik II, B.A. IKEAS: Deutschland 1 - Kulturgeschichte

Im langen 18. Jahrhundert verbreiten sich nicht nur die Ideen der Aufklärung, sondern es bildet sich auch das heraus, was wir heute als Konsumgesellschaft bezeichnen. In Zeitschriften werden die neuen und allerneuesten Waren, deren modebewusster Gebrauch sowie schneller Verbrauch besprochen. In diesem zeitdiagnostischen Kontext entwickelt  sich ein literarisches Genre, das die gesellschaftlichen und psychischen Effekte des Konsums nicht aus der menschlichen, sondern aus einer dinglichen Perspektive erzählt. Die sogenannten „it-narratives" boomen in der englischsprachigen Literatur, um deren Wiederentdeckung sich im letzten Jahrzehnt ein eigenes Forschungsfeld etablierte. Im deutschsprachigen Bereich befindet sich sowohl die Erschließung als auch die Erforschung dieses Genres noch in den Anfängen.

Es gibt mindestens drei gute Gründe, die es besonders interessant machen, wenn ein Ding zur Hauptfigur wird, wenn eine Münze, ein Stück Papier, eine Weste, eine Perücke, ein Sofa oder ein Proviantwagen vom eigenen Werdegang berichten: Erstens sind sie unbemerkt in menschliche Handlungen verwickelt, weshalb sie oft als Spione und Voyeure auftreten und eine hohe Affinität zur Satire haben. Zweitens fungieren Dinge als Kontaktpunkte von unterschiedlichen sozialen Milieus und erlauben somit eine umfassende Gesellschaftsanalyse. Drittens handelt es sich um ein experimentelles Genre, das nicht mit den Magie-Lizenzen des Märchens arbeitet, sondern bereits die moderne Reportage anbahnt.

Alle erforderlichen Primär- und Sekundärtexte werden elektronisch bereitgestellt. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft zur Lektüre von Erzählungen im Erstdruck (d.h. in Frakturschrift) sowie von englischsprachigen Referenztexten. Neben der aktiven Teilnahme an 11 synchronen Online-Sitzungen sind folgende schriftliche Aufgaben zu erbringen: 1. Erstellung eines Abstracts zu einem Aufsatz; 2. eine Kurzanalyse zu einem deutsch- oder fremdsprachigem it-narrative (beides im Forum); 3. die Mitarbeit an einem Ding-Erzählungs-Wiki zu zentralen Motiven (z.B. Kleidung, Geld, Papier) und genrespezifischen Analysekategorien (z.B. Dinglichkeit, Zirkulation, Fokalisierung). Die Modulleistung kann in Form einer mündlichen Prüfung oder einer Hausarbeit erbracht werden, wobei ein individueller Themenzuschnitt auf der Grundlage der bereits im Seminar erarbeiten Texte (Forum, Wiki) möglich ist. Zur Einführung: Mirna Zemann: Zyklographie der Dinge und Zyklologie der Kultur – Ein Forschungsprogramm. In: Kulturelle Zyklographie der Dinge    . Hg. v. ders. u.a.: München, S. 7–24.

Eine verbindliche Anmeldung mit der Übernahme eines Inputs (Aufsatz oder englisches it-narrative) für die ersten Sitzungen ist ab sofort bis zum 26.3.2021 per mail möglich ().

WiSe 2020/21

Grundlagen der neueren deutschen Literaturwissenschaft: Literatur der 20er-Jahre

Mo 13.00-14.30 Uhr (Online-Veranstaltung)

Mo 15.30-17.00 Uhr (Online-Veranstaltung)

Module: BA/LA: Grundlagen der neueren deutschen Literaturwissenschaft

Diese Veranstaltung findet online statt und richtet sich vornehmlich an diejenigen Bachelor- und Lehramts-Studierenden (LA Gym, Sek, Fö), die aufgrund einer gesundheitlichen Gefährdung durch Covid-19 keine Präsenzlehre wahrnehmen können.

Themen und Formen der Literatur, deren Erscheinen nun ein Jahrhundert zurück liegen, scheinen aktueller denn je. Auch haben kulturelle Veranstaltungen wie das Bauhausjahr 2019 oder Erfolgsserien wie „Babylon Berlin“ oder „Boardwalk Empire“ das Interesse an der Rolle der Literatur in dieser gesellschaftlichen Aufbruchsstimmung befördert. Romane, Bühnenstücke und Gedichte der 20er Jahre experimentieren mit Elementen der Alltagssprache wie Redewendungen, Anglizismen, Schlagzeilen oder Werbeslogans. Dabei setzen sich viele Autor*innen von der tonangebenden symbolistischen und expressionistischen Literatur dadurch ab, dass sie auf Verständlichkeit setzen und eine Breitenwirkung auch in politischer Hinsicht suchen.
Gelesen und besprochen werden der Roman „Menschen im Hotel“ (1929) von Vicki Baum, das Volksstück „Geschichten aus dem Wiener Wald“ (1931) von Ödon von Horvath sowie Reportagen von Egon Kisch und Gebrauchslyrik von Erich Kästner und Mascha Kaléko mit Blick auf folgende Aspekte: Funktion und Reichweite von Epochenbegriffen (Expressionismus, Neue Sachlichkeit), gattungstheoretische Grundbegriffe (Roman und Reportage, Komödie und Volksstück, Ballade und Chanson), Themen, Stoffe und Motive (Großstadt, Novemberrevolution, Flapper) sowie literaturwissenschaftliche Methoden (hermeneutische, diskursanalytische und kulturwissenschaftliche Zugänge).
Teilnahmevoraussetzungen sind Lektüresicherheit und regelmäßige Forumsbeiträge zu einer bereitgestellten Textauswahl an Primär- und Sekundärliteratur (Studienleistung); das Seminar wird mit einer Hausarbeit abgeschlossen (Modulteilleistung). Lektüregrundlage, folglich anzuschaffen sind die oben genannten Texte (vorzugsweise aus dem Reclam oder Fischer-Verlag, die Gedichte werden in einem Reader zur Verfügung gestellt), zudem Benedikt Jeßing, Ralph Köhnen: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 4. überarb. und aktual. Aufl. Stuttgart 2017. Zum Einlesen in den kulturgeschichtlichen  Hintergrund  sei empfohlen Sabina Becker: Experiment Weimar: Eine Kulturgeschichte Deutschlands 1918–1933, Darmstadt 2018.

Zeitschriften im langen 18. Jahrhundert (LA)

Di 13.00-14.30 Uhr (Online-Veranstaltung)

Module: BA/LA: Literaturgeschichte, BA/LA/MA: Themen, Stoffe, Motive, BA: Angewandte Literaturwissenschaft, LAGr: Text: Produktion, Rezeption, Interpretation

Die Erschließung und Erforschung von historischen Zeitschriften profitiert nicht nur in pragmatischer, sondern auch in methodischer Hinsicht von der Digitalisierung: Datenbanken wie „Gelehrte Journale und Zeitungen der Aufklärung“ (GJZ 18) ermöglichen einen Bibliotheken übergreifenden Zugriff auf verschiedene Zeitschriften in allen verfügbaren Jahrgängen und darüber hinaus, Themenkonjunkturen, die Formation der Textsorte oder die Ausbildung einer Leseöffentlichkeit auf einer breiten Materialgrundlage nachzuzeichnen und auszuwerten.

Die Zeitschrift „ist ein Kind des 18. Jahrhunderts“ (Holger Böning). Zählt man in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum keine 100 Zeitschriften, so sind gegen Ende des Jahrhunderts über 6.000 verschiedene Titel verfügbar. Die Entwicklung nimmt bei den Moralischen Wochenschriften ihren Anfang, einem Format bürgerlicher Selbstverständigung über Wertvorstellungen, Alltagshandeln und Bildung, wobei Leipzig und Halle wichtige Produktionszentren darstellen. Seit der Mitte des Jahrhunderts ist eine Ausdifferenzierung nach Fächern (z.B. Literaturzeitschriften, etwa von Lessing, Schiller oder Kleist) und AdressatInnen (z.B. Frauenzeitschriften, am erfolgreichsten diejenigen von Sophie von la Roche) zu beobachten. Die Zeitschrift ist zugleich Motor, Instrument und Archiv einer neuen Debattenkultur.

Das Seminar erkundet dieses Feld in zwei Etappen. Zunächst werden gemeinsam literaturhistorische, gattungstheoretische und thematologische Zugriffe an drei Debatten der Aufklärung erprobt: Die theologisch-philosophische Reaktion auf das Erdbeben von Lissabon, die politische Auseinandersetzung mit der Sklaverei und die medienkritische Debatte zur Lesewut. In der zweiten Etappe steht der Umgang mit den Datenbanken im Zentrum, indem die TeilnehmerInnen selbst gewählte Themenfelder kartieren und aussagekräftige Artikel als Materialgrundlage für eine problemorientierte Zusammenschau des Phänomens im Plenum aufbereiten.

Das Seminar richtet sich insbesondere an Lehramtsstudierende und legt einen Schwerpunkt auf die Erziehungs- und Bildungskonzepte der Aufklärung. Die Studienleistung besteht in der Aufbereitung einer entsprechenden Debatte, die im Forum dokumentiert wird. Eine Modulleistung kann in Form einer Hausarbeit oder einer mündlichen Prüfung (voraussichtliche online) erbracht werden. Zur Orientierung im Vorfeld bieten sich folgende Datenbanken an: https://gelehrte-journale.de    und https://www3.hhu.de/hz/wochenschriften.    Die Forschungsliteratur wird in der Dateiplattform bereitgestellt, zur Einführung empfiehlt sich: Holger Böning: Aufklärung und Presse im 18. Jahrhundert, in: Öffentlichkeit im 18. Jahrhundert, hg. v. Hans-Wolf Jäger, Göttingen 1997, S. 151-163; Periodische Erziehung des Menschengeschlechts. Moralische Wochenschriften im deutschsprachigen Raum, hg. v. Misia Sophia Doms u. Bernhard Walcher, Bern 2012.

Zeitschriften im langen 18. Jahrhundert (B.A./M.A.)

Di 15.30 – 17.00 Uhr (Online-Veranstaltung)

Module: BA/LA: Literaturgeschichte, IKEAS: Kulturwissenschaft Deutschland 1 – Kulturgeschichte, MA: Themen, Stoffe, Motive, MA KdA: Literatur und Ästhetik II, MA DSL/DLK: Kulturelle Diskurse

Die Erschließung und Erforschung von historischen Zeitschriften profitiert nicht nur in pragmatischer, sondern auch in methodischer Hinsicht von der Digitalisierung: Datenbanken wie „Gelehrte Journale und Zeitungen der Aufklärung“ (GJZ 18) ermöglichen einen Bibliotheken übergreifenden Zugriff auf verschiedene Zeitschriften in allen verfügbaren Jahrgängen und darüber hinaus, Themenkonjunkturen, die Formation der Textsorte oder die Ausbildung einer Leseöffentlichkeit auf einer breiten Materialgrundlage nachzuzeichnen und auszuwerten.

Die Zeitschrift „ist ein Kind des 18. Jahrhunderts“ (Holger Böning). Zählt man in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum keine 100 Zeitschriften, so sind gegen Ende des  Jahrhunderts über 6.000 verschiedene Titel verfügbar. Die Entwicklung nimmt bei den Moralischen Wochenschriften ihren Anfang, einem Format bürgerlicher Selbstverständigung über Wertvorstellungen,  Alltagshandeln und Bildung, wobei Leipzig und Halle wichtige Produktionszentren darstellen. Seit der Mitte des Jahrhunderts ist eine Ausdifferenzierung nach Fächern (z.B. Literaturzeitschriften, etwa von Lessing, Schiller oder Kleist) und AdressatInnen (z.B. Frauenzeitschriften, am erfolgreichsten diejenigen von Sophie von la Roche) zu beobachten. Die Zeitschrift ist zugleich Motor, Instrument und Archiv einer neuen Debattenkultur.

Das Seminar erkundet dieses Feld in zwei Etappen. Zunächst werden gemeinsam literaturhistorische, gattungstheoretische und thematologische Zugriffe an drei Debatten der Aufklärung erprobt: Die theologisch-philosophische  Reaktion auf das Erdbeben von Lissabon, die politische Auseinandersetzung mit der Sklaverei und die medienkritische Debatte zur Lesewut. In der zweiten Etappe steht der Umgang mit den Datenbanken im Zentrum, indem die TeilnehmerInnen selbst gewählte Themenfelder kartieren und aussagekräftige Artikel als Materialgrundlage für eine  problemorientierte Zusammenschau des Phänomens im Plenum aufbereiten.

Das Seminar richtet sich vornehmlich an fortgeschrittene Bachelor- und Masterstudierende und legt einen Schwerpunkt auf die diskursiven und poetologischen Funktionen der Zeitschrift. Die Studienleistung besteht in der Aufbereitung einer aussagekräftigen Zusammenstellung von Artikeln, die im Forum dokumentiert wird. Eine Modulleistung kann in Form einer Hausarbeit oder einer mündlichen Prüfung (voraussichtliche online) erbracht werden. Zur Orientierung im Vorfeld bieten sich folgende Datenbanken an: https://gelehrte-journale.de    und https://www3.hhu.de/hz/wochenschriften.    Die Forschungsliteratur wird in der Dateiplattform bereitgestellt, zur Einführung empfiehlt sich: Holger Böning: Aufklärung und Presse im 18. Jahrhundert, in: Öffentlichkeit im 18. Jahrhundert, hg. v. Hans-Wolf Jäger, Göttingen 1997, S. 151-163; Zeitschriftenliteratur/ Fortsetzungsliteratur, hg. von Nicola Kaminski, Nora Ramtke u. Carsten Zelle, Hannover 2014.

SoSe 2020

Einführung in die Gedichtanalyse (Schwerpunkt: Lyrik der 20er-Jahre)

Mo 12.00-14.00 Uhr, LuWu 2, SR 20 (2 SWS)

26.4.2020 um 11.00 Uhr: Ausstellungseröffnung "ist das der große Wurf?“ im Literaturhaus Halle

max. 24 TeilnehmerInnen

Module BA/LA: Literatur und Gattungstheorie, LAGr: Grundlagen der germanistischen Literaturwissenschaft

In der Debatte, ob Gedichte in der modernen Lebenswelt der Weimarer Republik überhaupt noch zeitgemäß seien, erklärte der Literaturkritiker Paul Rilla, dass die Herausforderung gerade darin bestehe, „aus dem alltäglichen Sprachstoff von heute reinste Dichtung zu machen“. Tatsächlich ist die Aufnahme von Elementen der Alltagssprache wie Redewendungen, Anglizismen, Schlagzeilen oder Werbeslogans prägend für die Lyrik der Neuen Sachlichkeit. Zugleich ist innerhalb und neben dieser Strömung eine ebenso produktive Auseinandersetzung mit den avantgardistischen Sprach- und Formexperimenten des ‚Expressionistischen Jahrzehnts‘ sowie der Dada-Bewegung als auch mit vormodernen Formen wie Ballade oder Volkslied zu beobachten.

An der vielstimmigen lyrikgeschichtlichen Etappe der Zwischenkriegsjahre, konkret an Gedichten von  Else Lasker-Schüler, Gottfried Benn, Kurt Schwitters, Hannah Höch, Bertolt Brecht, Erich Kästner oder Mascha Kaléko, lassen sich verschiedene Gattungskonventionen sowie Gattungsinventionen verfolgen. Dabei werden basale Analysekategorien zu Rhetorizität und Klangmustern sowie zu Vers- und Gedichtformen exemplarisch besprochen. In einem Exkurs zur Collage wird in Kooperation mit dem Literaturhaus Halle die Ausstellung „ist das der große wurf?“ mit Wort-Arbeiten von Ingke Günther besucht und vor Ort in einem Gespräch mit der Künstlerin diskutiert.
Teilnahmebedingungen sind Textsicherheit, der Besuch der Ausstellung sowie die Übernahme eines Ergebnisprotokolls, eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten Anmoderation (Studienleistung). Die Modulleistung kann in Form einer Klausur am 20.7. erbracht werden. Ein Reader mit einer Gedichtauswahl sowie Grundlagentexten der Forschung wird bereitgestellt. Zudem ist anzuschaffen: Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse, 3. aktual. u. erw. Aufl., Stuttgart 2015.

Einführung in die Gedichtanalyse (Schwerpunkt: Lyrik der Romantik)

Mo 16.00-18.00 Uhr, LuWu 2, SR 18 (2 SWS)

08.06.2020 um 19 Uhr: Gespräch und Lesung mit R. Borgards aus der „Handlichen Bibliothek der Romantik“ im Museum für Haustierkunde am Steintorcampus

max. 24 TeilnehmerInnen

Module: BA/LA: Literatur und Gattungstheorie

Romantische Gedichte sind schön und oft geht es um große Gefühle – deshalb können sie sich bis heute außerhalb der Deutschstunden behaupten und prägen unser Alltagsverständnis von Lyrik nachhaltig. Dass auch die literaturwissenschaftliche Forschung das romantische Gedicht als „Paradigma der Lyrikgattung überhaupt“ einschätzt (John Fetzer), dafür gibt es gute Gründe: in der Romantik werden moderne Positionen von  Subjektivität und Reflexivität erprobt. Dabei experimentieren romantische Gedichte mit extremen Positionen zwischen eingängigem Volkslied, elaborierter Artistik und suggestiver Sprachmagie, zwischen zugewandter Naivität, ironischem Witz und riskanter Polemik.

Diesen unterschiedlichen Formen und Haltungen soll in der romantischen Vielstimmigkeit nachgegangen werden, konkret in Gedichten von Dorothea Schlegel, Ludwig Tieck, Novalis, Clemens Brentano, Bettine von Arnim, Achim von Arnim, Sophie Mereau, Caroline von Günderrode, Joseph von Eichendorff, Wilhelm Müller, Helmina von Chézy, Heinrich Heine, Annette von Droste-Hülshoff  und anderen mehr. Dabei werden basale Analysekategorien zu Rhetorizität und Klangmustern sowie zu Vers- und Gedichtformen exemplarisch besprochen. Im Rahmen einer Abendveranstaltung mit dem Romantikforscher Roland Borgards (Frankfurt  M.) am 08.06.2020 werden Texte gelesen und diskutiert.
Teilnahmebedingungen sind Textsicherheit, die aktive Teilnahme an der Lesung sowie die Übernahme eines Ergebnisprotokolls, eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten Anmoderation (Studienleistung). Die Modulleistung kann in Form einer Klausur am 20.07. erbracht werden. Textgrundlage, folglich anzuschaffen sind: Gedichte der Romantik, hg. v. Wolfgang Frühwald, Stuttgart 2018; Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse, 3. aktual. u. erw. Aufl. Stuttgart 2015.

Literarische Tiere zwischen Aufklärung und Romantik

Di 16.00-18.00 Uhr, LuWu 2, SR 18 (2 SWS)

Mo 08.06.2020 um 19 Uhr: Lesung und Gespräch mit R. Borgards aus der Anthologie "Tiere" im Museum für Haustierkunde in Kooperation mit dem Literaturhaus Halle

max. 24 TeilnehmerInnen

Module: B.A./LA: Literaturgeschichte, B.A./LA/M.A.: Themen, Stoffe, Motive, B.A. IKEAS: Kulturwissenschaft Deutschland 1 - Kulturgeschichte, Master KdA: Literatur und Ästhetik II, Master DSL/DLK: Kulturelle Diskurse

Tiere sind selbstverständlicher Teil unserer Lebenswelt und zugleich steht unser Verhältnis zu ihnen grundsätzlich zur Diskussion, etwa in den aktuellen Debatten um Artensterben, Massenhaltung und Tierethik. Keineswegs neu jedoch ist die Frage, ob und wie wir die Tiere brauchen, um uns als Menschen zu definieren. Dabei geht es immer auch um die folgenreichen Grenzziehungen zwischen Kultur und Natur, zwischen Subjekt und Objekt oder zwischen moralischem Handeln und instinktgeleitetem Verhalten. Die Literatur hat diese Differenzen bereits in der Formationsphase der Moderne, insbesondere in den Epochen der Aufklärung und der Romantik, in Frage gestellt. Auffällig ist, dass sie dabei vormoderne Formen aufnimmt und weiterschreibt, in denen die Tiere seit jeher einen festen Platz behaupten, in Fabeln, Märchen, Sagen und Liedern. Das Seminar macht sich zur Aufgabe, die literarischen Darstellungsformen und Haltungen an einer breiten Textauswahl zu untersuchen und unter Einbezug der Cultural Animal Studies zu reflektieren: an Fabeln von Gellert, Lessing und Kleist, an Märchen und Sagen von den Brüdern Grimm, von Bettina von Arnim sowie an Tiecks Märchendrama, aber auch an experimentellen Liedern und Erzählungen von Brockes, Clemens Brentano, Hoffmann, Hauff oder Varnhagen.

Da ein aktuelles Thema wie die „Literarischen Tiere“ mit einer außeruniversitären  Wahrnehmung rechnen darf, wird des Seminar in Kooperation mit dem Literaturhaus Halle, namentlich Alexander Suckel, und dem Zentralmagazin der Naturwissenschaftlichen Sammlungen, namentlich Dr. Frank D. Steinheimer, am 08.06.2020 einen Lese- und Gesprächsabend im Haustiermuseum auf dem Campus ausrichten. Zugesagt hat bereits der Literaturwissenschaftler und renommierte Vertreter der Cultural Animal Studies Prof. Dr. Roland Borgards (Frankfurt a.M.).

Teilnahmebedingungen sind Textsicherheit, die Übernahme eines Ergebnisprotokolls, eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten Anmoderation (Studienleistung), sowie das aktive Mitwirken an der Abendveranstaltung am 08.06.2020. Die Modulleistung kann je nach Modul in Form einer Klausur am 20.07., einer mündlichen Prüfung am 21.07. oder einer Hausarbeit erbracht werden. Textgrundlage, folglich zur Anschaffung empfohlen, ist die Anthologie: Tiere, hg. v. R. Borgards. Berlin 2019 (Handliche Bibliothek der Romantik; Bd. 2). Die Tier-Texte der Aufklärung werden elektronisch bereitgestellt. Zur Einführung sind ferner empfohlen: S. Schönbeck: Die Fabeltiere der Aufklärung, Stuttgart 2020; Tiere. Kulturwissenschaftliches Handbuch, hg. v. R. Borgards, Stuttgart 2016; Texte zur Tiertheorie (hier insbesondere Aristoteles, Kant, Foucault, Haraway), hg. v. R. Borgards u.a., Stuttgart 2015.

Kann man Aufklärung ausstellen?

Blockveranstaltung (2 SWS): Die Vorbesprechung erfolgt per Mail Anfang April; Termine: Fr. 24. April, 9-17 Uhr in Halle: Sitzung im IZEA, Thomasiuszimmer (Franckeplatz 1, Haus 54), anschließend Franckesche Stiftungen zu Halle; Fr. 8. Mai, 9-18 Uhr: Klassik Stiftung Weimar; Fr. 15. Mai, 9-17 Uhr in Halle: Sitzung im IZEA, Thomasiuszimmer (Franckeplatz 1, Haus 54), anschließend Wolffhaus.

max. 20 TeilnehmerInnen

Module: B.A./LA: Angewandte Literaturwissenschaft, B.A./LA: Literaturgeschichte., B.A./LA/M.A.: Themen, Stoffe, Motive, B.A. IKEAS: Kulturwissenschaft Deutschland 1 – Kulturgeschichte, LAGr: Text: Produktion, Rezeption, Interpretation, Master DSL/DLK: Kulturelle Diskurse, Praxismodul Master KdA: Materielle Kultur der Aufklärung

Die Aufklärung, das transportiert nicht zuletzt ihre philosophiegeschichtliche Bezeichnung, steht vor allem für eine Epoche des Denkens, der Ideen und folglich der Texte. Zugleich aber zeichnet sie sich, durchaus in enger Wechselwirkung mit ideengeschichtlichen Entwicklungen, durch eine spezifische materielle Kultur aus, was sich nicht zuletzt in der gegen Ende der Epoche popularisierten Neubezeichnung als „papiernes Zeitalter“ ausspricht. Auch auf der Ebene der Praktiken, etwa des erkenntnisgeleiten Sammelns oder der persönlichkeitsformenden Geselligkeit, finden sich neue Formen, die nicht als top-down-Effekt von Ideen zu erklären und zugleich konstitutiv für die Aufklärung sind.

Die Vermittlung dieser materiellen, insbesondere papiernen Kultur sowie der Praktiken, insbesondere im Feld des Wissens und der Gesellschaft, stellt die Museen und Archive vor eine große Herausforderung. Bei der Suche nach neuen Ausstellungsformen können sie von der in den Literaturwissenschaften geführten Grundsatzdebatte „Kann man Literatur zeigen?“ profitieren. Nach der Kritik an den traditionellen Vitrinenausstellungen, die Texte als „Flachware“ präsentieren, haben sich viele interessante Ansätze gebildet, um vermeintlich ungreifbare Bereiche wie Ideen und Praktiken zu vermitteln. Diese Ansätze diskutieren wir an vier verschiedenen Ausstellungen in den Franckeschen Stiftungen zu Halle, im Wolff-Haus sowie in der Anna-Amalia-Bibliothek und im Goethe-Nationalmuseum der Klassik Stiftung Weimar.

Schon vor dem – aktuell um mindestens zwei Wochen verschobenen – Semesterbeginn wird ein elektronischer Reader mit Texten zur Ausstellungstheorie, zur Kulturgeschichte der Aufklärung und zu den einzelnen Ausstellungen bereitgestellt.

Teilnahmebedingungen sind Textsicherheit, der Besuch aller drei Exkursionstermine sowie die Übernahme eines Ergebnisprotokolls oder  eines Impulsreferates (Studienleistung). Je nach Modul kann die Modulleistung in Form einer Hausarbeit oder eines Praktikumsberichts erbracht werden.

WiSe 2019/20

Einführung in die Literaturwissenschaft: Gotthold Ephraim Lessing

Mo 16.00-18.00 Uhr, SR18, LuWu 2

Module: B.A./LA: Einführung in die germanistische Sprach- und Literaturwissenschaft im europäischen Kontext

max. 24 TeilnehmerInnen

Mit gutem Grund gilt Lessing als „Meister aller Polemik“ (Hannah Arendt). Kaum eine Textgattung und kaum eine Frage der Aufklärung ließ er aus: in Streitschriften und Sinngedichten, Dramen und Fabeln, Briefen und Poetiken traktierte Lessing die Religion und die Moral, die Politik und die Kunst. Streitbar war er nicht nur als öffentliche Autorfigur, sondern auch seine Dramenfiguren führen vor, dass die Auseinandersetzung nicht nur Positionen verhärten, sondern auch aufweichen und zu Differenzierungen führen kann. Angesichts der gängigen Geschlechterstereotypen überraschen vor allem Lessings Frauenfiguren, die sich mit vollem Herzen und glasklarem Verstand in riskante Dialoge begeben.

Anhand der Dramen Die Juden (1749), Miss Sara Sampson (1755) und Minna von Barnhelm (1767) sowie ausgewählter Fabeln, Gedichte, Briefe und Auszüge aus  literaturtheoretischen Schriften werden folgende Aspekte behandelt und diskutiert: Funktion und Reichweite von Epochenbegriffen (Aufklärung, Empfindsamkeit), gattungstheoretische Grundbegriffe (bürgerliches Trauerspiel, Brief), Themen, Stoffe und Motive (Toleranz, Ahasver-Sage, Femme fatale) sowie literaturwissenschaftliche Methoden (hermeneutische, diskursanalytische und kulturwissenschaftliche Zugänge).

Teilnahmevoraussetzungen sind Lektüresicherheit und Übernahme eines Impulsreferates oder eines Ergebnisprotokolls (Studienleistung); das Seminar wird mit einer Hausarbeit abgeschlossen (Modulteilleistung). Lektüregrundlage, folglich anzuschaffen sind die oben genannten Dramen in den jeweiligen Reclam-Ausgaben, zudem B. Jeßing, R. Köhnen (Hg.): Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 4. überarb. und aktual. Aufl. 2017.

Literatur und Handarbeit

Di 16.00-18.00 Uhr, SR 18, LuWu 2

max. 24 TeilnehmerInnen

Module: B.A./LA: Literaturgeschichte. [17. Jh. bis zur Gegenwart], B.A./LA: Literaturgeschichte. 17. – 19. Jhd. (alte Ordn.), B.A./LA: Themen, Stoffe, Motive, LAGr: Text: Produktion, Rezeption, Interpretation, M.A. KdA: Literatur und Ästhetik II, Master DSL/DLK: Kulturelle Diskurse, IKEAS: Kulturwissenschaft Deutschland 1– Kulturgeschichte

„Als junge Mädchen werden wir gewöhnt, mit den Fingern zu tifteln und mit den Gedanken umherzuschweifen“, so bringt eine Romanfigur aus Goethes Wanderjahren das um 1800 entdeckte kreative Potenzial weiblicher Handarbeiten auf den Punkt. Wurde die weibliche Handarbeit im 18. Jahrhundert vor allem als ein Instrument zur körperlichen und geistigen Domestizierung von Mädchen und Frauen eingesetzt, wird im 19. Jahrhundert das unkontrollierbare kreative Potenzial deutlich. Dabei kann das Handarbeiten an Modelle von Dichtung anknüpfen, die bis heute gegenwärtig sind in der Rede vom literarischen Stoff, vom Textgewebe, vom Erzählfaden oder vom dramatischen Knoten. Die Konjunktur der – weiblichen wie männlichen – Handarbeit in der Literatur um 1800 hat zugleich eine arbeitsweltliche Brisanz, die ebenfalls in den Wanderjahren thematisiert wird: Durch die Technisierung und Serialisierung der Stoffproduktion in den Webereien verändert sich die Auffassung vom ‚Selbstgemachten‘ maßgeblich.

Gelesen und diskutiert werden neben Goethes Wilhelm Meisters Wanderjahre (1829) romantische Texte: Achim von Arnims Die drei liebreichen Schwestern und der glückliche Färber (1812), Helmina von Chezys Jugendgeschichte, Leben und Ansichten eines papiernen Kragens, von ihm selbst erzählt (1829), E.T.A. Hoffmanns Meister Martin der Küfner und seine Gesellen (1818), Bettine von Arnims unvollendetes Armenbuch (1844ff) sowie Spinnstubenlieder und Märchen.

Bis auf die bei Reclam erhältlichen Wanderjahre werden alle zu lesenden Primärtexte wie auch kulturgeschichtliche und literaturtheoretische Forschungstexte (z.B. Ehrmann-Köpke, R. Barthes, E. Weber) elektronisch bereit gestellt. Teilnahmevoraussetzungen sind Lektüresicherheit und Übernahme eines Impulsreferates, einer Moderation oder eines Ergebnisprotokolls (Studienleistung); das Seminar kann mit einer Hausarbeit, einer Klausur oder einer mündlichen Prüfung abgeschlossen werden (Modulleistung).

Praxiskolloquium: Materielle Kultur der Aufklärung

Vorbesprechung: Fr. 25.10.2019, 14-16 Uhr, IZEA; die Termine für Ortsbesuche und Kolloquium werden individuell vereinbart

max. 20 TeilnehmerInnen

Module: Praxismodul Master KdA: Materielle Kultur der Aufklärung

Das Seminar begleitet die Praxisphase des Masterprogramms „Kulturen  der Aufklärung“ in den kooperierenden Kultureinrichtungen und stellt abschließend alle Projektergebnisse in einem öffentlichen Kolloquium im IZEA zur Diskussion. Die Modulleistung besteht aus einer 15-minütigen Präsentation sowie einem abschließenden Projektbericht, der auf der Homepage des Studiengangs veröffentlicht wird (http://www.master-aufklaerung.uni-halle.de).

SoSe 2019

Einführung in die Gedichtanalyse (Schwerpunkt: Melancholische Lyrik)

Di 16.00-18.00 Uhr (2 SWS)

Module: B.A./LA: Literatur und Gattungstheorie, B.A./LA: Gattungen und Gattungstheorie (alte Ordn.), LAGr: Grundlagen der germanistischen Literatruwissenschaft

max. 30 Teilnehmer

Melancholische Gedichte reflektieren nicht allein eine Stimmungslage, sondern immer auch ein literarisches Konzept. In der Antike wurde die Melancholie als leibliche Voraussetzung künstlerischer Kreativität gehandelt, seit dem 18. Jahrhundert entsteht eine neue Auffassung von der ‚Wonne der Tränen‘, die Dynamik in den Sprachfluss bringt. Obwohl Melancholie von nun an unter dem Verdacht der Pose steht, bleibt sie bis in die Gegenwart das Leitkonzept für die literarische Darstellung von Depression und/oder ein poetisches Widerlager gegen Fortschrittsoptimismus.

An der Frage, wie die Melancholie zur Sprache kommt, lassen sich Gattungskonventionen der Lyrik in historischer Perspektive verfolgen von Andreas Gryphius über Anna Louisa Karsch und Friedrich Gottlieb Klopstock bis zu Sophie Mereau, Nikolaus Lenau, Annette von Droste-Hülshoff, Georg Trakl und Ingeborg Bachmann. Dabei werden basale Analysekategorien zu Rhetorizität und Klangmustern sowie zu Vers- und Gedichtformen exemplarisch besprochen.
Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Ergebnisprotokolls, eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten Anmoderation (Studienleistung). Modulleistung ist eine Klausur. Ein Reader mit einer Gedichtauswahl sowie Grundlagentexten der Forschung wird bereitgestellt. Zudem ist anzuschaffen: Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse, 3. aktual. u. erw. Aufl. Stuttgart 2015. Zur Einführung wird empfohlen: Ludwig Völker: Muse Melancholie, Therapeutikum Poesie.  Studien zum Melancholie-Problem in der deutschen Lyrik von Hölty bis Benn, München 1978.

Dichterhäuser. Konzepte zwischen Symbolpolitik und Literaturvermittlung

2 SWS

Vorbesprechung: 05.04.2019, 10-12 Uhr; Exkursionen: 03.05., 24.05., 28.06., 05.07. jeweils 10-16 Uhr, je nach Anfahrt Beginn und Ende entsprechend früher oder später. Die Reisekosten betragen ca. 15 €.

Module: B.A./LA: Angewandte Literaturwissenschaft, B.A./LA: Literaturgeschichte. [17. Jh. bis zur Gegenwart], B.A./LA: Literaturgeschichte 17.-19. Jahrhundert (alte Ordnung), B.A./LA/M.A.: Themen, Stoffe, Motive, LAGr: Text: Produktion, Rezeption, Interpretation, Praxismodul M.A. KdA: Materielle Aufklärung, M.A. KdA: Literatur und Ästhetik II, M.A. DSL/DLK: Kulturelle Diskurse, IKEAS: Kulturwissenschaft Deutschland 1 – Kulturgeschichte

max. 20 Teilnehmer

Seit der frühen Neuzeit werden Wohnorte von Dichtern, Theologen, Philosophen, bildenden Künstlern und Musikern in Erinnerungspraktiken eingebunden. Auffallend ist, dass die Entwicklung der Personengedenkstätte in Europa maßgeblich vom Dichterhaus bestimmt ist, obwohl gerade dieses Museumsformat wenig von der Arbeit am Text zu sehen geben kann. Es gilt einerseits die symbolpolitischen Hintergründe des Institutionalisierungsschubes im 19. Jahrhundert zu erarbeiten und andererseits der Frage nachzugehen, was Dichterhäuser und andere Personengedenkstätten heute leisten können.

Das Seminar besucht und bespricht die Lebens- und Arbeitsorte von Martin Luther in Wittenberg, dem Aufklärungsphilosophen Christian Wolff in Halle, dem Prototyp des Dichtergenies Friedrich Gottlieb Klopstock in Quedlinburg und dem romantischen Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. In allen Häusern werden neben den Inhalten auch die Vermittlungskonzepte mit den jeweiligen Kuratoren diskutiert und somit ein Einblick in außeruniversitäre Berufsfelder gegeben.

Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Ergebnisprotokolls oder eines Impulsreferates. Ein Reader mit Grundlagentexten wird bereitgestellt.Zur Vorbereitung: Häuser der Erinnerung. Zur Geschichte der Personengedenkstätte in Deutschland, hg. v. Anne Bohnenkamp u.a. Leipzig 2015.

Anmeldungen sind ab sofort per Mail möglich:

Weimar – Waren – Werbung. Kulturkonsum um 1800

4 SWS

Vorbesprechung: 05.04.2019, 14.00-16.00 Uhr; Blockveranstaltungen in Halle: 12.04., 13.04., 26.04., jeweils 12.00-18.30 Uhr; gemeinsamer Workshop in Weimar vom 08.-10.05.2019; Abschlusspräsentation in Weimar am 12.07.2019. Es fallen ca. 25 € Fahrtkosten an, die Übernachtungen in Weimar werden von der Klassik Stiftung übernommen.

Module: B.A./LA: Angewandte Literaturwissenschaft, B.A./LA: Literaturgeschichte. [17. Jh. bis zur Gegenwart], B.A./LA: Literaturgeschichte 17.-19. Jahrhundert (alte Ordnung), B.A./LA/M.A.: Themen, Stoffe, Motive, LAGr: Text: Produktion, Rezeption, Interpretation, M.A. KdA: Literatur und Ästhetik II, M.A. DSL/DLK: Kulturelle Diskurse, IKEAS: Kulturwissenschaft Deutschland 1 - Kulturgeschichte

max. 15 Teilnehmer

Sophie von La Roches „Schreibetisch“ und die „Werther-Tracht“, die „Lesewut“ und der „joy of grief“ – solche Modeerscheinungen haben in Texten und Häusern des 18. Jahrhunderts ihre Spuren hinterlassen und prägen zunehmend unser Bild der Goethezeit. Das Seminar unterzieht das in Weimar produzierte Journal des Luxus und der Moden einer Analyse mit Blick auf die Text-Bild-Strategien der Werbung sowie das in den Texten verhandelte aufklärerische Konsumverständnis.

Die Veranstaltung findet im Rahmen einer Kooperation zwischen der Klassik Stiftung Weimar und den Universitäten Halle, Jena und Weimar statt und widmet sich dem Thema des Konsumkulturs um 1800. Nach dem literaturwissenschaftlich perspektivierten Block in Halle findet ein gemeinsamer Workshop mit den Studierenden der Geschichts- und Medienwissenschaften aus Jena und Weimar in Einrichtungen der Klassik Stiftung statt. Die in den Seminaren erarbeiteten Kenntnisse werden im Umgang mit ausgewählten Objekten aus den Sammlung in Kleingruppen vertieft und konkretisiert, wobei vor allem der Aspekt der Vermittlung  im Vordergrund stehen wird. Alle Studierenden präsentieren ihre Ergebnisse abschließend bei einem gemeinsamen Kolloquium in Weimar.

Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten Anmoderation (1. Studienleistung) sowie die Präsentation im Kolloquium (2. Studienleistung oder Modulleistung). Ein Reader mit Quellenauszügen und Forschungsliteratur wird bereitgestellt (ca. 15 €). Zur Einführung: Michael North: Genuss und Glück des Lebens. Kulturkonsum im Zeitalter der Aufklärung, Köln u.a. 2003.

Anmeldungen sind ab sofort per Mail möglich:

WiSe 2018/19

Einführung in die Literaturwissenschaft: Ludwig Tieck

Mo 12.00-14.00 Uhr (LuWu2, SR 16)

Mo 16.00-18.00 Uhr (LuWu2, SR 22 A)

Modul: Einführung in die germanistische Sprach- und Literaturwissenschaft im europäischen Kontext. (Literaturwissenschaft)

max. 30 TeilnehmerInnen

Als „König der Romantik“ wurde Ludwig Tieck schon von den Zeitgenossen des 19. Jahrhunderts tituliert. Einerseits galten seine Kunstmärchen als Gründungstexte der theoriegeleiteten Jenaer Frühromantik, andererseits aber blieb er immer auch der Unterhaltungsliteratur und einer breiten Leserschaft verbunden. Er war selbst ein passionierter Leser, der sich als Performer und Dramaturg, aber auch als Übersetzer und Editor pausenlos neue Texte erschloss.

Anhand des Dramas „Der gestiefelte Kater“, der Kunstmärchen aus dem „Phantasus“ und der Novelle „Des Lebens Überfluß“ sowie einiger ausgewählter Gedichte werden folgende Aspekte behandelt und diskutiert: Funktion und Reichweite von Epochenbegriffen (Romantik, Biedermeier/Vormärz, Realismus), gattungstheoretische Grundbegriffe (Märchenkomödie, Kunstmärchen), Themen, Stoffe und Motive (Wahnsinn, Blaubart, Spiel im Spiel) sowie literaturwissenschaftliche Methoden (hermeneutische, diskursanalytische und kulturwissenschaftliche Zugänge).

Teilnahmevoraussetzungen sind Lektüresicherheit und Übernahme eines Impulsreferates oder eines Ergebnisprotokolls (Studienleistung); das Seminar wird mit einer Hausarbeit abgeschlossen (Modulteilleistung). Lektüregrundlage, folglich anzuschaffen sind die oben genannten Texte von Tieck in den jeweiligen Reclam-Ausgaben, zudem B. Jeßing, R. Köhnen (Hg.): Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 4. überarb. und aktual. Aufl. 2017.

Das Tagebuch – Poetik einer Gebrauchsform

Di 16.00-18.00 Uhr (LuWu2, SR 18)

Module: B.A./LA: Themen, Stoffe, Motive, B.A./LA: Literaturgeschichte 17.-19. Jh. (alte Ordnung), B.A./LA: Literaturgeschichte (neue Ordnung), B.A./LA: Literatur- und Gattungstheorie (neue Ordnung), B.A./LA: Literaturtheorie (alte Ordnung), M.A. KdA: Literatur und Ästhetik II

max. 30 TeilnehmerInnen

In den Frankfurter Poetikvorlesungen der Jahrtausendwende wird das vermeintlich kunstlose Tagebuch zum Modell für Literatur schlechthin erklärt: Eva Demski sieht in der Aufzeichnung des Alltäglichen den Anfang allen Schreibens, Rainald Goetz generiert Literatur aus tageweise notiertem „Diskurs-Abfall“. Ziel des Seminars ist die Erarbeitung und Diskussion einer Poetik des Tagebuchs. Dafür werden in einem historischen Querschnitt literaturnahe wie literaturferne Tagebücher untersucht, von den pietistischen Schreibkalendern über das Journal intime des 19. Jahrhunderts, den Zeitzeugen-Diarien des 20. Jahrhunderts bis hin zu den gegenwärtigen Vlogs. Jede Sitzung widmet sich einem anderen Tagebuch, das von einer Gruppe vorbereitet und in Auszügen diskutiert wird. Zur Auswahl stehen August Hermann Francke, Fürstin Louise von Anhalt-Dessau, Johann Caspar Lavater, Karl Philipp Moritz, Sophie von La Roche, Johann Wolfgang Goethe, Caroline von Wolzogen, Friedrich Hebbel, Arthur Schnitzler, Viktor Klemperer, Brigitte Reimann, Rainald Goetz sowie aktuelle Blogger. Eine Sitzung wird sich im Studienzentrum August Hermann Francke unter Anleitung von Dr. Britta Klosterberg mit pietistischen Originalen befassen.

Eine Modulleistung kann in Form einer Hausarbeit oder einer mündlichen Prüfung erbracht werden. Literatur zur Einführung: Arno Dusini: Tagebuch. Möglichkeiten einer Gattung. München 2005; Absolut privat?! Vom Tagebuch zum Weblog, Ausstellungskatalog Museen für Kommunikation, Heidelberg 2008. Philippe Lejeune: „Liebes Tagebuch!“: zur Theorie und Praxis des Journals, München 2014.

SoSe 2018

Literatur und Leib im langen 18. Jahrhundert

Di 16.00-18.00 Uhr (LuWu, SR 21)

inkl. Tagesexkursion am 04.05. nach Quedlinburg (zusammen mit Brigitte Meixner, Kloppstock e.V.)

Module: B.A./LA: Literaturgeschichte. [17. Jh. bis zur Gegenwart], B.A./LA: Themen, Stoffe, Motive, B.A.: Angewandte Literaturwissenschaft, M.A.: Kulturelle Diskurse, M.A. KdA: Materielle Kultur der Aufklärung

max. 30 Teilnehmer

Die Unterscheidung zwischen „Leib sein" und „Körper haben" (Helmuth Plessner) umreißt zwei Konzepte, die bereits im 18. Jahrhundert formuliert wurden: einerseits der vorzeigbare, trainierbare, therapierbare also optimierbare Körper und andererseits der allein in der Innenwahrnehmung erlebbare dynamische Leib. Diese beiden Konzepte sind präsenter denn je in - nicht zuletzt durch die sozialen Medien modellierten - Körper-Bildern und der Rede von der Achtsamkeit auf den Leib.

Das Seminar geht der aufklärerischen Anthropologie in den Feldern nach, in denen sie in ein produktives Wechselverhältnis mit der Literatur trat: die medizinische, sportwissenschaftliche und ästhetische Konzeption des Körpers bei Erxleben, Moritz, Winckelmann und GuthsMuths und die Versprachlichung des Leibes bei Bernd, Brockes, Klopstock und Kleist.

Die Veranstaltung schließt an das Projekt „Klopstock! in 7 Minuten" an, das Studierende im vergangenen Jahr in Kooperation mit dem Klopstockverein für das Dichterhaus in Quedlinburg entwickelt haben.

http://www.germanistik.uni-halle.de/neuere_literaturwissenschaft/literaturwissenschaft/klopstock/programm_klopstock/

Erarbeitet werden für den Tag des offenen Denkmals (09.09.2018) und den Advent in den Höfen (09.12.2018) neue Präsentationen zu drei Quedlinburgern: zum Bewegungskünstler Klopstock, zur ersten promovierten Ärztin Erxleben und zum Erfinder des Sportunterrichts GuthsMuths. Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Ergebnisprotokolls oder eines Impulsreferates (Studienleistung) sowie die Erarbeitung einer Präsentation (ggf. Modulleistung). Ein Reader wird bereitgestellt (ca. 15 €). Zur Einführung: Thomas Fuchs: „Körper haben oder Leib sein". In: GuP 3 (2015), S. 147-153; Thomas Schmidt: Winterwanderer, Eislaufapostel, Extremschwimmer. Wie die Literatur dem Sport auf die Füße half (und welchen Preis sie dafür zahlen musste). In: Sportgeschichte vernetzt, Hildesheim 2014, S. 147-162; Hans-Jürgen Schings (Hg.): Der ganze Mensch. Anthropologie und Literatur im 18. Jahrhundert, Stuttgart 1994.

Einführung in die Lyriktheorie (Schwerpunkt: Dinggedichte)

Mo 12.00-14.00 Uhr (LuWu, SR 21)

Module: B.A./LA: Literatur und Gattungstheorie, B.A./LA: Gattungen und Gattungstheorie (alte Ordn.)

max. 30 Teilnehmer

Moderne Dinggedichte positionieren sich gegen die Erlebnislyrik des 19. Jahrhunderts. Denn das lyrische Ich tritt „nicht als Erlebnisquell, als Gestimmtheit" in Erscheinung, sondern geht ganz in der „Funktion das Schauens, des Von-sich-wegsehens" auf (K. Hamburger). Diese Einlassung auf eine ‚sachdienliche' Sprache ist einerseits mit poetologischer Selbstreflexion verbunden, andererseits eröffnet sie ein weites Feld für Parodien, etwa die berechtigte Frage, warum Rilke zwar lebensweltliche Objekte wie die Hortensie und den Ball, nicht aber die Wurzelbürste bedichtete (F. W. Bernstein).
An der Frage, wie Dinge zur Sprache kommen, lassen sich Gattungskonventionen der Lyrik in historischer Perspektive verfolgen von Brockes über Goethe, Mörike und C.F. Meyer bis zu Rilke und Kolmar sowie gegenwärtige Referenzen bei Grünbein oder Richter. Dabei werden basale Analysekategorien zu Rhetorizität und Klangmustern sowie zu Vers- und Gedichtformen exemplarisch besprochen.
Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Ergebnisprotokolls, eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten Anmoderation (Studienleistung). Modulleistung ist eine Klausur. Gern werden Vorschläge für Gedichte aufgenommen, sie können bis zum 31.03. per Mail übermittelt werden. Ein Reader mit einer Gedichtauswahl sowie Grundlagentexten der Forschung wird bereitgestellt. Zudem ist anzuschaffen: Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse, 3. aktual. u. erw. Aufl. Stuttgart 2015. Zur Einführung wird empfohlen: Gerhard Neumann: Rilkes Dinggedicht. In: Poesie als Auftrag, hg. v. D. Ottmann u. M. Symmank, Würzburg 2001, S. 143-162.

Einführung in die Lyriktheorie (Schwerpunkt: Gelegenheitsgedichte)

Mo 16.00-18.00 Uhr (LuWu, SR 21)

Module: B.A./LA: Literatur und Gattungstheorie, B.A./LA: Gattungen und Gattungstheorie (alte Ordn.)

max. 30 Teilnehmer

„Alle meine Gedichte sind Gelegenheitsgedichte" – diese vielzitierte Selbstaussage Goethes ist deshalb so interessant, weil sie ein bereits seinerzeit schwindendes Genre aufwertet, das im Feld kommerzieller Auftragskunst oder unbeholfener Amateurdichtung verortet war. ‚Gelegenheit' zur Lyrik boten in der frühen Neuzeit vor allem das Herrscherlob oder die Festkultur, solche Causualcarmina bezogen sich z.B. auf Krönungen, Hochzeiten, Be­erdigungen. Goethe bespielte alle diese Felder, zielte aber in der programmatischen Umwertung weniger auf den Wirkungs- als auf den Entstehungskontext. Das Seminar bezieht eine praxeologische Perspektive, indem Gelegenheitslyrik weniger über ästhetische Wertungen, als vielmehr über performative Strategien verstanden wird, die Anlass und Adressierung in ein Verhältnis setzen. In historischer Perspektive werden Gelegenheitsgedichte von Martin Opitz und Anna Luisa Karsch über Johann Wolfgang Goethe und Theodor Fontane bis hin zu Mascha Kaléko und Robert Gernhardt untersucht. Dabei werden basale Analysekategorien zu Rhetorizität und Klangmustern sowie zu Vers- und Gedichtformen exemplarisch besprochen.
Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Ergebnisprotokolls, eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten Anmoderation (Studienleistung). Modulleistung ist eine Klausur. Gern werden Vorschläge für Gedichte aufgenommen, sie können bis zum 31.03. per Mail übermittelt werden. Ein Reader mit einer Gedichtauswahl sowie Grundlagentexten der Forschung wird bereitgestellt. Als Arbeitsgrundlage ist anzuschaffen: Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse, 3. aktual. u. erw. Aufl. Stuttgart 2015. Empfohlen wird zudem: Wulf Segebrecht: Das Gelegenheitsgedicht. Ein Beitrag zur Geschichte und Poetik der deutschen Lyrik, Stuttgart 1977.

WiSe 2017/18

Einführung in die Literaturwissenschaft: Friedrich Hebbel

Mo 12.00-14.00 Uhr

Mo 16.00-18.00 Uhr

Modul: B.A.: Einführung in die germanistische Sprach- und Literaturwissenschaft im europäischen Kontext. (Literaturwissenschaft)

max. 30 Teilnehmer

„Ich verstehe die Welt nicht mehr!“ – mit dieser sprichwörtlich gewordenen Wendung lässt Friedrich Hebbel eines seiner Dramen enden. Hebbels Texte stellen gängige Weltbilder in Frage, verlaufen wenig erwartbar und in einer oftmals drastischen Brutalität. Als handlungsbestimmendes Motiv lässt sich das Verhältnis der Geschlechter bestimmen, das entgegen dem etablierten Ergänzungsmodell als „natürliche Feindschaft zwischen Mann und Weib“ inszeniert wird. Zudem ist eine literaturhistorische Einordnung von Hebbels Werk schwierig, denn es gilt teils als Nachhut eines klassizistischen Idealismus und teils als Vorhut eines psychologischen Realismus. Kurz: Hebbel ist einer der interessantesten Sonderfälle des 19. Jahrhunderts. Anhand der Dramen „Judith“ und „Maria Magdalene“, der Prosatexte „Rubin“ und „Der Traum“ sowie von ausgewählten Tagebucheinträgen werden folgende Aspekte behandelt und diskutiert: Funktion und Reichweite von Epochenbegriffen (Klassizismus, Realismus), gattungstheoretische Grundbegriffe (Bürgerliches Trauerspiel, Märchen, Tagebuch), Themen, Stoffe und Motive (Macht, Judith und Holofernes, Traum) sowie literaturwissenschaftliche Methoden (hermeneutische, diskursanalytische und kulturwissenschaftliche Zugänge).

Teilnahmevoraussetzungen sind Lektüresicherheit und Übernahme eines Impulsreferates oder eines Ergebnisprotokolls (Studienleistung); das Seminar wird mit einer Hausarbeit abgeschlossen (Modulteilleistung). Lektüregrundlage, folglich anzuschaffen, sind die oben genannten Dramen von Hebbel in den jeweiligen Reclam-Ausgaben, zudem B. Jeßing, R. Köhnen (Hg.): Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 3. überarb. und aktual. Aufl. 2012. Die ausgewählten Prosatexte werden in Form eines Readers zur Verfügung gestellt.

Typen, Situationen, Requisiten. Komödien des 18. Jahrhunderts

Di 16.00-18.00 Uhr

Module: B.A./LA: Literaturtheorie (alte Ordnung), B.A./LA: Literatur- und Gattungstheorie (neue Ordnung), B.A.: Themen, Stoffe, Motive, B.A./LA: Literaturgeschichte 17.-19. Jh. (alte Ordnung), B.A./LA: Literaturgeschichte (neue Ordnung)

max. 30 Teilnehmer

Die Komödie des 18. Jahrhunderts zeigt ihre bürgerlichen Figuren zunehmend realistischer in ihrer alltäglichen Umgebung. Damit einher geht eine dramentheoretische Aufwertung der „Situation“ gegenüber dem „Charakter“ bei Diderot und Lessing. In den Nebentexten zu Räumen und Dingen gewinnen selbst tradierte Typen wie der Gelehrte oder der Müßiggänger, die Fromme oder die Mätresse ein besonderes Profil und werden in die aktuellen Debatten der Aufklärung eingespannt. Das Seminar möchte sich ausgewählten Komödien über die vermeintlich nebensächlichen Regieanweisungen, Raumbilder und Requisiten nähern. Zur Diskussion stehen Luise Adelgunde Victorie Gottsched: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke (1736); Johann Elias Schlegel: Der geschäftige Müßiggänger (1743); Gotthold Ephraim Lessing: Minna von Barnhelm (1763); Jakob Michael Reinhold Lenz: Der Hofmeister (1774); Karl Gotthilf Lessing: Die Mätresse (1780).

Teilnahmevoraussetzungen sind Lektüresicherheit und Übernahme eines Impulsreferates oder eines Ergebnisprotokolls (Studienleistung); die Modulleistung kann wahlweise über eine Hausarbeit oder eine mündliche Prüfung erbracht werden.

Literatur zur Einführung: Volker Klotz: Gegenstand als Gegenspieler. Widersacher auf der Bühne. Dinge, Briefe, aber auch Barbiere, 2000; Antje Detken: Im Nebenraum des Textes. Regiebemerkungen in Dramen des 18. Jahrhunderts, 2009; Tom Kindt: Literatur und Komik: Zur Theorie literarischer Komik und zur deutschen Komödie im 18. Jahrhundert, 2011. Ausgewählte Forschungstexte sowie die nicht im Buchhandel greifbaren Komödien werden in Form eines Readers zur Verfügung gestellt.

SoSe 2017

Einführung in die Lyrikanalyse (Schwerpunkt: Komische Lyrik)

Mo 12.00-14.00 Uhr

Modul: B.A./LA: Literatur- und Gattungstheorie

Das Komische behauptet seinen festen Platz in etablierten Gattungen der Epik und Dramatik, in der Lyrik hingegen wird es bestenfalls als Randphänomen wahrgenommen. Das gute Gedicht, so scheint es, verpflichtet sich Ernst und Tiefe, nicht Scherz und Unsinn. Das Seminar nutzt diese eigenwillige Randstellung komischer Gedichte, um den Gattungskonventionen der Lyrik in historischer Perspektive nachzugehen. Zugleich werden in systematischer Perspektive verschiedene Strategien lyrischer Komik untersucht, von sinnfreien Kinderreimen zu Lautgedichten der Dadaisten, von gelehrten Sprachspielen des Barock zu „faulen Wortwitzen" der Neuen Frankfurter Schule, zudem Parodien von kanonischen Gedichten und gesellige Schüttelreime vom Tresen. Dabei werden basale Analysekategorien zu Rhetorizität und Klangmustern sowie zu Vers- und Gedichtformen exemplarisch besprochen.
Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Ergebnisprotokolls, eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten Anmoderation (Studienleistung). Modulleistung ist eine Klausur. Gern werden Vorschläge für Gedichte aufgenommen, sie können bis zum 31.03. per  Mail übermittelt werden. Als Arbeitsgrundlage sind anzuschaffen: Deutsche Unsinnspoesie, hg. v. Peter Dencker, Stuttgart 2006; Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse, 2. Aufl. Stuttgart 1997. Empfohlen wird zudem: Hans Georg Kemper: Komische Lyrik – Lyrische Komik. Über Verformungen einer formstrengen Gattung, Tübingen 2009.


Literarische Spaziergänge im Gartenreich Dessau-
Wörlitz. Reiseführer, Reiseberichte und andere
Gebrauchstexte zum Landschaftsgarten des 18. und
19. Jahrhunderts

Leitung: Dr. Christiane Holm mit Dr. Ingo Pfeifer (Kulturstiftung DessauWörlitz)

Module: B.A./LA: Angewandte Literaturwissenschaft, B.A./LA: Literaturgeschichte. [17. Jh. bis zur Gegenwart], B.A./LA: Literaturgeschichte 17.-19. Jahrhundert (alte Ordnung), B.A./LA/M.A.: Themen, Stoffe, Motive, M.A. KdA: Literatur und Ästhetik II

Vorbesprechung am 28.04. von 16.00-18.00 Uhr (Halle, IZEA, Thomasiuszimmer); 1. Block: 20.07. 9-17 Uhr (Halle, IZEA, Thomasiuszimmer); 2. u. 3. Block 21.07. u. 27.07. jeweils 10-18 Uhr (Wörlitz, Garten und Seminarraum am Schloß); Präsentationen am 10.08. im Rahmen der Fürst-Franz-Festwoche (07.-11.08.2017)

max. 20 Teiln. (die verbindliche Anmeldung ist ab sofort möglich: )

Goethe, Jean Paul oder Böttiger teilten ihr prägendes Erlebnis des Gartenreichs Dessau-Wörlitz mit unzähligen Zeitgenossen. Die Wege waren gebahnt durch zahlreiche Texte, Reiseführer wie Reiseberichte, Artikel in Gartenzeitschriften sowie Briefnetzwerke. Diese Popularität wurde einerseits von der umsichtigen Öffentlichkeitsarbeit des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) und andererseits von den Eigendynamiken der Reisekultur und Gartenmode begünstigt. Das Seminar geht den pragmatischen wie literarischen Aspekten dieser Gebrauchstexte nach, indem es ebenso nach den formbildenden Gattungsregeln als auch nach der ästhetischen Wahrnehmungslenkung vor Ort fragt. Ziel ist die Erarbeitung von Stationen literarischer Spaziergänge, die im Rahmen der Festwoche zum 200. Todestag des Gartenfürsten Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) präsentiert werden (7.-11.08.2017).
Ein Reader mit Quellenauszügen und Forschungsliteratur wird bereitgestellt (ca. 15 €). Zur Einführung: Fort, fort, der Südost fliegt gerade über Wörlitz! Der Garten und seine Dichter um 1800, hg. v. Christian Eger, Halle 2001; Michael Gamper: „Die Natur ist republikanisch". Zu den ästhetischen, anthropologischen und politischen Konzepten der deutschen Gartenliteratur im 18. Jahrhundert, Würzburg 1998; Der imaginierte Garten, hg. v. Günter Oesterle u. Harald Tausch, Göttingen 2001; Kopflandschaften – Landschaftsgänge. Kulturgeschichte und Poetik des Spaziergangs, hg. v. A. Gellmann, C. Moser, H. J. Schneider, Köln u.a. 2007.

Luxus, Moden und die Sachen der Aufklärung. Ding- und Konsumkultur des 18. Jahrhunderts

Blockseminar

Module: B.A./LA: Angewandte Literaturwissenschaft, B.A./LA: Literaturgeschichte. [17. Jh. bis zur Gegenwart], B.A./LA: Literaturgeschichte 17.-19. Jahrhundert (alte Ordnung), M.A. KdA: Materielle Kultur der Aufklärung

Vorbesprechung: Di 11.04. um 18.00 Uhr, LuWu 2, Raum 1.10.0

Blocktermine: 21.04.2017, 11.00-17.00 Uhr, Halle/S. (IZEA und Moritzburg); Freitag, 12.05.2017, 10.30-16.30 Uhr, Leipzig (Deutsches Buch- und Schriftmuseum); Freitag/Samstag, 23.06., 11.15-19.00 Uhr / 24.06.2017, 9.30-16.00 Uhr, Weimar (Klassik Stiftung, Stadtmuseum im Bertuchhaus)

max. 20 Teiln. (die verbindliche Anmeldung ist ab sofort möglich: )

Diderots roter Rock und Werthers blauer Frack, Franckes essentia dulcis und Jacobis Tabatiere, Lesewut und maladie de porcelaine – solche Modeerscheinungen haben in Haushalten und Texten des 18. Jahrhunderts ihre Spuren hinterlassen und prägen zunehmend unser Bild der Aufklärungszeit. Das Seminar nimmt einige der begehrten, berühmten und beworbenen Dinge des 18. Jahrhunderts in den Blick, die sich in den Sammlungen der Franckeschen Stiftungen in Halle, im Deutschen Buch- und Schriftmuseum Leipzig und in der Klassik Stiftung Weimar erhalten haben, um der Dinglichkeit des ‚papiernen Zeitalters' nachzugehen. Zugleich versteht sich das Seminar als eine Einführung in aktuelle Debatten der Material Culture Studies.
Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten Anmoderation (Studienleistung). Modulleistung ist eine Hausarbeit. Ein Reader mit Quellenauszügen und Forschungsliteratur wird bereitgestellt (ca. 15 €). Literatur: Maxine Berg, Elizabeth Eger (Hg.): Luxury in the eighteenth century. Debates, desires and delectable goods, Basingstoke [u.a.] 2007; Sebastian Böhmer u.a. (Hg.): Weimarer Klassik. Kultur des Sinnlichen, Berlin, München 2012; Daniel Fulda, Frauke Berndt (Hg.): Die Sachen der Aufklärung, Hamburg 2012; Birgit Neumann: Präsenz und Evidenz fremder Dinge im Europa des 18. Jahrhunderts, Göttingen 2015; Michael North: Genuss und Glück des Lebens. Kulturkonsum im Zeitalter der Aufklärung, Köln u.a. 2003; Julia Schmidt-Funke: Buchgeschichte als Konsumgeschichte. Überlegungen zu Buchbesitz und Lektüre in Deutschland und Frankreich um 1800, in: Hanno Schmitt u.a. (Hg.): Die Entdeckung von Volk, Erziehung und Ökonomie im europäischen Netzwerk der Aufklärung, Bremen 2011, S. 259-279.

Praxiskolloquium: Materielle Kultur der Aufklärung

Modul: M.A. KdA: Materielle Kultur der Aufklärung

Vorbesprechung: Di 11.04. 19.30 Uhr, LuWu 2, Raum 1.10.0. Hier werden je nach Beginn der Praktika die Termine der Ortsbesuche abgesprochen.

Praxiskolloquium am 20.06., IZEA, 14.00-16.00 Uhr

Das Seminar begleitet die Praxisphase in den kooperierenden Kultureinrichtungen und stellt abschließend alle Projektergebnisse in einem öffentlichen Kolloquium im IZEA zur Diskussion. Die Modulleistung besteht aus einer 15-minütigen Präsentation sowie einem abschließenden Projektbericht, der auf der Homepage des Studiengangs veröffentlicht wird (http://www.master-aufklaerung.uni-halle.de).

WiSe 2016/17

Klopstock!

Blockseminar mit Dr. Chr. Holm/PD Dr. Chr. Soboth

Aktuelle Informationen zu den Ergebnissen des Blockseminars finden Sie auf der Projektseite zum Blockseminar "Klopstock!".

Module: B.A./LA: Literaturgeschichte [17. Jh. bis zur Gegenwart], B.A./LA: Literaturgeschichte 17. bis 19. Jhd., B.A./LA: Themen, Stoffe, Motive , B.A.: Angewandte Literaturwissenschaft, M.A.: Themen, Stoffe, Motive, M.A. KdA: Literatur und Ästhetik II                                                                                    
Vorbesprechung: 14.10.2016, 16.00-18.00 Uhr, LuWu 2, R. 1.10

Blocktermine: 21.10. und 11.11. jeweils 14.00-19.00 Uhr (mit Kaffeepause); Klopstockhaus Quedlinburg (jeweils mit  Zugfahrten) 25.11. (Vorbereitung), 04.12. und 11.12. (Präsentation) jeweils 9.00-18.00 Uhr

max. 15 Teiln. (verbindliche Anmeldungen sind ab sofort per E-Mail möglich: )

„Klopstock!“ – damit war alles gesagt, wenn man sich als Angehöriger der empfindsamen Jugend­be­wegung in den 1770ern zu erkennen geben wollte, Goethe führt es in seinem „Werther“ eindrucksvoll vor. Friedrich Gottlieb Klopstock war jedoch mehr als ein Modeautor. In literaturgeschichtlicher Per­spektive veränderte er sowohl die deutschsprachige Lyrik als auch die Vorstellung von Autorschaft nachhaltig: Mit seiner Versdichtung etablierte Klopstock eine neue Kunstsprache, die metrische Präzi­sion und fließende Bewegung miteinander verbindet. Der Geniekult um seine Person verdankte sich nicht allein der begeisterten Leserschaft, denn Klopstock sorgte mit seinen unkonventionellen Auftritten als Schlittschuhläufer, Kunstreiter und Nacktbader, aber auch als großer Liebender für öffentliches Auf­sehen und sicherte seinen anhaltenden Erfolg durch eine kluge Werkpolitik.

Heute ist Klopstock nur noch einem kleinen Kreis von Literaturkundigen bekannt, das Klopstockhaus in der Welterbestadt Quedlinburg steht deshalb vor gänzlich anderen Herausforderungen als das Goethe­haus in der Weltkulturerbe-Stadt Weimar.

Das Seminar wird realisiert in Kooperation mit dem Interdisziplinären Zentrum für Pietismusforschung der MLU und dem Klopstock e.V. Quedlinburg    . In einer ersten Phase werden Klopstocks Verswerke, seine Briefe und seine Werkpolitik analysiert, in einer zweiten Phase werden vor Ort Vermittlungs­formate für das Klopstockhaus    im Rahmen der vielbesuchten Veranstaltung Advent in den Höfen    erarbeitet.

Teilnahmebedingung ist Lektüresicherheit, die Übernahme eines Impulsreferates (Studienleistung) und die aktive Mitarbeit an der Präsentation im Klopstockhaus (je nach Umfang Studien- oder Modulleistung). Ein Reader mit Grundlagentexten wird bereitgestellt. Zur Vorbereitung: Katrin Kohl: Friedrich Gottlieb Klopstock, 2010; Steffen Martus: Werkpolitik, 2007.

Einführung in die Literaturwissenschaft: Heinrich Heine

Mo 12.00-14.00 Uhr (LuWu 2, SR 23)

Mo 16.00-18.00 Uhr (LuWu 2, SR 23)

Modul: B.A.: Einführung in die germanistische Sprach- und Literaturwissenschaft im europäischen Kontext (Literaturwissenschaft)

max. Teilnehmerzahl: 30

In literaturgeschichtlicher Perspektive besetzt Heinrich Heine zugleich die Position des schärfsten Kritikers der Romantik sowie die ihres virtuosen Vollenders. Heine selbst hat sich als „entlaufener Romantiker“ beschrieben und spielte damit nicht allein auf seine Situation als deutschsprachiger Exilautor in Paris an, sondern ebenso auf die Auseinandersetzung mit der romantischen Generation um 1800. Als Zeitschriftsteller des Vormärz, der seine literarische Arbeit an eine engagierte Einlassung auf die eigene Gegenwart bindet, hatte Heine maßgeblich Teil an der Entwicklung von neuen journalistischen Textsorten wie Feuilleton und Reportage. Aus dieser Konstellation heraus entstanden ebenso mutige wie witzige Gattungsexperimente zwischen traditionellen Versepen und kompromisslosen Zeitanalysen, zwischen deutschem Volksliedton und europäischer Salonkonversation. Anhand der Verswerke „Deutschland, ein Wintermärchen“ und „Das Buch der Lieder“ sowie der Prosatexte „Harzreise“ und „Aus den Memoiren des Herrn Schnabelewopski“ werden folgende Aspekte behandelt und diskutiert: Funktion und Reichweite von Epochenbegriffen (Romantik, Vormärz), gattungstheoretische Grundbegriffe (Versepos, Reportage, Satire), Themen, Stoffe und Motive (Revolution, Loreley, Heimkehr) sowie literaturwissenschaftliche Methoden (hermeneutische, diskursanalytische und kulturwissenschaftliche Zugänge).

Teilnahmevoraussetzungen sind Lektüresicherheit und Übernahme eines Impulsreferates oder eines Ergebnisprotokolls (Studienleistung); das Seminar wird mit einer Hausarbeit abgeschlossen (Modulteilleistung).
Lektüregrundlage des Seminars, folglich anzuschaffen sind die vier oben genannten Texte von Heine in den jeweiligen Reclam-Ausgaben, zudem B. Jeßing, R. Köhnen (Hg.): Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 3. überarb. und aktual. Aufl. 2012.
Weitere einführende Literatur (auch im Semesterapparat): G. Höhn: Heine Handbuch, 3. Aufl., 2004; W. Preisendanz: Heinrich Heine, 2. Aufl. 1983.

SoSe 2016

Einführung in die Lyriktheorie (Schwerpunkt: Politische Lyrik)

Mo 12.00-14.00 Uhr (LuWu 2, SR 18)

Module: B.A./LA: Literatur und Gattungstheorie, B.A./LA: Gattungen und Gattungstheorie (alte Ordn.)

Hatte sich ab Mitte des 18. Jahrhunderts die politische Lyrik als herrschaftskritisches Genre im Zeichen der Freiheit herausbildet, so geriet sie bereits um 1800 in Konflikt mit der Autonomieästhetik, die die Freiheit der Kunst propagierte. Entsprechend stellte der Vormärz-Publizist Robert Prutz fest, „daß bei uns Deutschen Poesie und Politik als entschiedene und unversöhnbare Gegensätze betrachtet werden“ (1843). Zudem problematisierten gerade politische Lyriker selbst ihr Genre in besonderer Schärfe, so parodierte Heinrich Heine eingängig-liedhafte Gedichte als „Phrasenpatriotismus“ oder die 1968er hebelten die Definition des Genres aus mit dem Standpunkt, dass jede Form von Lyrik an den Machtverhältnissen partizipiere und somit politisch sei. Das Seminar versucht, in systematischer Perspektive die unterschiedlichen Positionsbestimmungen der Lyrik zur Politik und als Medium von Politik zu differenzieren. Behandelt werden politikkritische wie politikaffirmative Gedichte von Gryphius über Karsch und Bürger, Heine und Brecht bis zu Kaschnitz und Enzensberger. Bei der Untersuchung der Gedichte werden basale Analysekategorien zu Rhetorizität und  Klangmustern sowie zu Vers- und Gedichtformen vermittelt.

Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Ergebnisprotokolls, eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten Anmoderation. Gern werden Vorschläge für Gedichte aufgenommen, sie können bis zum 01.04. per Mail übermittelt werden. Textgrundlage bilden folgende Bücher, deren Anschaffung erforderlich ist: Politische Lyrik, hrsg. v. Gunter E. Grimm, Stuttgart, Reclam 2014; Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse, 2. Aufl. Stuttgart, Metzler 1997.

Einführung in die Lyrikanalyse (Schwerpunkt: Metalyrik)

Mo 16.00-18.00 Uhr (LuWu 2, SR 18)

Module: B.A./LA: Literatur und Gattungstheorie, B.A./LA: Gattungen und Gattungstheorie (alte Ordn.)

Wenn in Gedichten vom Gedichtemachen die Rede ist, von „Lied und Gebilde“ (Johann Wolfgang Goethe), von „Schrei Manifesten“ (Yvan Goll) oder vom „Wohnen im Wort“ (Rose Ausländer), so spricht man von Metalyrik. Das Seminar widmet sich der besonderen Machart und Selbstreflexion solcher ‚Gedichtgedichte‘. Dabei wird eine historische Linie vom Barock bis zur Gegenwart, von Greiffenberg über Klopstock und Hölderlin, Eichendorff, Droste-Hülshoff und Hofmannsthal bis zu Bachmann und Grünbein verfolgt, um daran unterschiedliche Vorstellungen von Autorschaft, Gedicht und Poetik zu differenzieren. Im Rahmen der Leitfrage nach der selbstbezüglichen Machart von Metalyrik werden basale Analysekategorien zu Rhetorizität und Klangmustern sowie zu Vers- und Gedichtformen exemplarisch vermittelt.

Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Ergebnisprotokolls, eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten Anmoderation. Gern werden Vorschläge für Gedichte aufgenommen, sie können bis zum 01.04. per Mail übermittelt werden. Ein Reader mit einer Gedichtauswahl sowie Grundlagentexten der Forschung wird bereitgestellt. Zudem ist anzuschaffen: Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse, 2. Aufl. Stuttgart, Metzler 1997.

Dichterhäuser und andere Personengedenkstätten des 18. Jahrhunderts

Blockseminar

Module: B.A./LA: Literaturgeschichte. [17. Jh. bis zur Gegenwart], B.A./LA: Literaturgeschichte 17.-19. Jahrhundert (alte Ordnung), M.A. KdA: Materielle Kultur der Aufklärung

Vorbesprechung: 15.04.2016, 14.00-16.00 Uhr, LuWu 2, R. 1.10

Das Seminar findet in vier verschiedenen Personengedenkstätten in zwei Blöcken statt, am 29./30.04. und am 20./21.05., je nach Anfahrt zwischen 9.00 und 17.00 Uhr. Die Reisekosten betragen ca. 20 €.

max. 15 Teiln.

Seit der frühen Neuzeit werden Wohnorte von Dichtern, Theologen, Philosophen, bildenden Künstlern und Musikern in Erinnerungspraktiken eingebunden. Gerade die Spannung von einem ideellen, d.h. nicht ortsgebundenen Werk einerseits und der materiellen Stabilität eines Hauses andererseits wurden im 18. Jahrhundert reflektiert und im 19. Jahrhundert im Museumsformat der Personengedenkstätte institutionalisiert.

Das Seminar geht diesem erinnerungskulturellen Phänomen an vier markanten Häusern des langen 18. Jahrhunderts nach: den Lebens- und Wirkungsstätten eines Aufklärungsphilosophen, eines Dichtergenies, eines Reformpädagogen und einer Komponistin, wobei es unterschiedliche Konzepte differenziert: Das Wolffhaus in Halle sowie das Herrenhaus Rochow in Reckahn stehen für die Verflechtung von Person und Wissenspraxis, das Klopstockhaus in Quedlinburg und die Schumannwohnung in Leipzig für die Entstehung und Etablierung des Geniekults. In allen Häusern werden neben den Inhalten auch die Vermittlungskonzepte mit den jeweiligen Kuratoren diskutiert und somit ein Einblick in außeruniversitäre Berufsfelder gegeben.

Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Ergebnisprotokolls oder eines Impulsreferates. Ein Reader mit Grundlagentexten wird erstellt. Zur Vorbereitung: Häuser der Erinnerung. Zur Geschichte der Personengedenkstätte in Deutschland, hg. v. Anne Bohnenkamp u.a. Leipzig 2015.

Anmeldungen sind ab sofort per Mail möglich:

Praxiskolloquium: Materielle Kultur der Aufklärung

Modul: M.A. KdA: Materielle Kultur der Aufklärung

Vorbesprechung: 21.5. 17.00-19.00 Uhr, Raum 1.10.0 Uhr (LuWu 2)
Hier werden je nach Beginn der Praktika die Termine der Ortsbesuche in der vorlesungsfreien Zeit sowie das gemeinsame Kolloquium festgelegt.

Das Seminar begleitet die Praxisphase in den kooperierenden Kultureinrichtungen und stellt abschließend alle Projektergebnisse in einem öffentlichen Kolloquium im IZEA zur Diskussion. Die Modulleistung besteht aus einer 15-minütigen Präsentation sowie einem abschließenden Projektbericht, der auf der Homepage des Studiengangs veröffentlicht wird (http://www.master-aufklaerung.uni-halle.de).

WiSe 2015/16

Einführung in die Literaturwissenschaft: Georg Büchner

Mo 12.00-14.00 Uhr (EA 26-27, SR 5)

Mo 16.00-18.00 Uhr (EA 26-27, SR 5)

Modul: B.A./LA: Einführung in die germanistische Sprach- und Literaturwissenschaft im europäischen Kontext

„.. die Kunstsprache ist abscheulich, ich meine, für menschliche Dinge müsste man auch menschliche Ausdrücke finden“ – dieser Einsicht folgte Georg Büchner in einer ebenso kompromisslosen wie kreativen Weise, indem er vermeintlich literaturfernes Sprachmaterial verarbeitet hat. Bis heute fasziniert das schmale Werk des nur 23 Jahre alt gewordenen Autors durch moderne Darstellungsformen für komplexe gesellschaftliche wie innerpsychische Vorgänge.
Anhand der Dramen „Woyzeck“ und „Dantons Tod“, der Erzählung „Lenz“ sowie von Auszügen aus Briefen, journalistischen und medizinischen Arbeiten werden folgende Aspekte behandelt und diskutiert: Funktion und Reichweite von Epochenbegriffen (Spätaufklärung, Kunstperiode, Vormärz), gattungstheoretische Grundbegriffe (soziales Drama, Novelle, Pamphlet, Brief, Vorlesung), Themen, Stoffe und Motive (Revolution, Geschlechterbeziehungen, Experiment, Automat) sowie literaturwissenschaftliche Methoden (hermeneutische, semiotische, diskursanalytische und kulturwissenschaftliche Zugänge).
Teilnahmevoraussetzungen sind Lektüresicherheit und Übernahme eines Impulsreferates (Studienleistung); das Seminar wird mit einer Hausarbeit abgeschlossen (Modulteilleistung).
Textgrundlage des Seminars, folglich anzuschaffen sind: Georg Büchner: Werke und Briefe. Hrsg. v. Karl Pörnbacher. Münchner Ausgabe. München 1997; Benedikt Jeßing, Ralph Köhnen (Hg.): Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 3. überarb. und aktual. Aufl. München 2012.
Weitere einführende Literatur (auch im Semesterapparat): Roland Borgards, Harald Neumeyer (Hg.): Büchner Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Stuttgart 2009. Barbara Neymeyr (Hg.): Georg Büchner: neue Wege der Forschung. Darmstadt 2013.

Das literarische Haus vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart

Mi 16.00-18.00 Uhr (LuWu 2, SR 16)

Module: B.A./LA: Literaturgeschichte. [17. Jh. bis zur Gegenwart], B.A/LA: Literaturgeschichte. 19. Jhd. bis zur Gegenwart; M.A.: Themen, Stoffe, Motive

Filmabend am 09.12.2015 um 18.00 Uhr

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Haus zu einer tragfähigen, mitunter überlasteten Denkfigur in den Debatten über das Verhältnis von Einzelnem und Gesellschaft, von Körper und Seele, von Erinnerung und Vision. Daran partizipierte auch die deutschsprachige Erzählliteratur, die das Haus zu einem leistungsstarken Motiv ausbaute. An einer exemplarischen Textauswahl von der Romantik bis zur Gegenwart verfolgt das Seminar drei zentrale Themenfelder: 1.) Das Haus als sozialer Aktionsraum, als Scharnierstelle zwischen Gemeinschaft und Staat, als Instrument von Inklusion und Exklusion; 2.) Das Haus als Zeitspeicher und Erinnerungsmedium, als Ort des Spuks, als Scharnierstelle zwischen ehemaligen und zukünftigen Bewohnern; 3.) Das Haus als poetologisches Strukturmodell für die Bauformen des Textes, als Scharnierstelle zwischen Literatur und materieller Kultur.
Teilnahmevoraussetzungen sind Lektüresicherheit und Übernahme eines Impulsreferates oder einer Text- bzw. Filmmoderation (Studienleistung). Eine Modulleistung kann in Form der schriftlichen Hausarbeit erbracht werden, in begründeten Ausnahmefällen (L.A., Erasmus) ist auch die mündliche Prüfung möglich.
Textgrundlage des Seminars, folglich anzuschaffen bzw. zu kopieren sind (Vorlagen werden im Semesterapparat bereitgestellt): E. T. A. Hoffmann: Das öde Haus (1817); Theodor Storm: Im Nachbarhaus links (1875); Thomas Mann: Buddenbrooks (1901); Franz Kafka: Der Bau (postum 1928); Anna Mitgutsch: Haus der Kindheit (2000); Jenny Erpenbeck: Heimsuchung (2008).
Einführende Literatur: Nacim Ghanbari: Das Haus. Eine deutsche Literaturgeschichte 1850-1926. Berlin 2011; Salvatore Pisani, Elisabeth Oy-Marra (Hg.): Ein Haus wie Ich: die gebaute Autobiographie in der Moderne. Bielefeld 2014.

Ringvorlesung: Kulturen der Aufklärung. Historische Grundlagen aktueller Probleme

Di 10.00-12.00 Uhr (IZEA, Thomasiuszimmer)

zusammen mit Prof. Fulda u. a.

Module: B.A./LA: Literaturgeschichte. [17. Jh. bis zur Gegenwart], B.A./LA: Literaturgeschichte 17.-19. Jahrhundert, M.A.: Kulturelle Diskurse, M.A. KdA: Einführungsmodul

Die  Aufklärung ist die Epoche des take off der europäischen Moderne. Ihrer Grundlegungswirkung, die sie in allen gesellschaftlichen Bereichen hatte, kann nur ein interdisziplinärer Zugang gerecht werden. Daher tragen elf Fächer zu dieser Ringvorlesung bei (Germanistik, Anglistik, Romanistik, Allg. u. vergleich. Literaturwissenschaft, Geschichte, Medizingeschichte, Philosophie, Theologie, Religionswissenschaft, Musikwissenschaft sowie Medien- und Kommunikationswissenschaft). Das 18. Jahrhundert wird dabei besonders unter dem Blickwinkel der Transformation von Religiösem und Rationalem betrachtet, und zwar so, dass die historischen Problemlagen zugleich als Ausgangspunkte aktuell diskutierter Antworten erscheinen. Als Einführung aus germanistischer Perspektive empfehle ich Iwan-Michelangelo D'Aprile, Winfried Siebers: Das 18. Jahrhundert. Zeitalter der Aufklärung. Berlin: Akademie 2008.

SoSe 2015

Einführung in die Lyrikanalyse (Schwerpunk: Liebeslyrik)

Mo 12.00-14.00 Uhr

Module: B.A./LA: Literatur- und Gattungstheorie (ab WS 2013/14), B.A./LA: Gattungen und Gattungstheorie

Zusatztermin ist ein Liederabend am 1. Juni.

Max. Teilnehmerzahl: 30

Liebe und Lyrik scheinen füreinander geschaffen – kein anderes Thema beherrscht die Lyrik so wie die Liebe und unsere kulturelle Auffassung  von Herzensangelegenheiten ist nachhaltig von Gedichten und Songtexten disponiert. Das Seminar vergleicht zentrale Motive der deutschsprachigen Liebeslyrik wie Werbung, Klage, Lust(gewinn), Lob in genregeschichtlicher Perspektive, nicht ohne Seitenblicke auf prägende Referenzformen wie Sapphos Oden oder Petrarcas Sonette. Es arbeitet sich chronologisch entlang von den Galanterie des 17. Jahrhunderts über die Empfindsamkeit des 18. Jahrhunderts, die Romantik des 19. Jahrhunderts und die Neue Sachlichkeit des 20. Jahrhunderts bis zu aktuellen Positionen, namentlich von Neukirch über Karsch und Goethe, Günderrode und Platen bis zu Tucholsky und Hahn. Bei der Untersuchung der Gedichte werden basale Analysekategorien zu Rhetorizität und Klangmustern sowie zu Vers-, Strophen- und Gedichtformen vermittelt.

Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten Anmoderation einer Textdiskussion. Eigene Vorschläge für Gedichte können vorab gemailt oder zur ersten Sitzung mitgebracht werden. Eine Modulleistung kann in Form einer Klausur erbracht werden.

Textgrundlage bilden zwei Bücher, deren Anschaffung erforderlich ist: "Es schlug mein Herz". Deutsche Liebeslyrik, hg. v. Hans Wagener, erw. Neuausg., Stuttgart, Reclam 2006; Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse, 2. Aufl. Stuttgart, Metzler 1997.

Einführung in die Lyrikanalyse (Schwerpunkt: Gebrauchslyrik)

Mo 16.00-18.00 Uhr

Module: B.A./LA: Literatur- und Gattungstheorie (ab WS 2013/14), B.A./LA: Gattungen und Gattungstheorie

Zusatztermin ist ein Liederabend am 1. Juni.

Max. Teilnehmerzahl: 30

Lyrik gilt gemeinhin als höchste Form sprachlicher Verdichtung, als Dichtkunst schlechthin. Dabei wird oft übersehen, dass gerade Gedichte vielfach für einen außerhalb des Textes liegenden Gebrauch geschrieben wurden, etwa für einen einmaligen Anlass (z.B. einen Festakt) oder für eine wiederholbare Rezeptionssituation (z.B. die tägliche Andacht). Das Seminar stellt solche Gebrauchsformen in den Vordergrund der Lyrikanalyse und diskutiert sie an drei Etappen, 1. an Erbauungsgedichten um 1700; 2. an Lob- und Festgedichten für den Weimarer Hof um 1800. Im Zentrum steht 3. die Neue Sachlichkeit, die den Begriff der „Gebrauchslyrik“ eingeführt hat, um das Gedicht  – mit unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Absichten – in den Alltag einzubinden. Im Zentrum stehen Bert Brechts Hauspostille (1927), Mascha Kalékos Lyrisches Stenogrammheft (1933) und Doktor Erich Kästners lyrische Hausapotheke (1936). Bei der Untersuchung der Gedichte werden basale Analysekategorien zu Rhetorizität und Klangmustern sowie zu Vers-, Strophen- und Gedichtformen vermittelt.

Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten Anmoderation einer Textdiskussion. Eigene Vorschläge für Gedichte können vorab gemailt oder zur ersten Sitzung mitgebracht werden. Eine Modulleistung kann in Form der Klausur erbracht werden.

Als Textgrundlage wird ein Reader zusammengestellt (ca. 7 €). Zudem ist als Grundlagenwerk für die Analyse anzuschaffen: Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse, 2. Aufl. Stuttgart, Metzler 1997.

Literarische Bildbeschreibung und aktuelle Perspektiven der Literaturvermittlung

Blockseminar (4 SWS)

Module: B.A./LA: Literaturgeschichte 17. bis zur Gegenwart [vor WS 2013/14: 17. Jh. bis 19. Jh.], B.A./LA/M.A.: Themen, Stoffe, Motive, B.A.: Angewandte Literaturwissenschaft

Freitagsveranstaltungen in Halle jeweils 14.00-19.00 Uhr am 10., 17., 24. April und 15., 22. Mai 2015; 28.-30.05.2015 gemeinsame Blockveranstaltung in Weimar; 21.07.2015 Abschlusskolloquium in Weimar
Unkosten von insgesamt ca. 30 € fallen mit dem Reader und den Fahrten an, die Übernachtungen in Weimar werden von der Klassik Stiftung übernommen.

Max. Teilnehmerzahl: 12

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Lehrkooperation zwischen der Klassik Stiftung mit der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar sowie den Germanistischen Instituten der Universitäten in Jena und Halle statt und widmet sich in diesem Sommer dem Thema „Text-Bild-Relationen“. Der jeweils erste Teil des Seminares (2 SWS) findet in den eigenen Instituten statt, der zweite Teil in einer gemeinsamen Blockveranstaltung in Weimar (2 SWS), bei der in direkter Auseinandersetzung mit Originalbeständen vor Ort in Kleingruppen Ansätze der Literaturvermittlung erarbeitet werden. Alle Studierenden präsentieren ihre Ergebnisse abschließend in einem öffentlichen Kolloquium in der Klassik Stiftung.

Während sich die Studierenden in Weimar auf den Ausstellungsfilm und in Jena auf die Literaturillustration vorbereiten, befassen wir uns mit dem Verfahren der Ekphrasis, der literarischen Beschreibung von Bildern, in der Goethezeit. Besprochen und diskutiert werden die „poetische Malerei“, die auf die Verbindung von Text und Bild zielt, Lessings medientheoretische Differenzierung von Text und Bild, die Beschreibung von Bildern (Winckelmann, Heinse, Goethe) und Bildzyklen (Lichtenberg). Ein Schwerpunkt liegt auf der Gattung der Idylle, eine dem Reinheitsgebot der Medien um 1800 suspekte, da hybride Gattung zwischen Text und Bild, was an den unvollendeten Gemeinschaftsprojekten von Goethe und Tischbein diskutiert wird.

Voraussetzung ist die Bereitschaft zur aktiven Teilnahme, insgesamt zwei Modulleistungen können in Form der Hausarbeit und/oder der Abschlusspräsentation erbracht werden. Ab Ende März wird ein Reader mit der Primärliteratur und ausgewählten Theorietexten bereit gestellt. Vorab sind folgende Titel zu empfehlen: Beschreibungskunst –  Kunstbeschreibung. Ekphrasis von der Antike bis zur Gegenwart, hg. v. Gottfried Boehm u. Helmut Pfotenhauer, München 1995; Jörg J. Berns   : Film vor dem Film. Bewegende und bewegliche Bilder als Mittel der Imaginationssteuerung in Mittelalter und Früher Neuzeit, Marburg  2000.

Die Seminaranmeldung ist ab sofort per Mail bei mir möglich, bitte skizzieren Sie dabei auch, wo Ihre Interessen liegen und Sie sich einen Beitrag vorstellen könnten.

WiSe 2014/15

Einführung in die Literaturwissenschaft: Heinrich von Kleist

Mo 12-14 Uhr, Raum: C

Di 8-10 Uhr, Raum: C

Modul B.A./LA: Einführung in die germanistische Sprach- und Literaturwissenschaft im europäischen Kontext

max. Teilnehmerzahl: 30

Als  „großer Unzeitgemäßer seiner Epoche", als Typus des modernen Dichters schlechthin ging Heinrich von Kleist in die Literaturgeschichte ein (J.  F. Lehmann). Bis heute erhitzen Kleists brutale und blasphemische Texte mit ihren geradezu monströsen Satzkonstruktionen nicht nur die Gemüter, sondern befeuern auch die literaturwissenschaftliche Neugier. Anhand einer überschaubaren Auswahl aus dem epischen, dramatischen und lyrischen Werk, den Erzählungen „Michael Kohlhaas" und „Das Erdbeben von Chili", den Dramen „Das Käthchen von Heilbronn" und „Penthesilea“ sowie den Gedichten „Der Schrecken im Bade" und „Das letzte Lied", ergänzt um Exkurse zu Briefwechsel und Journalismus, werden folgende Aspekte behandelt und diskutiert: Funktion und Reichweite von Epochenbegriffen (Kleists Werk zwischen Klassik und Romantik), gattungstheoretische Grundbegriffe (Novelle, Märchendrama, Brief, Anekdote, Zeitungsartikel), Themen, Stoffe und Motive (Zufall, Blutrache, sexuelle Hörigkeit) sowie literaturwissenschaftliche Methoden (hermeneutische, semiotische und diskursanalytische Zugänge). Teilnahmevoraussetzungen sind Lektüresicherheit und Übernahme eines Impulsreferates (Studienleistung); das Seminar wird mit einer Hausarbeit abgeschlossen (Modulteilleistung). Textgrundlage des Seminars, folglich anzuschaffen und zu lesen sind: Michael Kohlhaas, Das Erdbeben von Chili, Das Käthchen von Heilbronn, Penthesilea (alle bei Reclam erhältlich) sowie Benedikt Jeßing   , Ralph Köhnen    (Hg.): Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 3. überarb. und aktual. Aufl. München 2012. Weitere einführende Literatur (auch im Semesterapparat): Johannes F. Lehmann: Einführung in das Werk Heinrich von Kleists, Darmstadt 2013; Ingo Breuer (Hg.): Kleist  Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart 2009; David E. Wellbery (Hg.): Positionen der Literaturwissenschaft. Acht Modellanalysen am Beispiel von Kleists „Das Erdbeben in Chili", 3. Aufl. München 1993.

Die Reportage: Eine Textsorte zwischen Journalismus und Literatur

Modul B.A./LA: Literaturgeschichte 19. Jhdt. bis Gegenwart;

Modul B.A./LA: Themen, Stoffe, Motive

Mi 16-18 Uhr, Raum: A

max. Teilnehmerzahl: 30

„Und  nichts Sensationelleres in der Welt gibt es, als die Zeit, in der man  lebt“, so kommentiert Egon Erwin Kisch seine 1924 erschienene  Reportagesammlung „Der rasende Reporter“. Ihr spezifisches Gepräge  erhält die Reportage durch diese Zeitgenossenschaft und das im Text  vergegenwärtigte Agieren der Reporterfigur, die sich in ein persönliches  Näheverhältnis zum Geschehen begibt oder es sogar als teilnehmender  Beobachter mitgestaltet. Aus dieser besonderen Bericht- bzw.  Erzählsituation entwickelten sich Darstellungsverfahren, die sich  literaturwissenschaftlich beschreiben und analysieren lassen.   Das  Seminar behandelt Reportagen bekannter wie vergessener Autorinnen und  Autoren, wobei die Geschichte der Textsorte nachgezeichnet und  übergreifende Typen differenziert werden sollen. Nachgegangen wird  zunächst den Vorläufern der Reisereportage im 19. Jahrhundert (Heinrich  Heine), ausführlich werden die Konjunkturen von Sozial-, Milieu- und  Industriereportage in der Weimarer Republik (Egon Erwin Kisch, Maria  Leitner) sowie in der Nachtkriegszeit in BRD und DDR behandelt (Günter  Wallraffs Rollenreportagen, Kollektivreportage von Werner Bräunig, Jan  Koplowitz u.a.). Schließlich werden jüngere, sogenannte literarische Reportagen (Hans Magnus Enzensberger, Marie-Luise Scherer) besprochen sowie die insbesondere im Online-Journalismus wieder entdeckten  Impulse des New Journalism (Gay Talese) bedacht.   Textauswahl:  Ein Reader mit der Textauswahl wird für ca. 10 Euro bereitgestellt.  Konkrete Vorschläge für die zu behandelnden Reportagen sind bis  Semesterbeginn möglich  Teilnahmevoraussetzungen:  Lektüresicherheit und Übernahme eines Impulsreferates oder einer  thesengeleiteten Moderation (Studienleistung). Das Seminar kann je nach  Studiengang mit einer Hausarbeit oder einer mündlichen Prüfung  abgeschlossen werden (Modulleistung).  Literatur: Catarina  Kostenzer: Die literarische Reportage. Über eine hybride Form zwischen  Journalismus und Literatur. Innsbruck 2009; Michael Haller: Die  Reportage. Konstanz 2008; Nora Berning: Narrative Means to Journalistic  Ends: A Narratological Analysis of Selected Journalistic Reportages.  Wiesbaden 2011.

Texte, Bilder und Objekte: Wissensmedien im 18. Jahrhundert

Modul B.A./LA: Literaturgeschichte 17. bis 19. Jhdt.  Modul LA: Angewandte Literaturwissenschaft

MA „Kulturen der Aufklärung“: Materielle Kultur der Aufklärung (Praxismodul)

max. Teilnehmerzahl: 20 (Anmeldungen sind vorab per mail möglich)

Vorbesprechung am Do. 23.10.13., 18-20 Uhr, Germanistisches Institut, Herweghstr. 96, Raum: B; Freitagstermine jeweils von 9 bis 15 Uhr am 7.11., 14.11., 28.11.2014  in der Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen, in der Meckelschen  Sammlung der Medizinischen Fakultät der MLU, in der Münzsammlung der  Moritzburg und am 5.12.2014 von 10 bis 18 Uhr im Gleimhaus Halberstadt (Anreise und Mittagspause eingerechnet)

Im  18. Jahrhundert verändert sich der wissenschaftliche Umgang mit Natur-  und Kunstobjekten nachhaltig, indem ihnen ein sinnlicher Erkenntniswert  zugesprochen wird. Das zeigt sich in der Ausbildung von natur- und  kunst- und auch textwissenschaftlichen Spezialsammlungen, die nicht nur  an den Universitäten, sondern auch in den Wohnstuben eingerichtet  werden. Damit einher geht die Kritik am alten Wissensmodell der  universellen Wunderkammer, die zunehmend als „eine Menge unnützen  Plunders“  verspottet wird (G. C. Lichtenberg    ).

Das  Seminar widmet sich dieser Ausdifferenzierung der Wissensmedien in vier  Etappen, die vor Ort in den historischen Sammlungen des 18.  Jahrhunderts und im Dialog mit den Kustoden stattfinden: 1. der  Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen, 2. der naturwissenschaftlichen  Spezialsammlung der Medizinerdynastie Meckel, 3. der  kunstwissenschaftlichen Spezialsammlung aus der Gründungszeit der  Münzkunde in der Moritzburg und 4. dem Literaturarchiv im Gleimhaus  Halberstadt. Dabei werden die kulturgeschichtlichen Entwicklungen  zugleich aus der Perspektive der Literatur betrachtet (Goethe, Jean  Paul, Arnim), die diese zeitgleich notieren wie reflektieren und dabei   nicht nur nach dem wissenschaftlichen Potenzial, sondern auch nach der  Poesiefähigkeit von Sammlungsstücken fragen.

Literatur: Thomas Müller-Bahlke:  Die Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen. 2., überarb. und erw.  Aufl. Halle 2012; Rüdiger Schultka: Das vorzüglichste Cabinett – Die  Meckelschen Sammlungen zu Halle (Saale). Wettin-Löbejün 2012; Ralf-Torsten  Speler: Die Sammlung antiker Münzen: eine frühe Lehrmittelsammlung der  Universität. In: Kunst und Aufklärung im 18. Jhdt., Ruhpolding 2005, S.  256-264. Diana Stört: Johann Wilhelm Ludwig Gleim und die gesellige Sammlungspraxis im 18. Jahrhundert. Hamburg 2010.

SoSe 2014

Einführung in die Lyrikanalyse (Schwerpunkt: Poetologische Lyrik von Frauen)

Modul: Gattung und GattungstheorieMo 16-18 ÜR A, Beginn: 7.4.
Zusatztermin 27.5.2014, 20 Uhr: Sondervorstellung „Georg Trakl 1914“ (Eintritt: 8 €)

max. Teilnehmerzahl: 30

„Frauen dichten anders“, so ist eine überaus erfolgreiche, von Marcel Reich-Ranicki  herausgegebene Lyrikanthologie überschrieben. Der Grund für diese  Verschiedenheit wird weniger erklärt als vorausgesetzt. Das Seminar  hingegen wird nicht von einer ‚naturgegebenen Andersartigkeit‘ ausgehen,  sondern interessiert sich vielmehr für die kulturellen  Leitvorstellungen von der Beziehung zwischen Weiblichkeit und Sprache,  unter welchen Frauen dichteten und dichten. Es geht also weniger um  Gedichte, die einen wie auch immer definierten Geschlechtscharakter  illustrieren, sondern vielmehr um solche, die die Bedingungen weiblichen  Schreibens poetologisch reflektieren. Dabei wird eine historische Linie  vom Barock bis zur Gegenwart, von Sibylla Schwarz über Anna Luisa  Karsch und Annette von Droste-Hülshoff bis zu Ingeborg Bachmann und  Ulla Hahn verfolgt. Im Rahmen der Leitfrage nach der poetologischen  Dimension werden basale Analysekategorien zu Rhetorizität und  Klangmustern sowie zu Vers- und Gedichtformen exemplarisch vermittelt.

Teilnahmebedingung  ist die Übernahme eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten  Anmoderation. Eigene Vorschläge für Gedichte können vorab gemailt oder  zur ersten Sitzung mitgebracht werden.

Textgrundlage  bilden folgende Bücher, deren Anschaffung erforderlich ist: Ulla Hahn  (Hg.), Stechäpfel. Gedichte von Frauen aus drei Jahrtausenden,  Stuttgart, Reclam 2008; Dieter Burdorf, Einführung in die  Gedichtanalyse, 2. Aufl. Stuttgart, Metzler 1997.

Einführung in die Lyrikanalyse (Schwerpunkt: Naturlyrik)

Modul: Gattung und Gattungstheorie
Mo 12-14 ÜR B, Beginn: 7.4.
Zusatztermin 27.5.2014, 20 Uhr: Sondervorstellung „Georg Trakl 1914“ (Eintritt: 8 €)

max. Teilnehmerzahl: 30

Die  Wahrnehmung von Natur und somit auch deren dichterische Verarbeitung  veränderte sich grundlegend im 18. Jahrhundert. In  literaturgeschichtlicher Perspektive lässt sich untersuchen, wie  Naturgedichte zunehmend aus dem Kontext des Gotteslobs heraustreten und  die Natur als ästhetisches Erlebnis begründen, was im 20. Jahrhundert  unter den Vorzeichen ökopolitischer Ansätze fraglich werden muss. Vor  dem Hintergrund dieser Entwicklung werden Klassiker der Gattung wie Paul  Gerhardts Kirchenlieder, Klopstocks Oden, Droste-Hülshoffs  Heidebilder, Brechts Bukower Elegien und Astels Ökolyrik behandelt.  Darüber hinaus interessiert, wie das traditionelle und vermeintlich  harmlose Genre durchaus zum Feld politischer Auseinandersetzung werden  kann. Bei der Untersuchung der Gedichte werden basale Analysekategorien  zu Rhetorizität und Klangmustern sowie zu Vers- und Gedichtformen  vermittelt.

Teilnahmebedingung ist die Übernahme  eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten Anmoderation. Eigene  Vorschläge für Gedichte können vorab gemailt oder zur ersten Sitzung  mitgebracht werden.

Textgrundlage bilden folgende  Bücher, deren Anschaffung erforderlich ist: Dietrich Bode (Hg.):  Deutsche Naturlyrik. Eine Auswahl, Stuttgart, Reclam 2012; Dieter  Burdorf, Einführung in die Gedichtanalyse, 2. Aufl. Stuttgart, Metzler  1997.

Einführung in die Lyrikanalyse (Schwerpunkt: Großstadtlyrik)

Module : B.A./LA: Gattung und Gattungstheorie bzw. B.A./LA (ab WiSe 2013/14) Gattungs- und Literaturtheorie
Di 8-10 ÜR B, Beginn: 8.4.
Zusatztermin 27.5.2014, 20 Uhr: Sondervorstellung „Georg Trakl 1914“ (Eintritt: 8 €)

max. Teilnehmerzahl: 30

Die Entstehung der modernen Großstadt im Europa des ausgehenden 19.  Jahrhunderts stellte völlig neue Herausforderungen an die Wahrnehmung,  die von der Literatur nicht nur notiert, sondern auch in neuartigen  Darstellungsweisen reflektiert wurden. Das Seminar verfolgt die  Formierung des Genres der Großstadtlyrik von Naturalismus und  Symbolismus, Expressionismus und Neuer Sachlichkeit über die  Trümmerlyrik der Nachkriegszeit bis zu postmodernen Neuformulierungen  etwa der Gruppe vom Prenzlauer Berg entlang der Gedichte von Arno Holz,  Hugo von Hofmannsthal, Georg Trakl, Mascha Kaleko, Johannes R. Becher,  Sarah Kirsch, Rolf Dieter Brinkmann, Sascha Anderson u.a.m. Dabei werden basale Analysekategorien zu Rhetorizität und Klangmustern sowie zu Vers- und Gedichtformen vermittelt.

Teilnahmebedingung  ist die Übernahme eines Impulsreferates oder einer thesenorientierten  Anmoderation. Eigene Vorschläge für Gedichte können vorab gemailt oder  zur ersten Sitzung mitgebracht werden.

Textgrundlage  bilden folgende Bücher, deren Anschaffung erforderlich ist: Waltraud  Wende (Hg.): Großstadtlyrik, Stuttgart, Reclam 1999; Dieter Burdorf,  Einführung in die Gedichtanalyse, 2. Aufl. Stuttgart, Metzler 1997.

Neue Stadt, neuer Mensch? Eine Literatur- und
Kulturgeschichte der sozialistischen Stadt am
Beispiel Halle-Neustadts

Module: B.A./LA: Literaturgeschichte 19. Jhdt. bis Gegenwart bzw. B.A./LA (ab WiSe 2013/14) Literaturgeschichte; B.A./LA: Themen, Stoffe, Motive; B.A.: Angewandte Literaturwissenschaft
Blockseminar an Wochenenden: 23.5., 13 Uhr bis 25.5., 16 Uhr (Halle) und 21.6., 11 Uhr bis 22.6., 18 Uhr (Jena); Ergebnispräsentation in der Ausstellung „Halle-Neustadt“ an vier Abendterminen 14. bis 17.7.
Vorbesprechung am Fr. 11.4. um 16 Uhr, ÜR B
Leitung: Dr. Christiane Holm (MLU Halle) und PD Dr. Stephan Pabst (FSU Jena)

max. Teilnehmerzahl: 12 (Anmeldungen sind im Vorfeld per Mail möglich)

Nach 1945 wurden deutsche Städte nicht nur wieder aufgebaut, es wurden  auch neue Städte gebaut. Mit diesen neuen Städten verbanden sich v.a.  in der DDR Vorstellungen von neuen Formen sozialen Lebens, die immer  auch Züge ästhetischer Utopien trugen, die sich bereits in den 70er und  80er Jahren abnutzten. Seit 1989 wirken viele dieser Städte wie Relikte  einer ‚vergangenen Zukunft’. Eines der wichtigsten Projekte des  sozialistischen Wohnungsbaus war die Chemiearbeiter-Stadt Halle-Neustadt,  die im Sommer 2014 50 Jahre alt wird. Das Jubiläum wird durch das  Stadtmuseum Halle mit einer Ausstellung und durch MDR Figaro mit einer  Themenwoche begleitet.

In diesem Zusammenhang bieten  die Universitäten Halle und Jena ein gemeinsames Projektseminar an, das  dem Aufbau und dem postsozialistischen Rückbau der neuen Stadt, ihren  utopischen Voraussetzungen und der Wirklichkeit ihrer Nutzung dort  nachgeht, wo sie in Bildern, Filmen und Bildern greifbar werden. Dabei  kooperiert es mit dem Stadtmuseum und dem MDR, weshalb Vertreterinnen  beider Partnerinstitutionen, Susanne Feldmann, Kuratorin der  Ausstellung, und Dr. Katrin Schumacher, Redakteurin bei Figaro, an der  Veranstaltung mitwirken. Im ersten Block ist eine Reihe von Ortsterminen  in Halle-Neustadt vorgesehen, der zweite findet in Jena statt.

Die  Arbeitsergebnisse des Seminars sollen erstens in Form von kurzen  Radiobeiträgen zu je einem literarischen Werk und zweitens im  Rahmenprogramm der Ausstellung an vier Themenabenden präsentiert werden  (14.-17. Juli). Ein Reader mit allen literarischen Texten (z.B. Jan Koplowitz, Werner Bräunig, Brigitte Reimann, Rainer Kirsch u.a.m.)  sowie Grundlagentexten der Forschung wird bereitgestellt.  Teilnahmebedingung ist die Mitgestaltung beider Vermittlungsformate; als  Modulleistung wird deren schriftliche Vor- bzw. Nachbereitung  anerkannt.

WiSe 2013/14

Einführung in die Literaturwissenschaft: Goethe

Modul B.A./LA: Einführung in die germanistische Sprach- und Literaturwissenschaft im europäischen Kontext

Mo 16-18 Uhr, Raum: A

Di 14-16 Uhr, Raum: C (Bibl)

Filmabend: 5. November 19 Uhr

max. Teilnehmerzahl: 30

„Goethe  geht immer“ – darüber sind sich Auktionare und Werbemanager wie  Ausstellungskuratoren und andere Akteure des Kulturbetriebs einig.  Gründe dafür finden sich nicht nur in der festen Verankerung der  Klassiker in den Schulcurricula, sondern auch in der großen  Anschlussfähigkeit von Goethes facettenreichem Lebenswerk an  gegenwärtige Diskussionen.

Das Seminar setzt bei dieser  vermeintlichen Vertrautheit an, um umso deutlicher den  Perspektivenwechsel bewusst zu machen, den literaturwissenschaftliche  Zugangsweisen erfordern. Die vergleichende Analyse verschiedener  Gattungen und Werkphasen (exemplarisch: Werther, Iphigenie, Alterslyrik)  zielt besonders auf die Herausarbeitung verschiedener Vorstellungen von  Autorschaft und Leserschaft. Vor diesem Hintergrund werden  diskursanalytische, rezeptionsästhetische und kulturwissenschaftliche  Theorieansätze diskutiert:  „Was ist ein Autor?“ (Foucault),  „Der  implizite Leser“ (Iser) und „Die Schreibszene“ (Campe). Diese Zugänge  werden ergänzt durch einen Filmabend zu „Goethe!“ (Stölzl 2010), in dem  die Form der Literaturverfilmung sowie die Mechanismen der kulturellen  Aktualisierung erörtert werden.

Das Lesepensum der literarischen  Werke ist klein, das der Forschungsliteratur ungleich größer.  Teilnahmebedingung ist neben intensiver Lektüre die Übernahme eines  Impulsreferates. Angeschafft werden müssen folgende Texte: Die Leiden  des jungen Werther; Iphigenie von Tauris; 50 Gedichte (alle bei Reclam)  sowie Benedikt Jeßing/Ralph Köhnen: Einführung in die Neuere deutsche  Literaturwissenschaft. 2. Aufl. Stuttgart 2007. Die Theorietexte werden  als Kopiervorlage im Semesterapparat bereitgestellt.

Zorn und Wut in der Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts

Mi 16-18 Uhr (Raum: A)

Modul: B.A./LA: Literaturgeschichte 19. Jhd. bis Gegenwart; Modul B.A./LA: Themen, Stoffe, Motive

max. Teilnehmerzahl: 30

„Das schnellste Pferd     kann ein im Zorn gesprochenes Wort nicht einholen" – so die  aphoristische Beschreibung einer gefühlssprachlichen Extremsituation. Die literarische Darstellung des Themenfeldes Zorn und Wut äußert sich nicht nur auf der Inhaltsebene in zugespitzten Situationsmotiven, sondern immer auch in einer besonderen Sprachlichkeit. Deshalb geraten Zorn und Wut mitunter ins Zentrum poetologischer Positionierungen, wie prominent bei Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek geschehen.

Die  Beschäftigung mit Gefühlen in der Literatur verleitet zu der vorschnellen Annahme, dass es sich um die Darstellung des Menschlich-Allzumenschlichen, um eine anthropologische Konstante handele. Gerade literaturgeschichtliche Zugänge können zeigen, dass nicht nur die sprachlichen Ausdrucksformen, sondern auch die diesen zugrundeliegenden Vorstellungen von Zorn und Wut kulturell disponiert sind. Das Seminar setzt bei mythologischen und biblischen Texten an und konzentriert sich auf folgende Beispiele der Literatur des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart: Kleist, Michael Kohlhaas (1810); Keller, Pankraz der Schmoller (1856); Vischer, Auch einer (1879); Trakl, Grodeck (1914); Bernhard, Die Macht der Gewohnheit (1974); Jelinek: Die Ausgesperrten (1980); Manesse: Lässliche Todsünden. Zorn (2009). Die thematologische Untersuchung dieser Textauswahl bezieht auch theologische, philosophische, psychologische ebenso wie medizinische und juristische Diskurse mit ein. Im Zentrum steht dabei die Frage nach dem Verhältnis von Macht und Ohnmacht sowie von Leiblichkeit und Sprachlichkeit.

Teilnahmebedingung ist uneingeschränkte Lektüresicherheit (die im Zweifelsfalle überprüft wird!) und die Übernahme eines thesenorientierten Impulsreferates. Aktuelle Forschungsliteratur: Johannes F. Lehmann: Im Abgrund der Wut. Zur Kultur- und Literaturgeschichte des Zorns, Würzburg 2012. Bozena Anna Badura u. Kathrin Weber (Hg.): Ira - Wut und Zorn in Kultur und Literatur, Gießen 2013.

Gelehrte und literarische Erinnerungskultur im 18. Jahrhundert

Vorbesprechung am Fr. 18.10.13., 10-12, Germanistisches Institut, Herweghstr. 96, Raum: B

Blockveranstaltung jeweils Freitag den 6. und 13.12.2013 sowie den 10. und 17.1.2014 (die Fahrtkosten für Gruppentickets liegen bei insgesamt etwa 25 € pro Person)

Modul B.A./LA: Literaturgeschichte 17. bis 19. Jhdt., M.A. ARW: Materielle Kultur der Aufklärung (Praxismodul)

max. Teilnehmerzahl: 20

Im  18. Jahrhundert lassen sich eine Neuformation und eine  Ausdifferenzierung von Erinnerungskulturen beobachten, was sich nicht  nur in innovativen Erinnerungsmedien, sondern auch in einer veränderten,  zunehmend weniger dynastisch orientierten Auffassung vom kollektiven  Gedächtnis zeigt. Vor diesem Hintergrund erhalten die Akteure von  Wissenschaft und Literatur ein Gesicht in der Ausstattung  teilöffentlicher Räume.

Im Zentrum des Seminars stehen die Fragen,  warum und wie die Verfasser von Texten bildwürdig werden, in welche  Betrachtungs- und Nutzungspraktiken diese Erinnerungsobjekte eingebunden  sind und welche erinnerungspolitischen Strategien sich damit verbinden.  Dem geht das Seminar an solchen Orten nach, in denen sich der  Raumzusammenhang von Büchern und Porträts weitgehend erhalten konnte:  die Kulissenbibliothek der Franckeschen Stiftungen zu Halle, der  Freundschaftstempel des Gleimhauses in Halberstadt und die  Schlossbibliothek sowie das Gotische Haus des Gartenreiches Dessau-Wörlitz.  Abschließend wird bei einem Besuch des Jenaer Romantikerhauses zu  diskutieren sein, wie sich das gelehrte und literarische Leben um 1800,  dessen kulturelle Überlieferung vor allem in Büchern und Porträts  besteht, heute in Museen ausstellen lässt. Alle vier Exkursionen werden  in enger Abstimmung mit den zuständigen FachwissenschaftlerInnen der  jeweiligen Kultureinrichtung konzipiert und ermöglichen somit auch  exklusive Einblicke in die Forschungsfelder und Berufsbilder dieser  außeruniversitären Wissensorte.

Teilnahmevoraussetzung ist die  Übernahme eines Impulsreferates. Ein Reader mit grundlegenden Aufsätzen  wird bereitgestellt. Zur Einführung: Roland Kanz, Dichter und Denker im  Porträt. Spurengänge zur deutschen Porträtkultur des 18. Jahrhunderts,  1993. Christian Gudehus u.a. (Hg.), Gedächtnis und Erinnerung. Ein interdisziplinäres Handbuch, 2010.

SoSe 2013

Einführung in Theorie und Geschichte der Lyrik

Mo 10-12 Uhr (2 SWS)

Mo 16-18 Uhr (2 SWS)

Filmabend am 24.04. von 19-21 Uhr

Modul: B.A./LA: Gattungen und Gattungstheorie max. Teilnehmerzahl:30

Gedichte gelten als besonders bildhafte Texte. In ihnen zeigen sich allein wegen ihrer Kürze poetische Verfahren uneigentlicher Rede oder  situativer Evokation von Anschaulichkeit in besonderer Verdichtung. Um die Eigentümlichkeit lyrischer Bildlichkeit in den Blick zu bekommen, wird zu Beginn des Seminars das Experiment der Gedicht-Verfilmung in Peter Schmerbergs „Poem" (2003) diskutiert. Im Folgenden werden verschiedene Qualitäten von Bildlichkeit an historischen Stationen von der barocken Allegorie über die aufklärerische Rahmenschau, das Symbol im Fin de Siècle bis zur konkreten Poesie der 1950er untersucht. Darüber hinaus werden basale Analysekategorien zu Rhetorizität und Metrik sowie Gedicht-, Strophen- und Versformen vermittelt. Flankiert wird dieser Überblick durch ausgewählte lyriktheoretische Positionen von Martin Opitz über Hugo von Hofmannsthal bis zu Margarete Susman.

Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Impulsreferates zu einem frei wählbaren Gedicht, an dem die erarbeiteten Analysekategorien erprobt und epochal kontextualisiert werden. Die Modulleistung wird durch eine Klausur erbracht.

Textgrundlage bilden folgende Bücher, deren Anschaffung erforderlich ist: Dietrich Bode (Hg.): Deutsche Gedichte. Eine Anthologie. Stuttgart: Reclam 2011. Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse, 2. Aufl. Stuttgart: Reclam 1997. Weitere Texte sind vorzubereiten aus: Ludwig Völker (Hg.): Lyriktheorie. Texte vom Barock bis zur Gegenwart, Stuttgart: Reclam 1990. Nina Herres u.a. (Hg.): Das lyrische Bild. München: Fink 2010.

Schreibszenen von Wieland bis Nietzsche und Literaturvermittlung in Weimar

Mi 16-18 Uhr (4 SWS)

Am 19.06. mit anschließendem Vortrag 18-20 Uhr, Blockveranstaltung in Weimar 04.-06.07., studentische Vorträge und Fachtagung in Weimar: 14.-16.11.

Module: B.A./LA: Literaturgeschichte 17. bis 19. Jhd., B.A./LA: Themen, Stoffe, Motive, B.A./LA: Literaturtheorie, B.A.: Angewandte Literaturwissenschaft

max. Teilnehmerzahl: 15

Die Anmeldung ist ab sofort auch per Mail möglich:

Können Objekte aus dem Lebensbereich von Autorinnen und Autoren einen literaturwissenschaftlichen Erkenntniswert haben, oder vollzieht sich das Betrachten von Schreibtischen und Weingläsern rein auf der affektiven Ebene gefühlter biographischer Nähe und führt somit eher von der Literatur weg? Dies ist eine der Fragen, der das Seminar bei der Untersuchung des literarischen Weimarsmit seinen Gedenkstätten, Archiven und Museen nachgeht.

Denn im Zuge des ‚material turn‘ der Kulturwissenschaften interessiert sich auch die Literaturwissenschaft zunehmend für die materialen Bedingungen der Textproduktion und -rezeption und deren poetische Reflexion. Das Seminar setzt seinen Schwerpunkt im Konzept der „Schreibszene", das die instrumentelle und körperliche Seite des Schreibvorgangs umfasst. Untersucht werden erstens konkrete Arbeitssituationen, etwa Goethes Diktate oder Nietzsches Schreibkugel, zweitens literarische Inszenierungen des Schreibens so in der Gelegenheitsdichtung im Umfeld der Herzogin Anna Amalia oder in Schillers Maria Stuart und schließlich drittens die postumen Vergegenwärtigungen von Schreibszenen in den Weimarer Dichterhäusern durch Autoren wie Karl Immermann, Franz Kafka oder Walter Benjamin.

Es handelt sich um eine gemeinsame Veranstaltung mit der Klassik Stiftung Weimar sowie den Universitäten in Jena und Weimar, in welchen theaterwissenschaftliche und gestalterische Zugänge vorbereitet werden. Das Blockseminar in Weimar führt alle Studierenden zusammen, die in Kleingruppen übergreifende Fragestellungen der Literaturvermittlung vor Ort untersuchen und diskutieren. Die Ergebnisse werden im November im Kontext einer Fachtagung zur Literaturvermittlung vorgestellt und diskutiert.

Die Übernachtungen des ersten Weimar-Aufenthaltes in Gut Oßmannstedt werden durch den Gastgeber finanziert, für den zweiten Aufenthalt werden noch Gelder beantragt. Selbst zu tragen sind die Fahrtkosten von 16 Euro.

Literatur zur Vorbereitung: Martin Stingelin (Hg.): „Mir ekelt vor diesem tintenklecksenden Säkulum". Schreibszenen im Zeitalter der Manuskripte. München 2004. Severin Perrig : Am Schreibtisch großer Dichter und Denkerinnen . Eine Geschichte literarischer Arbeitsorte . Zürich 2011. Lothar Müller : Weiße Magie . Die Epoche des Papiers . München 2012. Sebastian Böhmer u.a. (Hg.), Weimarer Klassik – Kultur des Sinnlichen, Berlin 2012.

WiSe 2012/13

Einführung in die Lyriktheorie

Mo 12-14 Uhr (Beginn: 09.10.2012)

Modul: B.A./LA: Gattung und Gattungstheorie

max. Teilnehmerzahl: 30

„Vom Gedicht erwarte ich, dass es mich angeht." (J. Anderegg) – diese Einschätzung, so trivial sie klingt, birgt einige lyriktheoretische Voraussetzungen. Gedichte wurden nicht allein über ihre sprachliche Verfasstheit, sondern auch über gattungsspezifische Formen und Intensitäten von Aussprache und Ansprache definiert. Das Seminar geht diesen Definitionen in einem historischen Abriss lyriktheoretischer Positionen von Opitz über Herder, Hegel und Hofmannsthal bis zu Anderegg nach. Zudem werden basale Analysekategorien zu Rhetorizität und Klangmustern sowie zu Vers- und Gedichtformen exemplarisch an epochal repräsentativen Gedichten von Catharina Regina von Greiffenberg bis zu Durs Grünbein vermittelt. Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Impulsreferates zu einem frei wählbaren Gedicht, an dem die erarbeiteten Analysekategorien erprobt und epochal kontextualisiert werden.

Textgrundlage bilden folgende Bücher, deren Anschaffung empfohlen wird: Dietrich Bode (Hg.): Deutsche Gedichte. Eine Anthologie. Stuttgart: Reclam 2011. Ludwig Völker (Hg.): Lyriktheorie. Texte vom Barock bis zur Gegenwart, Stuttgart: Reclam 1990; Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse, 2. Aufl. Stuttgart: Reclam 1997.

Einführung in die Literaturwissenschaft: Goethe

Mi 8-10 Uhr (Beginn: 17.10.2012)

Do 12-14 Uhr (Beginn: 18.10.2012)

Modul: B.A./LA: Einführung in die germanistische Sprach- und Literaturwissenschaft im europäischen Kontext

Filmabend am 06.11.2012, 18-22 Uhr, Exkursion nach Weimar am 26.01.2013, 9-17 Uhr

max. Teilnehmerzahl: 30

Die Beschäftigung mit deutscher Literatur von der Aufklärung bis zur Romantik ist ohne eine intensive Goethe-Lektüre  kaum denkbar. Ganz in diesem Sinne konnte sich der epochale Sammelbegriff von der „Goethezeit" bis heute halten. Ein Grund für diese Zusammenschau einer individuellen Lebensleistung mit einer ganzen Epochenfolge liegt darin, dass Goethe in seinen autobiographischen Arbeiten das Exemplarische seines Lebens ausstellte und zu Literatur machte. Angesichts dieser komplexen Durchdringung von Literatur und Leben geht das Seminar erstens der literaturtheoretischen Grundsatzfrage nach, wie sich Literatur zwischen Faktizität und Fiktion, zwischen Individualität und Zeitgenossenschaft konstituiert. Zweitens ermöglicht gerade die stichprobenhafte Analyse verschiedener Texte und Produktionsphasen innerhalb eines einzigen Werks, den Ton-, Perspektiven- und Themenwechsel von Gattungen und Epochen nachzuvollziehen. Dabei werden drittens verschiedene literaturwissenschaftliche Methoden vorgestellt und erprobt. Schließlich werden viertens auch aktuelle Zugänge zu Goethes Leben und Literatur diskutiert, wofür ein Filmabend zu „Goethe!" (P. Stölzl 2010) und eine Exkursion in die neue Goethe-Dauerausstellung „Lebensfluten – Tatensturm" (Klassik Stiftung Weimar 2012) angesetzt sind.

Teilnahmebedingung ist die Übernahme eines Impulsreferates, die Verfertigung einer Hausarbeit und die Vorbereitung folgender Texte: Die Leiden des jungen Werther; Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit; Iphigenie von Tauris (alle bei Reclam), ausgewählter Gedichte (Goethe: 50 Gedichte. Hg. v. D. Bode. Stuttgart: Reclam 1999) sowie zweier Einführungen: Benedikt Jeßing/Ralph Köhnen: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 2. Aufl. Stuttgart 2007. Peter Matussek: Goethe zur Einführung. 2. Aufl. Hamburg: Junius 2002.

Dichterhaus, Literaturmuseum, Literaturarchiv

Blockveranstaltungen freitags von 9 bis max. 19 Uhr (Reisezeit und Mittagspause eingerechnet)

02.11. in Halle: Archiv der Franckeschen Stiftungen (mit Dr. Britta Klosterberg)
09.11. in Halberstadt: Gleimhaus (mit Dr. Ute Pott)
23.11. in Weimar: Goethe-Schiller-Archiv, Goethehaus und Goethe-Nationalmuseum (mit Dr. Silke Henke und Dr. Bettina Werche)                       30.11. in Halle: Christian-Wolff-Haus (mit Cornelia Zimmermann u. Susanne Feldmann) und Abschlusssitzung im IZEA

Vorbesprechung am 19.10.12, 12 Uhr (Herweghstraße 96, ÜR B)

Modul: B.A.: Angewandte Literaturwissenschaft, M.A. ARW: Praktikumsvorbereitung Berufsfelder

max. Teilnehmerzahl: 20

Seit einigen Jahren hat die Literaturwissenschaft ihre Archive und Museen als Forschungsgegenstand entdeckt. Ausgehend von den aktuellen Debatten um den Erkenntniswert der Handschrift und die Ausstellbarkeit von Literatur widmet sich das Seminar der historischen Herausbildung von Dichterhaus, Literaturmuseumund Literaturarchiv. Dafür bestehen ideale Voraussetzungen, denn in Halberstadt und Weimar wurden diese Formate erfunden und zu bis heute bestehenden Kulturmustern ausgebildet. In der Arbeit an den historischen Orten werden zugleich die konkreten Arbeitsbereiche und Berufsbilder angewandter Literaturwissenschaft durch Expertinnen vorgestellt. Es besteht die Möglichkeit, ein Praktikum anzuschließen.

Teilnahmevoraussetzung ist die Übernahme eines Impulsreferats. Ein Reader mit grundlegenden Aufsätzen wird bereitgestellt. Einen Überblick über aktuelle Debatten bieten: Hellmut Th. Seemann/Thorsten Valk (Hg.): Literatur ausstellen. Museale Inszenierungen der Weimarer Klassik. Jahrbuch der Klassik Stiftung Weimar 2012. Göttingen 2012. Anne Bohnenkamp/Sonja Vandenrath: Wort-Räume, Zeichen-Wechsel, Augen-Poesie: zur Theorie und Praxis von Literaturausstellungen. Göttingen 2011.

SoSe 2012

Einführung in die Lyriktheorie

Mo 10-12 Uhr (Beginn: 16.04.2012, Herweghstraße 96, ÜR C)

Module: B.A./LA: Gattungen und Gattungstheorie

Als literarische Gattung wurde die Lyrik erst ab Mitte des 18. Jahrhunderts theoriefähig. Dabei war das Nachdenken über die besonderen Ausdrucksmöglichkeiten eines Gedichtes eng mit der Entdeckung einer ‚Sprache des Herzens‘ verbunden. Die Bestimmung von Lyrik als „Sichaussprechen des Subjekts" (Hegel) hatte zwar nur eine kurze Konjunktur, blieb aber ein wichtiger Bezugspunkt auch für die Konzepte etwa der ‚absoluten Poesie‘ oder der ‚engagierten Lyrik‘.

Das Seminar stellt diese Debatte um Möglichkeiten und Grenzen einer subjektiven Sprache ins Zentrum eines historischen Abrisses der Lyriktheorie. Daneben werden basale Analysekategorien zu Rhetorizität und Metrik, Vers- und Reim-, Strophen- und Gedichtformen exemplarisch an epochal repräsentativen Gedichten von Andreas Gryphius bis zu Friederike Mayröcker vermittelt und erprobt.

Literatur zur Einführung: Ludwig Völker (Hg.): Lyriktheorie. Texte vom Barock bis zur Gegenwart, Stuttgart 1990; Oliver Müller: Einführung  in die Lyrik-Analyse, Darmstadt 2011.

Einführung in die Dramentheorie

Mo 14-16 Uhr (Beginn: 16.04.2012, Herweghstraße 96, ÜR A)

Module: B.A./LA: Gattungen und Gattungstheorie

Seit Aristoteles epochaler „Poetik“ wird das Drama vor allem über die Darstellung von Handlung definiert, die nicht nur sprachlich, sondern auch leiblich – mitunter äußerst blutig – in Szene gesetzt wird. Entlang der Formen und Funktionsbestimmungen von Gewaltdarstellungen werden zentrale Positionen der Dramentheorie diskutiert. Einbezogen wird dabei auch die historische Aufführungspraxis, die Frage also, welche Darstellungsformen für Gewaltakte auf der Bühne zur Verfügung standen bzw. für bestimmte Stücke entwickelt wurden.

Zudem werden die zentralen Kategorien der Dramenanalyse an deutschsprachigen Dramen vom Barock bis zur Gegenwart vermittelt und erprobt. Pflichtlektüre sind folgende Dramen: Lohenstein, Cleopatra; Lessing, Emilia Galotti; Schiller, Maria Stuart; Kleist, Penthesilea; Büchner, Dantons Tod; Hofmannsthal, Elektra; Fleisser, Fegefeuer in Ingolstadt; Weiss, Die Ermittlung.

Literatur zur Einführung: Peter Langemeyer (Hg.): Dramentheorie. Texte vom Barock bis zur Gegenwart, Stuttgart 2011; Stefan Scherer: Einführung in die Dramenanalyse, Darmstadt 2010.

Innenräume in der Literatur des 17.-19. Jahrhunderts

Di 16-18 Uhr (Beginn: 10.04.2012, Herweghstraße 96, ÜR A)

Module: B.A./LA: Literaturgeschichte 17.-19. Jhd.

Das Wohnen ist heute eine selbstverständliche Kulturpraxis und prägt unsere Auffassung vom Innenraum als Ausdrucksform des Bewohners. Diese Vorstellung entwickelte sich jedoch erst im ausgehenden 18. Jahrhundert, wobei Unterhaltungs- und Fachzeitschriften wie das Journal des Luxus und der Moden oder das Magazin zur Erfahrungsseelenkunde eine führende Rolle übernahmen. Diese Ansätze wurden schnell für die Literatur interessant, die sich maßgeblich an der Neuformulierung der Inneneinrichtung beteiligte.

Es wird zu diskutieren sein, welche Reichweite die Analyse von Literatur für die Bestimmung historischer Kulturpraktiken hat. Im Zentrum stehen folgende Erzähltexte, deren Lektüre Voraussetzung für die Seminarteilnahme bildet: Beer, Teutsche Winter-Nächte; La Roche, Geschichte von Miß Loni; Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre; Schreiber, Reise meines Vetters auf seinem Zimmer; Stifter, Turmalin; Storm, Im Nachbarhaus links.

Literatur zur Einführung: Norbert Wichard: Erzähltes Wohnen. Literarische Fortschreibungen eines Diskurskomplexes im bürgerlichen Zeitalter, Bielefeld 2012; Bernd Stiegler: Reisender Stillstand. Eine kleine Kulturgeschichte der Reisen im und um das Zimmer herum, Frankfurt M. 2010.

Das Tagebuch - Textgattung und Gebrauchsform

Mi 8-10 Uhr (Beginn: 11.04.2012, Herweghstr. 96, ÜR C)

Module: B.A./LA:Literaturgeschichte 17.-19. Jhd.

Handelt es sich bei Tagebüchern überhaupt um Literatur? Nicht zuletzt wegen ihrer Stellung zwischen Literatur und Alltag gelten Tagebücher als eine experimentelle Textgattung, die maßgeblichen Anteil an der Produktion und der Versprachlichung von Intimität hatte. Die Literaturgeschichte kann dafür Beispiele von pietistischen Tagebüchern des 18. Jahrhunderts bis zum Journal intime des 19. Jahrhunderts heran ziehen. Zugleich aber, und das wird meist ausgeblendet, ist das Tagebuch eine Gebrauchsform, die maßgeblich von dem bilanzierenden  Rechenbuch, dem verortenden Logbuch und dem datierenden Kalender geprägt  ist.

Der Frage nach den Strukturmerkmalen und Potenzialen des Tagebuchs geht das Seminar an Beispielen von literaturnahen wie literaturfernen Diaristen und Diaristinnen nach. Einbezogen wird auch die materielle Machart der Tagebücher, deren Form bei der Publikation in der Regel verloren geht. Besprochen und analysiert werden Tagebücher von August Hermann Francke, Ulrich Bräker, Johann Caspar Lavater, Fürstin Louise von Anhalt-Dessau, Johann Wolfgang Goethe, Rahel Varnhagen von Ense, Friedrich Hebbel, Arthur Schnitzler und Lou Andreas-Salomé.

Literatur zur Einführung: Arno Dusini: Tagebuch. Möglichkeiten einer Gattung. München 2005; Absolut privat?! Vom Tagebuch zum Weblog, Ausstellungskatalog Museen für Kommunikation, Heidelberg 2008.

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